Barcelona. In der Bundesliga trifft der Spanier jede halbe Stunde. Aber in der Nationalmannschaft fehlt er bei den Länderspielen mal wieder

Luis Enrique ist ein „sehr klarer und direkter Typ“, weiß Paco Alcácer. Außerdem gern originell, weshalb sich Spaniens Trainer zur Kaderbekanntgabe vor dem wichtigen Nations-League-Spiel heute in Kroatien – ein Sieg bedeutet den Einzug ins Finalturnier – mal wieder etwas Besonderes einfallen ließ. Seine Auserwählten präsentierte er, indem er ihre Panini-Bilder nacheinander auf ein Spielfeld klebte. Zur Erleichterung der Fans mit dabei: Jordi Alba, Weltklasse-Linksverteidiger vom FC Barcelona, den Luis Enrique zuvor wohl wegen aufmüpfiger Kommentare während gemeinsamer Klubzeiten ignoriert hatte. Nicht dabei hingegen: Paco Alcácer.

Paco Alcácer leidet unter Enriques Unberechenbarkeit

Das kann durchaus als überraschend gelten, hatte der Dortmunder doch zuletzt mit drei Toren in 107 Einsatzminuten gegen Wales und England den irren Rhythmus gehalten, der ihn in der Bundesliga alle 29,5 Minuten treffen lässt. Aber Luis Enrique ist eben Luis Enrique, ein Trainer der Unberechenbarkeit. Der bei Barcelona einst die Verpflichtung von Alcácer absegnete, ihn dann aber meist auf der Bank versauern ließ. Der nach seinem Wechsel zum BVB sofort aufhorchte („Auf meiner erweiterten Liste sind 73 Spieler ... mit Alcácer in Dortmund jetzt 74“) und ihn im Oktober nach über zwei Jahren Abwesenheit für Spanien reaktivierte. Und der jetzt auf ihn verzichtete, während die anderen Stürmer vom letzten Mal – Iago Aspas (Vigo), Rodrigo (Valencia), Morata (Chelsea) – wiederkommen dürfen. Obwohl sie torlos blieben.

Wichtiges Spiel für Spaniens Nationaltrainer

In Spanien hat die Entscheidung dennoch nicht für Aufsehen gesorgt: wohl der bekannte Lobbynachteil eines im Ausland aktiven Spielers. Dabei ist der 25-jährige Alcácer nicht mehr angeschlagen, und eine reine Schonmaßnahme wäre auch ungewöhnlich, da die Partie in Kroatien über die Zwischenbilanz von Luis Enrique entscheidet.

Nach spektakulär gelungenem Amtsantritt hat das 2:3 gegen England für erste Zweifel gesorgt. Auch insofern schien es ratsam, die offene Flanke beim Thema Alba zu schließen. Luis Enrique verweigerte standhaft das Eingeständnis von Beziehungsproblemen, parierte die zahllosen Fragen aber durchaus mit Humor. Wenn er noch mal Spieler wäre, würde er gern Jordi Alba sein, sagte er etwa unter Anspielung auf ein berühmtes Zitat von Weltmeistertrainer Vicente Del Bosque über Sergio Busquets. BVB-Profi Paco Alcácer hält derweil lieber still und sagt gar nichts, denn er weiß nur zu gut: mit Luis Enrique ist nicht zu spaßen. Beziehungsweise nur nach dessen Witzen.