Dortmund. Im Mittelfeld fehlte es Borussia Dortmund länger an Geschwindigkeit und Esprit. Von BVB-Trainer Peter Stöger gibt es nun Lob von Mahmoud Dahoud.
Neulich beim Training war Roman Weidenfeller nicht gerade sonderlich amüsiert. Man könnte sogar sagen, dass der erfahrene Torwart von Borussia Dortmund aufgebracht war. Das Feld war klein, die Anzahl der Spieler auch. Fast jede Aktion mündete sofort in einen Torschuss, was die Wachsamkeit der Feldspieler besonders erfordert. Sie müssen das Tor noch intensiver beschützen.
In Weidenfellers Mannschaft spielte auch Mahmoud Dahoud. Dessen Gegenspieler führte den Ball. Weidenfeller rief und rief, aber Dahoud attackierte nicht. Der Ball schlug flach und unhaltbar in Weidenfellers Tor ein. Des Weltmeisters Empfehlung an Dahoud, das beim nächsten Mal doch bitteschön besser zu lösen, geriet lautstark und eindeutig. Die Herren vertrugen sich später wieder.
So ist er aber eben auch manchmal, dieser Mahmoud Dahoud, den alle nur „Mo“ nennen. Peter Stöger, sein Trainer, beschreibt das ganz hübsch: „Mo ist nicht immer so ausrechenbar. Offensiv ist das gut, defensiv eher schwieriger.“
Ein gewisser Wankelmut begleitete den zwölf Millionen Euro teuren Mittelfeldspieler im Sommer von Borussia Mönchengladbach zum BVB. Genau das ist ja sein Problem bisher: Stets und immer ist zu sehen, dass ihm der Ball grundsätzlich gehorcht, dass er Dinge damit anstellen kann, die vielen sehr guten Mannschaften helfen könnten. Aber er durchmischt diese Momente eben immer wieder auch mit erstaunlichen Fehlleistungen.
Bis zum ansehnlichen 1:1 am Samstag bei RB Leipzig hatte der 23-Jährige noch nicht übermäßig viele Argumente geliefert, dass das Dortmunder Spiel ein signifikant besseres sein kann, wenn er es in der Zentrale mitsteuert. Er wirkte oft wie einer, der seinen Platz noch sucht, der seinen Mut noch sucht.
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Gegen Leipzig aber bereitete er den Treffer von Marco Reus mit einem wunderbaren Pass vor und lieferte eine Vorlage für ein sicheres Tor von Michy Batshuayi, das dieser aber dann verpasste. Dahoud lief 13,4 Kilometer – mehr als jeder andere. Ein erstaunlicher Wert auf der nach oben offenen Manni-Bender-Skala. Dahoud führte 32 Zweikämpfe – mehr als jeder andere.
Es war ein Signal zur rechten Zeit, denn im zentralen defensiven Mittelfeld fehlt es der Borussia schon länger an Geschwindigkeit, an Esprit – an einem Element, das schwer ausrechenbar ist. Eigentlich also an Dahoud. Stöger war in den vergangenen Wochen auf der Suche nach der perfekten Besetzung. Sehr wahrscheinlich gehört Dahoud dazu.
„Wir haben schon mehrere Varianten durchprobiert, und jetzt hat es mal ganz gut funktioniert“, sagt Stöger und ist zufriedener als es klingt. Dann fügt er an: „Das heißt nicht, dass die anderen Jungs es nicht können.“ Heißt es nicht. Aber Dahoud hat eben etwas, das die Strategen Gonzalo Castro und Nuri Sahin (derzeit) nicht haben und auch seinem Nebenmann in Leipzig, Julian Weigl, zumeist abgeht: enormen Zug nach vorn, auch im Dribbling. „Mo hat Tempo und Überraschungsmomente im Spiel, ist viel unterwegs. Und wenn er die Zweikämpfe gewinnt wie in Leipzig, dann kommt er auch in seine Umschaltaktionen“, lobt Stöger. Ball gewinnen, ab nach vorn. „Niemand ist perfekt. Wir wissen, was er hat. Wenn er mehr von dem offensiv einbringt, dann ist er ein Spieler, der permanent spielen kann.“
Am Donnerstag trifft der BVB auf Salzburg
Dahoud gilt durchaus als sensibel. In Dortmund hoffen die Verantwortlichen, dass der Auftritt in Leipzig das Vertrauen in sich stärkt. „Ich freue mich für Mo, dass er das, was er in Ansätzen schon gezeigt hat, nun bestätigen konnte. Wir wünschen uns, dass er das kontinuierlicher zeigt“, sagt Stöger und fügt einen Satz an, der viel über Dahoud sagt, weil er eben auch nach einem Aber klingt. „Dass er es drauf hat, ist klar.“
Doch Abers soll es keine mehr geben. Dem BVB steht in den kommenden Wochen die entscheidende Saisonphase bevor. Donnerstag schon geht es im Achtelfinale der Europa League gegen den FC Salzburg, der eine ähnliche Spielanlage wie Leipzig hat. Vielleicht wäre nicht nur das wieder was für Mahmoud Dahoud. Den BVB würde es freuen. Roman Weidenfeller eingeschlossen.