München. FC-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge setzt Trainer Niko Kovac nach dem 5:0 gegen Dortmund unter Erfolgsdruck. Nun geht es nach Düsseldorf.
Es ist nicht überliefert, ob Niko Kovac am Sonntag nach dem Aufstehen erst mal im Internet stöberte, während er seinen Kaffee schlürfte. Wenn, dann hätte der Trainer des FC Bayern begutachten können, wie vor allem die Boulevardmedien genüsslich ausschlachteten, wer in der Nacht alles auf der Party von Bayern-Verteidiger Jerome Boateng tanzte (interessant: Ex-BVB-Profi Roman Weidenfeller feierte auch mit).
Rauschhafter Auftritt des FC Bayern gegen den BVB
Derlei Berichterstattung hatte Kovac am späten Samstagabend noch kritisiert. „Es geht nur noch um Nebensächlichkeiten“, meinte er. Es schien so, als wollte der Trainer nach diesem rauschhaften 5:0 (4:0)-Erfolg gegen Borussia Dortmund mal ein paar generelle Dinge loswerden, ein paar Kritiker zurechtstutzen. Nun, da er bewiesen hatte, dass die Bayern-Mannschaft auch unter ihm wieder Höhen erklimmen kann.
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Denn im Grunde hat der Rekordmeister an diesem denkwürdigen Abend nicht nur den BVB vorgeführt, sondern die gesamte Bundesliga. Die mit Staunen feststellen musste, dass die Bayern trotz all der Probleme anscheinend nur mal gekitzelt werden müssen, um eine eigentlich selbstbewusste Elf wie eine Kreisliga-Truppe über den Rasen zu scheuchen. Da fällt es schwer, sich auszumalen, wie die Münchener die zurückeroberte Tabellenführung trotz des geringen Vorsprungs (ein Punkt) noch aus der Hand geben sollen. Ein Erfolg, der eigentlich auch Trainer Kovac stärken müsste. Nur schafften es die Münchener hinterher selbst, ihren Trainer wieder etwas kleiner erscheinen zu lassen. Mats Hummels etwa wollte nicht die taktische Einstellung loben, er meinte nur: „Wir wissen schon selbst, wenn wir was falsch machen.“
Bayern-Boss Rummenigge stellt Kovac wie einen Schuljungen dar
Vor allem aber hätte Kovac, falls er beim Kaffeeschlürfen auch mal den Fernseher einschaltete, am Sonntag sehen können, wie Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge den eigenen Trainer bei Sky wie einen Schuljungen darstellte. Als er etwa erzählte, dass man im November mal ein ernstes Wort mit Kovac habe reden müssen, weil den Bossen die ausgiebige Rotation nicht gefiel. „Das ist dann korrigiert worden.“ Es seien nun mal große Schuhe, in die Kovac hineinsteigen musste. Und überhaupt: Eine Job-Garantie gebe es für den 47-Jährigen schon gar nicht. „Wer damit nicht umgehen kann, ist beim falschen Klub.“ Rums.
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Die Mannschaft schien den Druck jedenfalls zu genießen. Nach sieben Jahren begegnete der BVB dem FC Bayern kurz vor dem Saisonende endlich wieder auf tabellarischer Augenhöhe, duckte sich dann aber weg. Weil die Münchener beeindruckend pressten, kombinierten, sich Torchance um Torchance erspielten.
Robert Lewandowski erzielt sein 201. Ligator
Robert Lewandowski erzielte dabei seinen 200. und 201. Bundesliga-Treffer, knackte dadurch als fünfter Stürmer der Bundesliga die Marke von 200 Toren. Er ist nun die Nummer fünf in der ewigen Bestenliste hinter Gerd Müller (365 Tore), Klaus Fischer (268), Jupp Heynckes (220) und Manfred Burgsmüller (213). „Ich bin sehr stolz“, sagte der Pole.
Doch bei all der Münchener Glückseligkeit wird es trotzdem spannend zu beobachten sein, wie sich die Bayern nun in den kommenden sechs Partien präsentieren. Die Probleme der Saison wie ein schleppendes Aufbauspiel, Tempodefizite und teilweise unkoordiniertes Pressing sind nicht einfach weggewischt. Der nächste Prüfstein wartet am Sonntag mit Fortuna Düsseldorf. „Es gilt, jedes Spiel für sich zu nehmen und die Finals alle zu gewinnen“, sagte Torhüter Manuel Neuer.
Der Verein will nun das Double holen. Bevor im Sommer kräftig investiert wird, um sich dem wichtigsten Ziel anzunähern: dem Champions-League-Titel. Für die anderen Bundesliga-Klubs stellt das nicht die schönste Perspektive dar. Denn schon jetzt scheinen die Bayern der Liga weiter entwachsen zu sein.