Essen. Matthias Sammer und Hans-Joachim Watzke lagen sich beim BVB-Siegtor in Fürth in den Armen. Darf Sammer das als TV-Experte? Ein Pro & Contra.
Durch zwei Last-Minute-Tore gewann Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 2:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung. Beim Siegtor jubelte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gemeinsam mit Berater Matthias Sammer. Sammer wird die kommende Bundesliga-Saison als TV-Experte begleiten. Darf er sich deshalb so in der Öffentlichkeit mit Watzke zeigen?
Pro: "Er muss sich nicht verleugnen" (von Peter Müller)
War das ein Jubel! Als der große BVB mit einem späten Treffer in der Nachspielzeit der Verlängerung des Pokalspiels beim Zweitligisten Fürth eine Blamage vermied, fielen sich alle Dortmunder in die Arme. Wie im Fernsehen zu sehen war: auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und der als externer Berater verpflichtete Matthias Sammer.
Der kassiert allerdings auch Honorar vom TV-Sender Eurosport – als Experte bei Bundesligaspielen. Eine Überschneidung, keine Frage. Aber doch bitte kein Skandal.
Hätte sich Sammer verleugnen sollen? Er ist mit Borussia Dortmund als Spieler und als Trainer Deutscher Meister geworden, nun haben die Schwarz-Gelben einen neuen Job auf ihn zugeschnitten – da wäre es doch verwunderlich, wenn er sich nicht über ein Weiterkommen im Pokal freuen würde.
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Dass derselbe Matthias Sammer 2013 als Sportdirektor des FC Bayern im Dortmunder Stadion tobte, als hätte es seine BVB-Vergangenheit nicht gegeben, muss er mit sich selbst ausmachen. Seine Qualität als TV-Experte müsste erst dann angezweifelt werden, wenn er sich parteiisch äußern sollte. Er muss allerdings wissen, dass ihm alles, was er zum BVB sagt, um die Ohren fliegen kann. Weil er für diesen Verein arbeitet. Nicht weil er jetzt mal mit Watzke gejubelt hat.
Contra: "Es geht um Glaubwürdigkeit" (von Melanie Meyer)
Ein derartiger Gefühlsausbruch wie beim Siegtreffer des BVB in Fürth hätte Matthias Sammer zumindest öffentlich nicht passieren dürfen. Er war falsch. Und das hat mehrere Gründe.
Matthias Sammer wird als TV-Experte bei Eurosport vor allem wegen seiner neutralen, sachlichen Analyse geschätzt. Von solchen Eigenschaften war in Fürth nichts zu sehen. Er zeigte sich unverhohlen befangen. Die Bilder, wie er Arm in Arm mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke jubelt, werden im Hinterkopf sein, wenn er zukünftig einen BVB-Gegner – oder gar die Borussia – bewerten soll.
Auch war der Jubel, die innige Umarmung mit Watzke, einfach eine Spur zu dick. Ja, Sammer hat als ehemaliger Spieler und Trainer eine schwarz-gelbe Vergangenheit. Und ja, er arbeitet für die Dortmunder. Aber er ist externer Berater. Er ist also explizit nicht Teil des Vereins. Er soll die Sicht von außen liefern. Das wird schwer, wenn die Nähe so offensichtlich ist.
Außerdem muss sich Sammer die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit gefallen lassen. Jahrelang stilisierte er sich als großer Meckerer, als Bayern-Vertreter, der sich mit Jürgen Klopp zoffte. Und nun geht er wieder auf Kuschelkurs? So schön gemeinsame Freude ist: Diese Bilder haben dem Experten Matthias Sammer geschadet.