Mönchengladbach. Auch nach zweieinhalb Jahren beim BVB hat Torwart Roman Bürki seine Kritiker noch nicht überzeugt. In Gladbach zeigte er aber. was er kann.

Die Szene verdeutlichte früh, dass Roman Bürki fest entschlossen war. Als der Ball so herrenlos im Dortmunder Strafraum herumlag und Raul Bobadilla, Borussia Mönchengladbachs Stürmer von kräftiger Gestalt, herangestürzt kam, da zögerte Bürki keine Sekunde. Der Torwart von Borussia Dortmund warf sich mit den Händen zuerst den heranfliegenden Beinen des Gegners entgegen und schnappte sich knapp vor ihm den Ball. Es folgten der Frontalzusammenprall und Schmerzen. Bürki musste behandelt werden, konnte aber zum Glück für den BVB weitermachen. Denn der Schweizer war es, der den Schwarz-Gelben im Gladbacher Schusshagel den 1:0-Sieg rettete. "In dem Moment schmerzte es ein wenig und ein kleiner Schock war auch dabei", sagte Bürki nach der Partie über die Szene mit Bobadilla, die sich nach etwa 20 Minuten Spielzeit ereignete.

BVB-Verteidiger Sokratis lobt: "Roman hat es sehr gut gemacht"

Zu diesem Zeitpunkt hatte der 27-Jährige schon einmal glänzend gegen Lars Stindl pariert (13.). Es folgten zum Teil spektakuläre Aktionen gegen erneut Lars Stindl (55.), den folgenden Nachschuss von Raul Bobadilla und den Kopfball aus Nahdistanz von Nico Elvedi (70.). 28 Mal schossen die Gladbacher auf das Dortmunder Tor, elf Paraden häufte Bürki bis zum Ende der Partie an. Saison-Rekord in der Bundesliga. Zum neunten Mal in dieser Saison blieb er ohne Gegentor. Kein Torhüterkollege hat in dieser Saison einen besseren Wert. "Roman hat es sehr gut gemacht", lobte der ebenfalls starke Innenverteidiger Sokratis seinen Hintermann. Und auch Trainer Peter Stöger wusste, dass er das Ergebnis vor allem seinem "sehr, sehr guten Torwart" zu verdanken hatte.

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"Ich bin sehr zufrieden, weil wir zu null gespielt haben", sprach Bürki bescheiden. Und auch wenn er es nicht zeigte, war der Auftritt in Gladbach ein wichtiger für ihn, weil sich seine Kritiker zuletzt formiert hatten. Das tun sie häufig und schnell und so manches Mal auch nicht ohne Grund. Sie warfen ihm zuletzt die Komplizenschaft bei einem Teil der Gegentore gegen den SC Freiburg, den 1. FC Köln und Atalanta Bergamo vor. Immer wieder sieht sich der Schweizer der Frage ausgesetzt, ob er denn den Ansprüchen des BVB genüge.

2015 war er aus Freiburg nach Westfalen gekommen, sein Spiel musste er komplett umstellen. Und manchmal wirkt es so, als würde er sich in alten Zeiten zurückwünschen. Die Partie in Gladbach widerspricht dieser These nicht. Denn Bürki ist oft dann am besten, wenn er maßgeblicher Teil des Spiels ist, wenn ihm die Schüsse um die Ohren fliegen, wenn er mit seinen Paraden das Aussichtslose möglich machen soll, wenn in der Fülle guter Aktionen kleine Unsicherheiten untergehen können. In Freiburg war das immer so, in Dortmund wird er in der Regel seltener gebraucht. Da muss er für gewöhnlich in den wenigen entscheidenden Augenblicken auf der Höhe sein. Jede einzelne Aktion muss sitzen, was nicht immer der Fall war.

Wiederkehrender Vorwurf deswegen: guter Torwart, aber er gewinnt dem BVB zu selten Punkte, zu selten Spiele. In Gladbach zumindest hat er den Gegenbeweis angetreten. "Ich trainiere tagtäglich. Ich versuche mich zu verbessern. Es gelingt nicht immer alles. Eine Woche bist du der Held, eine Woche bist du der Idiot", sagte Bürki beim Fernsehsender Sky. Diesmal: Held. Bürki weiß, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden, dass dieser Abend von Gladbach noch nicht ausreicht, ihn mit seinen Kritikern in Dortmund zu versöhnen.