Dortmund. Der FC Chelsea hat das Werben um BVB-Spieler Christian Pulisic gewonnen. Dortmund kassiert 64 Millionen Euro für den US-Amerikaner.
Wie ehrgeizig Christian Pulisic ist, zeigte sich bereits im Februar 2015. Der damals 16-jährige US-Amerikaner verschaffte sich mit Hilfe seiner Eltern die kroatische Staatsbürgerschaft, weil er sonst als minderjähriger Nicht-EU-Bürger in der U17-Auswahl von Borussia Dortmund nicht hätte spielen dürfen. Dieser formal-juristische Schachzug, den Pulisic seinem kroatisch-stämmigen Großvater zu verdanken hat, zahlt sich nun vier Jahre später in barer Münze aus. Nicht nur für Pulisic.
Borussia Dortmund kassiert vom sechsmaligen englischen Meister FC Chelsea für Pulisic’ Wechsel in die Premier League nebst Vertragsauflösung und umgehender Ausleihe zurück zum BVB stolze 64 Millionen Euro. Fast so viel, wie der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga im vergangenen Sommer für Axel Witsel (20 Millionen Euro/TJ Quanjian), Thomas Delaney (20 Mio./Werder Bremen) und Abdou Diallo (28 Mio./FSV Mainz 05) zusammen ausgegeben hatte. Zum Vergleich: Für den ausgeliehenen Torjäger Paco Alcácer werden im Sommer nur rund 23 Millionen Euro an den FC Barcelona fällig.
Unter BVB-Trainer Favre nicht mehr gefragt
Die üppige Ablösesumme aus London ist aber auch deshalb so bemerkenswert, weil Pulisic in seiner dritten schwarz-gelben Bundesliga-Saison, nun unter dem neuen Cheftrainer Lucien Favre, nicht mehr so recht zum Zug gekommen ist und plötzlich nicht mehr das gefragte Toptalent war.
Mit Jadon Sancho steht Pulisic seit Sommer ausgerechnet ein 18-jähriger Engländer im Weg, den Manchester City vor einem Jahr hatte nach Dortmund ziehen lassen. Sancho macht bislang das noch besser, was Pulisic eigentlich gut kann: schnelle Dribblings, erfolgreich ausgespielte Eins-gegen-eins-Situationen.
Da das Interesse aus der Premier League an Pulisic trotz stagnierender Leistungen nicht nachließ, kommt die Trennung nicht unerwartet. Auch wenn Chelsea offenbar einziger ernsthafter Interessent gewesen ist und sich auch auf eine Ausleihe von Pulisic bis zum kommenden Sommer einließ. BVB-Sportdirektor Michael Zorc geht jedenfalls mit den Vertragsmodalitäten kein Risiko ein, sollte sich der Angreifer in der Rückrunde verletzen oder gar noch weniger Spielzeit als jene 485 Minuten in der Hinrunde bekommen. Der Leih-Vertrag räumt Zorc dazu Zeit ein, sich nach einer Alternative für Pulisic umzusehen – sollte Jadon Sancho ausfallen.
Hängen lassen wird sich Pulisic bei Borussia Dortmund, das am Freitag ins achttägige Trainingslager ins südspanische Marbella reist, sicher nicht. Allein sein großer Ehrgeiz als nimmermüder Tempo-Dribbler spricht dagegen: „Wir werden alles daran setzen, einen Top-Saisonabschluss zu haben“, sagt er. „Ich wäre nicht dort, wo ich heute bin ohne den BVB und sein Vertrauen in junge Spieler. Es bleiben mir viele, viele unvergessliche Momente.“
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Doch es gibt auch unvergessliche Momente, die den Wechsel auf die Britische Insel befeuert haben. Pulisic’ Faible für die Premier League rührt schließlich aus einem Lebensjahr in England her. Papa Mark absolvierte in der Saison 2005/06 dort weite Teile seiner Uefa-Trainerlizenz beim Sechstligisten Brackley Town, gut 30 Kilometer von Oxford entfernt. Mama Kelley arbeitete als Austausch-Lehrerin an einer Schule. Christian spielte als Siebenjähriger bei Brackley Town – und fuhr mit seinem Vater in der Freizeit die Premier-League-Stadien ab.
„Wir haben damals alles aufgesogen, was die Liga gerade auch außerhalb des Rasens so ausmacht. Das hat bei Christian tiefen Eindruck hinterlassen, bis heute“, erklärte Mark Pulisic neulich in einem Interview mit dem britischen Fernsehsender Sky Sports. Das angebliche Interesse von Liverpool, Tottenham oder auch von Manchester United dementierte er in jenem Dialog allerdings.
Christensen spielt wenig beim FC Chelsea
Die Chance, nun ein Teil der teuersten und vermeintlich besten Fußball-Liga der Welt zu sein, bietet der FC Chelsea. Ob Christian Pulisic sich ausgerechnet an der Stamford Bridge durchsetzen kann? Borussia Mönchengladbachs einstiger Top-Innenverteidiger Andreas Christensen zählt bereits im zweiten Jahr bei den Blues zu den Bankdrückern und denkt über einen Wechsel nach – am liebsten zurück nach Deutschland, in die Bundesliga.
Das Statement von Christian Pulisic