Dortmund. Als Trainer von Bayer Leverkusen kehrt Peter Bosz am Sonntagabend nach Dortmund zurück. Zum BVB war er in einer heiklen Phase gekommen.
Peter Bosz hat leichte Kopfschmerzen. „Aber nicht vom Alkohol“, wie er betont. Es ist das 1:1 gegen FK Krasnodar vom Donnerstagabend, das dem Trainer von Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen zu schaffen macht – weil es das Aus in der Europa League bedeutete. Aber: „Das ist jetzt vorbei, jetzt gucken wir nach vorne.“
Denkwürdiger Abschied beim BVB
Dabei ist der Blick nach vorne für Bosz derzeit einer in die Vergangenheit: Am Sonntag geht es zu seinem Ex-Klub Borussia Dortmund (18 Uhr/Sky). Dorthin, wo der Niederländer eine turbulente Amtszeit und einen denkwürdigen Abschied erlebte: Nach einer 1:2-Niederlage saß er im Presseraum, ein Journalist wollte eine Frage stellen – hatte sie aber vergessen, als er an die Reihe kam. „Wie die Spieler“, sagte Bosz. „Wir bereiten alles vor, und dann vergessen sie es.“ Der Trainer lächelte, die Journalisten lachten.
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Es war sein letzter Auftritt in Dortmund, noch am Abend beschloss der Klub das Ende der Zusammenarbeit nach acht sieglosen Ligaspielen in Folge. Doch die heitere Note passte zu diesem ungewöhnlichen Abschied, denn trotz der Trennung wird Bosz in Dortmund noch immer geschätzt. „Ich freue mich auf das Wiedersehen“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Gespräch mit dieser Zeitung. Er blieb nach der Trennung in Kontakt mit dem Trainer, gratulierte ihm zur neuen Aufgabe. „Er ist ein hervorragender Trainer und auch ein Super-Typ.“
Bosz klingt ähnlich: „Es war kurz, aber die Zeit war gut“, meint er. „Ich freue mich auf das super Stadion, auf das Wiedersehen mit den Fans und auf die Gelbe Wand.“ Und natürlich auf Mitarbeiter und Spieler. Vor allem aber will Bosz beweisen, dass er als Trainer mehr zu bieten hat, als in Dortmund zu sehen war. Dort musste er im Dezember 2017 nach nicht einmal einem halben Jahr gehen – weil auf einen Start mit 19 von 21 möglichen Punkten ein beispielloser Absturz folgte: Nur einen Sieg holte der BVB aus 13 Pflichtspielen.
„Bosz hat uns zu einer schwierigen Zeit trainiert, damals haben wir noch die Folgen des Anschlags gespürt, die Mannschaft war für seinen Fußball nicht optimal zusammengestellt“, deutet Watzke an, was damals die Probleme waren. Tatsächlich ging schief, was nur schiefgehen konnte. Die Folgen des Anschlags sowie der Rauswurf von Trainer Thomas Tuchel hatten den Klub zerrissen und die Gräben innerhalb der Mannschaft vertieft. Zu Saisonbeginn setzte der eigentlich unverzichtbare Ousmane Dembélé per Streik seinen Wechsel zum FC Barcelona durch. Der ähnlich wichtige Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang und auch andere Profis leisteten sich Disziplinlosigkeiten – und dass Bosz darauf zu zögerlich reagierte, erzürnte andere Spieler.
Wichtige BVB-Spieler verloren den Glauben an das System
Es war nicht der einzige Fehler: Sportlich setzte Bosz ohne Kompromisse auf sein radikal-offensives System mit aggressivem Pressing – konnte aber nicht verhindern, dass wichtige Spieler den Glauben daran verloren.
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In Leverkusen sind derartige Brüche noch nicht zu sehen: Zwar schied die Werkself im DFB-Pokal und in der Europa League aus, doch in der Liga gelangen in den vergangenen vier Spielen vier Siege – dem BVB gelang dagegen nur einer. „Vielleicht hat er auch ein wenig aus der Zeit bei uns gelernt“, sagt Watzke. „Er hat jetzt in Leverkusen auf jedem Fall einen starken Kader, den er formen kann und mit dem er Erfolg haben wird. Davon bin ich überzeugt.“
Auch Bosz will aus seinen Fehlern gelernt haben. Dem Eindruck, dass er nun vorsichtiger spielen lasse, mehr Wert auf Absicherung lege, widerspricht er aber vehement. „Da ist kein Unterschied – was mich betrifft“, sagt er. „Aber vielleicht machen die Spieler bei Bayer Leverkusen es besser, als es die Spieler damals in Dortmund gemacht haben.“ Es ist zumindest eine kleine Spitze in Richtung seiner früheren Spieler.