Das 14-jährige Top-Talent des BVB ist ein Zukunftsversprechen. Experten aber warnen: Keiner kann die Entwicklung vorhersagen.
Jeder Fußball-Topklub in Europa hätte gerne den nächsten Lionel Messi in seinen Reihen. Der Kampf um Talente beginnt daher schon im Kindesalter. Doch wer tatsächlich Karriere machen wird, lässt sich nicht seriös prognostizieren, betont Schalkes Technischer Direktor Entwicklung Peter Knäbel. Viele Jugendliche, um die sich die großen Vereine stritten, verschwanden später in der Versenkung. Dieser Gefahr ist auch der 14-jährige Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund ausgesetzt, der bereits einen Ausrüster-Deal mit Nike in der Tasche hat.
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Es wurde wohl noch über keinen 14-Jährigen in Deutschland so viel geschrieben und diskutiert, wie über Yossoufa Moukoko von Borussia Dortmund. Der Nachwuchsstürmer schießt seit mehreren Jahren Tore am Fließband und ist bereits in die U17 aufgerückt. Jetzt hat er einen Ausrüstervertrag mit dem Sportartikelhersteller Nike abgeschlossen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung könnte ihm dieser durch Prämien bis zu zehn Millionen Euro einbringen. Nike setzt offensichtlich darauf, dass Moukoko der kommende Superstar wird. Doch Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass das noch lange nicht sicher ist.
"Kinder als Spekulationsobjekte"
Im September 2007 erschien in der Neuen Zürcher Zeitung ein Artikel mit der Überschrift "Kinder als Spekulationsobjekte". Darin ging es um den Streit der großen europäischen Fußballklubs um immer jüngere Talente. Die Namen der Kinder, die im Artikel genannt werden und um die damals Vereine wie Manchester United, FC Barcelona und Bayern München buhlten: Rhain Davies, Muhammed Demirci, Laureano Ludueña, Pierre Larrauri, Jean Carlos Chera und Nikon Jevtic. Zwölf Jahre später ist keiner von ihnen ein Star geworden, keiner von ihnen hat es geschafft, sich auf höchstem Niveau durchzusetzen.
Für einen Jugendspieler stellt es keineswegs eine Garantie für eine Weltkarriere dar, wenn sich die großen Namen des europäischen Fußballs um ihn streiten. Außergewöhnliche Leistungen in der U14 zu zeigen, ist etwas völlig anderes, als in der Bundesliga, der Premier League oder gar der Champions League zu glänzen.
Sichere Zukunftsprognose kaum möglich
Das weiß auch Peter Knäbel. Der 52-Jährige ist seit 2018 Technischer Direktor Entwicklung beim FC Schalke 04. Zuvor hatte er bereits beim FC Basel und beim Schweizerischen Fußballverband die Nachwuchsarbeit geleitet. Knäbel sagt: „Wenn es jemanden geben sollte, der über einen Zwölfjährigen mit Sicherheit sagen kann, ob er Karriere machen wird, dann hat der ausgesorgt. Es würde keiner, der jahrelang Kinder auf diesem Niveau beim Fußballspielen beobachtet hat, behaupten, er könnte das vorhersagen. Das geht gar nicht, das ist viel zu weit weg, da passiert viel zu viel in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.“
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Doch was sind die entscheidenden Faktoren, um vom Talent zum Profi zu werden? Knäbel meint: „Um sich zu entwickeln, müssen junge Spieler viel machen, oft den Ball berühren, häufig aufs Tor schießen. Dazu gehört ein gewisser Fleiß und die Motivation zur Leistung. Einstellung und harte Arbeit sind für mich Teil des Talents, nicht verschiedene Dinge.“
Ebenso wichtig ist es, dass der Spieler die Bodenhaftung nicht verliert. Dabei helfen bestenfalls Familie und Freund. Knäbel betont: „Ein stabiles Umfeld macht extrem viel aus. Wenn das nicht da ist, dann muss man schauen, dass man als Verein das bestehende Umfeld stützt. Man muss Werte vermitteln und man muss auch die nötige Geduld aufbringen, vor allem, wenn es nicht gut läuft. “
In Dortmund geben sich die Verantwortlichen alle Mühe, ihr großes Talent Moukoko bestmöglich zu unterstützen. Von der Öffentlichkeit wird er abgeschirmt, Interviews mit ihm sind verboten. „Angesichts des Alters halten wir uns bei dem Spieler zurück“, sagt Sportdirektor Michael Zorc. Auch er gibt zu bedenken: „Er ist noch viel zu jung, um eine weitreichende Einschätzung abzugeben.“ Es wird noch einige Jahre dauern, bevor die Fußballwelt erfährt, ob die Vorschusslorbeeren für Moukoko gerechtfertigt waren.