Dortmund. Der BVB erlebt die bislang komplizierteste Phase in dieser Saison. Der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung will den Spielern Vertrauen schenken.
Natürlich wurde auch nach dem bitteren 0:0 beim 1. FC Nürnberg am Trainingsgelände von Borussia Dortmund diskutiert. Fast jeden Tag setzen sich Lucien Favre und Sebastian Kehl zusammen, sie besprechen Probleme, suchen Lösungen. So machen es der Trainer und der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung immer seit dem vergangenen Sommer, in dem ihre Zusammenarbeit offiziell begann.
Es hakt beim BVB
Für Kehl war es damals eine Rückkehr zu den Schwarz-Gelben. Hier hatte er schon viele Erfolge gefeiert, war als Kapitän angesehen. Jetzt sollte er dabei helfen, dass der Verein nach einem komplizierten Jahr wieder zu sich selbst findet.
Dafür hat der 39-Jährige viele Maßnahmen ergriffen. Vor allem sollten Werte wie Respekt und Bodenständigkeit in die DNA der Mannschaft einfließen. Die Fans sollten wieder zu den Profis stehen, sie bedingungslos unterstützen. Klar ist: Die Arbeit ist langfristig angelegt. Doch natürlich wurde Kehl auch installiert, um in Phasen zu helfen, in denen es hakt, knarzt. Sich dies auf die Stimmung niederschlägt. So wie derzeit.
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Seit fünf Pflichtspielen warten die Schwarz-Gelben auf einen Sieg, der Vorsprung des Bundesliga-Tabellenführers auf den FC Bayern ist auf drei Punkte zusammengeschrumpft. Aus dem DFB-Pokal ist die Borussia bereits geflogen, in der Champions League droht nach der 0:3-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel bei Tottenham Hotspur das Aus. Der BVB erlebt vor dem Heimspiel am Sonntag (18 Uhr/Sky) gegen Bayer Leverkusen seine erste Krise der Saison.
Trainer Favre muss nun die sportlichen Antworten auf dem Platz finden. Aber auch Kehl ist gefordert. Als jemand, der weiß, wie man mit solchen Phasen umgeht.
Deswegen stellt sich Kehl im Gespräch mit dieser Redaktion auch vor die Mannschaft. „In der Hinrunde hat nahezu alles gepasst, und es ist eine Erwartungshaltung entstanden, mit der wir jetzt konfrontiert werden. Aber das ist doch trotzdem sehr positiv, weil es zeigt, dass uns der Neustart doch recht früh und in der Form etwas überraschend gelungen ist“, meint Kehl. Grundsätzlich seien Schwankungen mit dieser jungen Mannschaft ganz normal. „Wir stehen Mitte Februar drei Punkte vor dem FC Bayern München, das hätte wohl jeder vorher so unterschrieben.“
Deswegen meint Kehl auch nicht, dass es Sinn mache, die Arbeitsweise nun grundlegend zu verändern. „Ich glaube, es ist wichtig, sich genau in so einer Phase nicht treiben zu lassen, die Ruhe zu bewahren, unseren Weg einfach genauso weiter zu gehen“, sagt der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Wir geben der Mannschaft großes Vertrauen und arbeiten mit dem Trainerteam gemeinsam daran, in die Erfolgsspur zurückkommen. Und davon sind wir ganz ehrlich gar nicht so weit entfernt.“
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Tatsächlich haben die Dortmunder auch beim Unentschieden in Nürnberg keinen dramatisch schlechten Auftritt hingelegt. Doch es fehlte an der nötigen Konsequenz, einige Spieler wirkten außer Form, von der Klasse in der Offensive, mit der die Schwarz-Gelben die Liga in dieser Spielzeit bereits verzückt haben, war wenig zu sehen.
Leverkusen kommt Sonntag zum BVB
Und nun? Mit Leverkusen treffen die Dortmunder auf einen starken Gegner, der unter Ex-Borussia-Trainer Peter Bosz selbstbewusst auftritt. Dass Kapitän Marco Reus wieder auflaufen kann, ist eher unwahrscheinlich. Sonntag kann der BVB die Misserfolge vergessen machen. Oder weiter abrutschen.
Generell ist für Kehl das Gelingen seiner Arbeit nicht nur erfolgsabhängig. „Die Anforderungen rund um eine Mannschaft sind in den letzten Jahren extrem gewachsen. Es gibt eine Vielzahl an Themenfeldern, die eine gewisse Präsenz und Entscheidungskompetenz benötigen, und die weit über das Führen von Spielergesprächen oder das Ergebnis vom Wochenende hinausgehen“, sagt er. Am Ende sei das Ziel jedoch, „erfolgreich zu sein und sich Stück für Stück weiter zu professionalisieren“.
Deswegen diskutieren sie ja auch beim BVB.