Marbella. Achraf Hakimi startet bei Borussia Dortmund durch. Der Marokkaner spricht im Interview über den Wechsel zum BVB, seine Ziele und Vorbilder.

Ein Schrei gellt über das Trainingsgelände von Borussia Dortmund in Marbella, dann sackt Achraf Hakimi nach einem Zusammenprall mit Torhüter Erk Oelschlägel zusammen, wälzt sich auf dem Boden. Eine schwere Verletzung? „Nur ein Spaß“, sagt der 20-Jährige später lächelnd, als er sich zum Gespräch im Mannschaftshotel Gran Melia Don Pepe niederlässt. Der Marokkaner, der bei Real Madrid ausgebildet wurde und bis 2020 an den BVB ausgeliehen ist, hat erkennbar Freude an der Arbeit, albert in jedem Training mit den BVB-Kollegen. Im ersten deutschsprachigen Interview spricht er über den Wechsel von Madrid nach Dortmund, die Eingewöhnungszeit, seine Ziele und Vorbilder – und merkwürdige deutsche Gewohnheiten.

Freuen Sie sich, wieder in Spanien zu trainieren?

Achraf Hakimi: Natürlich, vor allem natürlich wegen des Wetters. In Deutschland ist es ja ziemlich kalt zurzeit. Da ist es hier deutlich angenehmer.

Wie gut klappt denn abgesehen vom Wetter die Eingewöhnung in Deutschland?

Achraf Hakimi (r.) von BVB im Gespräch mit Redakteur Sebastian Weßling.
Achraf Hakimi (r.) von BVB im Gespräch mit Redakteur Sebastian Weßling.

Hakimi: Sehr gut und genau so, wie ich es erhofft hatte. Meine Teamkollegen haben mir sehr geholfen, mich einzuleben und mich anzupassen.

Ist es schwergefallen, mit 19 Jahren die Heimat zu verlassen?

Hakimi: Das ist ein schwieriger Schritt, in ein anderes Land zu gehen, mit einer anderen Sprache und einer anderen Kultur. Aber ich musste diese Entscheidung treffen und es war ein richtiger Schritt für mich.

Warum?

Hakimi: Als junger Spieler war es für mich natürlich wichtig, mehr Spielminuten zu bekommen, jedes Wochenende spielen zu können. Und ich habe in Dortmund die Möglichkeit dazu.

Hakimi ist Afrikas bester Nachwuchsspieler

Mohamed Salah vom FC Liverpool ist zum zweiten Mal in Serie zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt worden. Der 26 Jahre alte Ägypter vom Club des deutschen Trainers Jürgen Klopp wurde am Dienstagabend bei einer Gala in Senegals Hauptstadt Dakar ausgezeichnet. Bundesliga-Profi Achraf Hakimi von Borussia Dortmund wurde zum besten afrikanischen Nachwuchsspieler des Jahres gewählt, wie der Kontinentalverband CAF mitteilte. Der 20 Jahre alte Marokkaner ist derzeit von Real Madrid an den BVB ausgeliehen. (dpa)

Aber jetzt müssen Sie sich mit der deutschen Sprache herumschlagen.

Hakimi: Oh ja, die ist schwierig. Aber ich habe zweimal pro Woche anderthalb Stunden Unterricht und jeder hier tut sein Bestes, um mir zu helfen. Bisher läuft es gut.

Wie klappt denn die Kommunikation mit den Teamkollegen? Hilft es, dass die Spanier Paco Alcácer und Sergio Gomez dabei sind?

Hakimi: Ja, natürlich ist es immer hilfreich, Kollegen zu haben, die deine Sprache sprechen. Man fühlt sich dann etwas mehr zu Hause. Aber auch mit den anderen Kollegen funktioniert es gut. Ich versuche dann eben auf Englisch zu kommunizieren, und das klappt in der Regel.

Gibt es Dinge, über die sie sich gewundert haben, als Sie von Spanien nach Deutschland kamen?

Hakimi: Neben der Sprache? Die Essenszeiten. In Deutschland wird viel zu früh gegessen (grinst). Aber man gewöhnt sich daran und passt sich an.

Wie klappt denn die sportliche Integration beim BVB?

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Hakimi: Gut. Es läuft bei uns, das zeigen wir Woche für Woche mit unseren Ergebnissen. Und ich finde, dass es auch für mich gut läuft, dass ich mich gut eingegliedert habe.

