Dortmund. . Nationalspieler André Schürrle wurde beim BVB scharf kritisiert - und zählt nun zu den prägenden Spielern. Auch dank seines Trainers.
Nein, ein Zauberer ist Peter Stöger nun wirklich nicht. So sieht es zumindest der größte Experte in Sachen Stöger, und der sollte es tatsächlich wissen – handelt es sich doch um niemand geringeren als den Trainer von Borussia Dortmund selbst. Nein, er habe nicht einfach die Hand aufgelegt und eine schlechte in eine gute Fußballmannschaft verwandelt, beteuert der Österreicher. Der BVB sei schon vor seiner Ankunft eine ziemlich gute Truppe gewesen, bei der jetzt einige Dinge einfach besser funktionierten. Und mit André Schürrle „habe ich gar nichts gemacht“, versichert er. Der sei einfach ein herausragender Fußballer, habe dies aber zuletzt nicht so zeigen können. Jetzt sei er endlich auf dem Weg, sein volles Potenzial abzurufen – „und ich hoffe, dass das so weitergeht“, sagt Stöger vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag (18 Uhr/Sky).
Schürrle als Hoffnungsträger? Das hätte vor wenigen Wochen noch arg unglaubwürdig geklungen. Der Angreifer war längst abgestempelt als 30 Millionen Euro teurer Fehleinkauf. Im Winter hätte er den Verein verlassen dürfen, nur die Verletzung von Andrey Yarmolenko verhinderte dies im letzten Moment. „Ganz offen und ehrlich gesagt: Beide Seiten sind – Stand jetzt – noch nicht zufrieden“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der Zeitung „Welt“. Und als Schürrle vor fünf Wochen gegen den VfL Wolfsburg eingewechselt werden sollte, ließ das Dortmunder Publikum seinen Unmut recht deutlich erkennen.
Erstaunliche Entwicklung
Wohl nichts illustriert die erstaunliche Entwicklung, die der Nationalspieler seitdem genommen hat, besser als die Reaktion der Fans beim 3:2-Sieg gegen Atalanta Bergamo in der Europa League am Donnerstag. Sehr laut und langgezogen hallten die „Schüüüüü!“-Rufe durch das Dortmunder Stadion.
Eine Form der Anfeuerung, die nur wenigen zuteil wird: „Knuuuuut“ Reinhard etwa wurde in Dortmund so gefeiert, „Yyyyyyyves“ Eigenrauch auf Schalke. Fußballer, die technisch nicht unbedingt die stärksten waren, dies aber mit Kampfgeist und Einsatz ausglichen, weshalb sich das Ruhrgebietspublikum besonders gut mit ihnen identifizieren konnte.
An Einsatz hat es auch Schürrle nie vermissen lassen – aber von einem Weltmeister und Rekordeinkauf wird dann eben doch ein bisschen mehr erwartet. Zuletzt aber gerieten Aufwand und Ertrag immer besser ins Gleichgewicht: Schon beim 3:2-Sieg gegen Köln erzielte Schürrle den Siegtreffer, gegen Bergamo traf er zum 1:0 und leitete einen weiteren Treffer ein.
Auch Batshuayi ist ein Faktor
Zu verdanken hat Schürrle dies auch seinem neuen Nebenmann, dem vom FC Chelsea ausgeliehenen Mittelstürmer Michy Batshuayi. Mit seiner wuchtigen Spielweise reißt der Belgier jene Lücken, die Schürrle braucht für sein Spiel, in die er mit Dynamik hineinstoßen kann – das Dribbling auf engstem Raum liegt dem Nationalspieler eher weniger. „Gute Spieler profitieren voneinander“, sagt Stöger dazu. „Ich glaube, dass auch Michy davon profitiert, dass Schürrle richtig viel unterwegs ist.“
Und zumindest ein wenig profitieren beide auch von ihrem Trainer, von dem Schürrle das Vertrauen bekommt, das ihm zuletzt oft fehlte: „Ich habe mit ihm natürlich zwei, drei Gespräche geführt“, erklärt der Trainer. „Und ich habe ihm gesagt, dass er von mir Einsatzzeiten bekommt, wenn er fit ist und sich aufdrängt. Und den Rest macht er selbst.“ Und das reicht schon, um vom Fehleinkauf zum Hoffnungsträger zu werden.