Dortmund. BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel traut sich nicht das Wort Meister auszusprechen. Eine andere BVB-Legende klingt da schon offensiver.

Als eine Besucherin des WAZ-Städteabends am Montag im Deutschen Fußballmuseum an einer Tafel, auf die alle Deutschen Meistern seit der Einführung der Fußball-Bundesliga eingraviert sind, vorbeikommt, bleibt sie kurz stehen. Dann dreht sie sich um und sagt: „Da stehen wir bald auch wieder.“ Mit „wir“ meint sie Borussia Dortmund, ihren Verein, den aktuellen Tabellenführer der Bundesliga.

Mit ihrem Optimismus ist sie längst nicht mehr allein. Auch Marcel Raducanu, in den 1980er-Jahren von den BVB-Anhängern für seine Dribbelkünste verehrt, ist sich sicher: „Die werden Meister.“

Am Montagabend erntete er dafür viel Applaus bei einem Talk im Museum. „Die werden durchmarschieren – und ich bin froh, dass es so ist“, sagte der 64 Jahre alte Rumäne, der seit vielen Jahren eine Fußballschule in Dortmund betreibt. „Das war schon langweilig, immer waren die Bayern oben. Aber jetzt spielen die Dortmunder super Fußball.“

Defensivverbund beim BVB ist stabil

Das ist mal eine Ansage. Eine andere BVB-Legende äußerte sich da etwas zurückhaltender. Und dass, obwohl Norbert „Nobby“ Dickel nicht wirklich für seine leisen Töne bekannt ist.

Der Dortmunder Pokalheld von 1989 ist seit der Saison 1992/93 Stadionsprecher der Borussia, außerdem kommentiert er leidenschaftlich das Fan-Radio im Internet. „Dieser Verein zieht einen einfach in den Bann“, sagt der 56-Jährige. „Der Unterschied zur vergangenen Saison ist, dass der Defensivverbund stabil ist, deshalb sind wir noch nicht eingebrochen. Wir sollten gucken, dass wir die Tabellenführung in die Sommerpause retten.“

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Klartext: Dann wäre der BVB erstmals seit 2012 wieder Meister. Dickel muss lachen – die Zuschauer tun es ihm gleich, johlen und klatschen.

Dickel ist mit seiner Art noch immer bei den Fans beliebt. Er selbst ist längst mit Leib und Seele Borusse. Gerade erst konnte er vor lauter aus ihm heraussprudelnder Emotionen kaum noch weiterkommentieren, als der BVB mit 3:2 gegen den FC Bayern gewann.

„Die Dramaturgie war perfekt“, sagt Dickel. „Zweimal liegen wir zurück. Marco Reus macht dann die einfachen Dinger nicht, hebt sie sich für die schönen Dinger auf. Und dass Paco auch noch eins macht, war ja klar.“ Kapitän Reus traf per Elfmeter und mit einer sehenswerten Direktabnahme, Paco Alcacer erwies sich einmal mehr als eiskalt vor dem Torwart – in diesem Fall vor Manuel Neuer. (meme)

WAZ-Städteabend im Deutschen Fußballmuseum

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