Nürnberg. Das 0:0 des Spitzenreiters Borussia Dortmund beim 1. FC Nürnberg ist mit Pech und Verletzungssorgen nicht zu erklären. Chancen waren genug da.

Spät, sehr spät hatte Axel Witsel dann noch einen überraschenden Einfall. Blöd war nur, dass das Spiel da längst gelaufen war, dass er nicht mehr den Profis des 1. FC Nürnberg auf dem Rasen gegenüberstand, sondern nur noch den Journalisten in den Katakomben des Max-Morlock-Stadions von Nürnberg.

„Ich finde, dass das ein gutes Spiel von uns war“, sagte der Bundesliga-Spieler von Borussia Dortmund zur allgemeinen Verwunderung – denn der Spitzenreiter der Bundesliga hatte nur lediglich 0:0 gespielt. Und das beim Tabellen-Schlusslicht. „Natürlich haben wir nicht das Ergebnis erzielt, das wir wollten“, räumte Witsel ein. „Aber wir haben guten Fußball gespielt.“

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Die Einlassungen des Belgiers waren durchaus repräsentativ. „Es hat sehr wenig gefehlt“, erklärte etwa Trainer Lucien Favre. Natürlich gaben sich die Dortmunder pflichtschuldig zerknirscht. Andererseits waren sie der Ansicht, eigentlich alles richtig und nur die Tore nicht gemacht zu haben. Ein torloses Unentschieden beim Tabellenletzten? Kann doch schon mal passieren.

BVB-Vorsprung auf FC Bayern schrumpft

Allerdings sind dem BVB zuletzt ein paar Kann-doch-schon-mal-passieren-Spiele zu viel unterlaufen, der Vorsprung auf Verfolger Bayern München ist von einstmals neun auf drei Punkte geschrumpft. Und das 0:0 von Nürnberg ist nicht nur mit Pech zu erklären. Oder damit, dass Stützen der Mannschaft wie Marco Reus, Lukasz Piszczek, Manuel Akanji verletzt fehlten.

Selbstredend hätte Dortmund gewinnen können, Chancen hatte vor allem Mario Götze, der mehrmals in Club-Torhüter Christian Mathenia seinen Meister fand (34., 35., 45., 53.). Wirklich zwingend war aber keine dieser Gelegenheiten – und die wohl beste verweigerte Schiedsrichter Harm Osmers den Gästen, als er nach einem Foul an Jadon Sancho im Strafraum zu Unrecht weiterspielen ließ (34.).

Je länger das Spiel dauerte, desto stärker ließen die Dortmunder die von Favre so oft geforderte Geduld vermissen. Immer wieder flogen Flanken aus dem Halbfeld in den Strafraum, die angesichts der eher kleingewachsenen Stürmer Götze und Paco Alcácer mit 1,75 Metern bzw. 1,73 Metern Körpergröße kein wirklich probates Mittel waren. „Wir hätten auf den letzten 30 Metern vor dem Tor auch mal mehr mit dem Ball dribbeln müssen“, monierte Favre. Normalerweise eine Stärke Sanchos, doch dem 18-Jährigen gelang wenig – er wirkte ebenso überspielt wie Witsel.

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Anderen fehlte indes die Form: Jacob Bruun Larsen etwa, dem erneut als Linksverteidiger aufgebotenen Abdou Diallo und Achraf Hakimi, auch wenn er nur auf der Auswechselbank Platz nahm. Und Alcácer hat seit dem 18. Dezember das Tor nicht mehr getroffen.

Warten auf BVB-Kapitän Marco Reus

Dass dem BVB die Ideen fehlten, warf auch die Frage auf, warum der Trainer gegen defensive Nürnberger so lange an der doppelten Absicherung durch Witsel und Thomas Delaney festhielt – und keinen kreativen Spieler wie Mahmoud Dahoud brachte. Sie wissen nicht so recht in Dortmund, wie sie mit der Situation umgehen sollen; sie wissen ja nicht einmal, wie sie sie nennen sollen. Ist es nun eine Krise? „Eine ganz kleine, wenn Sie wollen“, sagt Witsel. „Aber ich finde: Wir haben keine Krise.“

Sie wissen aber, dass sie daraus schnellstmöglich herauskommen wollen, und zwar mit den bewährten Hausmitteln: hart arbeiten, Ruhe bewahren – und auf die Rückkehr von Reus hoffen. Ob der Kapitän aber am Sonntag gegen Bayer Leverkusen (18 Uhr/Sky) wieder dabei sein kann, bleibt fraglich.