Warum fiel die Wahl im Sommer auf Dortmund?

Hakimi: Ich hatte mehrere Angebote, aber das beste war ganz klar von Borussia Dortmund. Sie haben mir als jungem Spieler großes Vertrauen entgegen gebracht – und den Mut, mich ins Team einzubauen. Von daher war es die richtige Entscheidung.

Was wussten Sie denn vorher über Borussia Dortmund?

Hakimi: Real hat ja letztes Jahr in der Champions League gegen Dortmund gespielt, da habe ich einiges mitbekommen: dass sie eine sehr laute und leidenschaftliche Anhängerschaft haben, dass sie einen starken Teamgeist haben und sehr gute Spieler. Und all das, was ich damals schon gespürt habe, bewahrheitet sich jetzt.

Sie haben ja schon 2016 mit der U19 von Real beim BVB gespielt und 5:2 gewonnen.

Hakimi: Genau. Deswegen hatte ich sehr gute Erinnerungen an Dortmund (lächelt).

Welche Rolle hat der Trainer bei Ihrer Entscheidung gespielt?

Hakimi: Eine sehr große. Ich habe schon vor meinem Wechsel mit ihm telefoniert, und er hat mich überzeugt. Seitdem habe ich sehr viel von ihm gelernt. Ich kannte ihn vorher nicht persönlich, aber viele Leute haben sehr positiv über ihn gesprochen.

Dani Carvajal, der in Madrid auf ihrer Position als Rechtsverteidiger spielt, wurde einst nach Leverkusen verliehen und hat sich dort enorm weiterentwickelt. War das ein zusätzliches Argument, diesen Schritt zu gehen?

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Hakimi: Natürlich. Wenn man irgendwo anders hin geht, versucht man immer, mit anderen Leuten zu sprechen, sich Ratschläge zu holen. Er hat mir sehr zugeraten, das zu tun, es würde mir sehr in meiner Entwicklung helfen – sportlich und persönlich.

In Carvajal und Marcelo spielen in Madrid absolute Weltstars als Außenverteidiger. Was haben Sie von den beiden gelernt?

Hakimi: Unglaublich viel. Wenn man mit den Besten zusammenspielt, versucht man in allen Bereichen von ihnen zu lernen. Bei Dani ist das die Intensität, mit der er spielt, aber auch alles andere – zum Beispiel, wie er sich die Schuhe anzieht (lacht).

Bei Real werden nur Siege und Titel akzeptiert. Wie hat sie das geprägt?

Hakimi: Natürlich hatte das einen Einfluss. Allerdings bin ich schon von Natur aus jemand, der immer gewinnen will. Wenn ich verliere, geht es mir schlechter. Egal ob auf dem Fußballplatz oder mit Freunden an der Playstation – ich bin jemand, der überhaupt nicht gerne verliert und ich ärgere mich sehr über jede Niederlage.

Und wie würden Sie sich als Spielertyp beschreiben?

Hakimi: Ich habe große Spielfreude. Obwohl ich Abwehrspieler bin, gefällt es mir, nach vorne zu gehen und dem Gegner Angst zu machen. Und ich bin schnell.

In der Jugend haben sie als Angreifer gespielt. Merkt man das ihrem Spiel noch an?

Hakimi: Natürlich, das steckt tief in mir drin. Auch wenn ich jetzt Außenverteidiger bin, habe ich immer noch einen großen Drang nach vorne.

Lucien Favre ist allerdings eine stabile Abwehr sehr wichtig.

Hakimi: Ja. Er kennt mich gut, er weiß, dass ich im Angriff sehr stark bin und mich in der Abwehrarbeit noch verbessen kann. Daran arbeiten wir.

Wie macht man das?

Hakimi: Arbeiten, arbeiten, arbeiten. Wir trainieren Tag für Tag die typischen Aktionen, die man als Verteidiger hat. Und wir sehen uns sehr viele Videos von Spielsituationen an.

Hans-Joachim Watzke will alles tun, Sie über das Leihende 2020 an den BVB zu binden, das hat er auf der Mitgliederversammlung gesagt. Hat er eine Chance?

Hakimi: Das sind Themen, in die ich mich nicht so einmische. Darum kümmert sich mein Berater. Ich bin momentan Spieler von Borussia Dortmund und nur darauf konzentriere ich mich.