Liverpool. Der FC Bayern sendet mit dem 0:0 in Liverpool ein Signal an die Bundesliga. Boss Rummenigge sagt: “Wir haben entscheidende Wochen vor uns.“

Karl-Heinz Rummenigge holte in der Interview-Zone noch einmal kurz Luft. Der folgende Satz war ihm, als er so auskunftsfreudig vor den Journalisten am Absperrgitter stand, besonders wichtig: „Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen.“ Der BVB muss eine solche Ankündigung durchaus als Androhung verstehen.

Nur ein paar Minuten zuvor hatte Bayern München in der Champions League ein 0:0 beim FC Liverpool ertrotzt und sich für das Achtelfinal-Rückspiel am 13. März eine gute Ausgangsbasis geschaffen. Mit den Gedanken aber war der Vorstandsvorsitzende längst wieder in der Bundesliga. Genauer: bei der Jagd auf Spitzenreiter Borussia Dortmund.

„Wir haben jetzt entscheidende Wochen vor uns“, sagte Rummenigge, „jetzt müssen wir schauen, dass wir was mitnehmen.“ Die Leistung von Liverpool habe nur bestätigt, was seit Wochen zu beobachten gewesen sei: Die Mannschaft ist in Schuss und hungrig. Partystimmung habe es in der Umkleidekabine jedenfalls nicht gegeben, so Rummenigge: „Mir hat das gut gefallen.“

Rummenigge: "Herberger hätte große Freude daran gehabt"

Wochenlang war das Europacup-Spiel in Liverpool zum Leistungstest stilisiert worden. Die gemeinsame Aufgabe schweißte Trainer Niko Kovac und seine Mannschaft zusammen. „Es war ein großartiges Spiel“, so Rummenigge. „Sepp Herberger hätte große Freude daran gehabt: einer für alle, alle für einen.“

Vor allem Niko Kovac, im Herbst angeblich auf dem Abstellgleis, gewinnt an Statur. „Es war auch ein wichtiges Spiel für ihn. Im K.o.-System der Champions League musst du die Mannschaft auf den Punkt hinkriegen“, so Rummenigge. „Die Mannschaft und er haben das toll bewältigt. Niko hat die Mannschaft sehr gut eingestellt, und die Mannschaft hat es perfekt umgesetzt.“

Dem Tempofußball von Ex-BVB-Trainer Jürgen Klopp hatte Bayern mit Javi Martinez im Mittelfeld und defensiven Außenverteidigern die Gefährlichkeit genommen. Die sonst so löchrige Abwehr stand plötzlich ihren Mann. Gefährlich ist das Ergebnis trotzdem: Schießt Liverpool ein Tor in München, muss Bayern zwei erzielen, um das Viertelfinale zu erreichen.

Die Spieler kümmert das Risiko nicht. „Wir haben bewiesen, dass wir es können“, sagte Kapitän Manuel Neuer, „das war ein tolles Signal.“ Liverpools Sturmreihe mit Sadio Mané, Mo Salah und Roberto Firmino bekam kaum Durchschlagskraft: Die Speerspitze blieb stumpf. „Es gibt nicht viele Teams, die in Liverpool zu Null spielen“, so Trainer Kovac. Präsident Hoeneß: „Das hat Spaß gemacht.“

Unüberhörbar setzt sich langsam ein neues Miasanmia-Gefühl durch. Das verlorene Spiel kürzlich in Leverkusen inmitten einer Siegesserie? „Das war eine schlechte Halbzeit“, sagte Rummenigge und tat die verspielten Bundesliga-Punkte als Betriebsunfall ab. „Es ist kein Zufall, dass wir den Rückstand auf Dortmund um sechs Punkte verkürzt haben. Aber es sind immer noch drei.“

Das Wörtchen „noch“ betonte er so deutlich, dass jedem klar war: Die aktuelle Tabellensituation auf Platz zwei hält Rummenigge für eine vorübergehende Erscheinung. „Man darf Bayern München nicht unterschätzen“, sagte er. Die Zeichen stehen günstig. Der BVB schwächelt und muss Sonntag (18 Uhr/Sky) selbst gegen Leverkusen ran; Bayern kann Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Hertha vorlegen und den Druck erhöhen.

Borussia Dortmund muss früher spielen

Im Titelkampf wird Bayern nicht durch die Champions League gestört. Das Rückspiel in München findet erst in drei Wochen statt. Dortmund dagegen muss schon am 5. März gegen Tottenham die Schlappe aus dem Hinspiel (0:3) wettmachen. Kurz davor warten die unangenehmen Aufgaben gegen Leverkusen und in Augsburg. Seit drei Bundesliga-Spielen hat der BVB nicht gewonnen.