Bremen/Dortmund. Der BVB bricht in Bremen zum wiederholten Male ein. Geschäftsführer Watzke stellt sich vor die Mannschaft - und gibt den Titel noch nicht auf.

Ein wenig hatte sich die Laune bei den Profis von Borussia Dortmund am Sonntag dann doch gebessert. Jedenfalls schafften es Marcel Schmelzer oder auch Marco Reus wieder, mit einem Lächeln beim Reservisten-Training über den Platz zu traben, sogar zu scherzen. Die Nacht hatte scheinbar einige Wunden geheilt.

Am späten Samstagabend waren alle BVB-Spieler noch mit hängenden Köpfen durch den Innenraum des Bremer Stadions getrottet. Niedergeschlagen. Enttäuscht. Nach diesem grotesken 2:2 (2:0) gegen Werder Bremen, bei dem die Dortmunder lange meisterlich auf dem Rasen gewirbelt hatten, dann aber ängstlich eingebrochen waren.

Durch Treffer von Christian Pulisic (6.) und Paco Alcácer (41.) führte der BVB eigentlich souverän, bis Roman Bürki einen harmlosen Schuss von Kevin Möhwald durch die Beine flutschen ließ (70.). Kurze Zeit später versuchte Manuel Akanji, den Ball im Sechzehnmeterraum abzuschirmen, ließ dabei aber Ludwig Augustinsson auf Claudio Pizarro flanken. So dass der 40-Jährige den Ausgleich erzielte (75.).

Innerhalb von nur fünf Minuten verspielte der BVB fast alle Meisterhoffnungen.

Vier Punkte beträgt der Rückstand nun auf den Tabellenführer FC Bayern vor den letzten beiden Saisonspielen. Die Münchener werden also bereits Weißbier in den Kühlschrank stellen, weil sie mit einem Erfolg bei RB Leipzig am kommenden Samstag die siebte Meisterschaft in Folge begießen können. Bei den Dortmundern hingegen rückt eine möglich Meister-Party in weite Ferne. Weil wieder mal die Nerven flatterten. Weil sie wieder mal eine Führung verspielten. Während in der Hinrunde selbst ein Orkan das Selbstbewusstsein nicht wegstürmen konnte, genügt mittlerweile häufig ein zarter Gegenwind, damit bei der Mannschaft jegliche Sicherheit verfliegt.

Dadurch taucht rund um den Verein wieder ein Frage auf, die man durch die Käufe von Axel Witsel und Thomas Delaney im Sommer eigentlich schon beantwortet zu haben glaubte. Nämlich: Fehlt es im Kader doch an Mentalität?

„Das ist total dummes Zeug“, meint Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn: Die Mannschaft habe eine Riesenmentalität. „Sie hat auch gestern gefightet. Sie kriegt es nur in ihrem Reifeprozess manchmal noch nicht hin, dass sie das Ding zu Ende spielt.“ Deswegen: „Ein Mentalitätsproblem haben wir in keiner Art und Weise. Die Diskussion ist total fehl am Platze. Wir haben jetzt schon 15 Punkte mehr als vergangene Saison.“

Plötzlich senken sich die BVB-Schultern

Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass der BVB in Bremen nicht zum ersten Mal eingebrochen ist. In der Rückrunde haben sich auffällig viele Auftritte angesammelt, bei denen sich die Schultern der Schwarz-Gelben plötzlich senkten, die Beine zitterten. Beim 3:3 gegen Hoffenheim etwa. Beim knappen 2:1-Erfolg über Mainz. Bei der 2:4-Derbyniederlage gegen Schalke. Hinzu kommt das peinliche 0:5 beim FC Bayern.

Patzer, die Anfälligkeit bei Standardsituationen und die Probleme gegen tief stehende Gegner haben die Dortmunder wertvolle Punkte gekostet.

„Ich weiß nicht, ob es die Nerven sind“, erklärt Delaney, „aber ich weiß, dass es besser werden muss“. Trainer Lucien Favre meint: „Es gibt noch viele Sachen zu korrigieren.“

Am besten schon am Samstag, dann empfängt der BVB Fortuna Düsseldorf. „Wir wollen den Zuschauern noch mal etwas bieten“, sagt Watzke. Ein Sieg. Drei Punkte. Und doch noch auf ein Wunder hoffen, wie es Delaney ausdrückt.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bayern Meister werden, ist jetzt größer geworden“, erklärt Watzke. „Ich persönlich habe aber immer die Meinung vertreten, dass die Entscheidung am letzten Spieltag fällt.“ Deswegen gelte das, was auch auf dem Spruchband der BVB-Anhänger in Bremen prangte: „Es ist erst vorbei, wenn’s vorbei ist.“