Düsseldorf. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kritisiert, dass dem BVB ein Leader fehlt. Lob gibt es dagegen für einen Neu-Dortmunder - und Schalke.
Am Tag nach dem Europa-League-Erfolg von Borussia Dortmund gegen Atalanta Bergamo hat Rekordnationalspieler Lothar Matthäus seine Kritik an fehlenden Führungsspielern beim BVB erneuert. „Mir fehlt einfach ein Leader auf dem Platz“, sagte der Sky-Experte am Freitag vor Journalisten in Düsseldorf. „Hummels, Kehl, Lewandowski oder Weidenfeller – diese Spieler fehlen mir bei Dortmund.“
„Der BVB gehört zu den Top Ten in Europa. Daran muss man sich messen“, sagte der Rekordnationalspieler. Das Minimalziel müsse die Champions League sein. Doch momentan würden die Persönlichkeiten auf dem Platz fehlen: „Sokratis scheint mehr mit sich selbst zu kämpfen, Reus war lange verletzt, Kagawa ist zu ruhig, Castro auch. Da fehlt einer, der mit Gesten seine Mitspieler mitreißen kann, wie ein Vidal oder ein Martínez bei Bayern München.“
Angetan zeigte sich der frühere Bayern-Profi hingegen vom BVB-Trainer. „Peter Stöger tut der Mannschaft gut, gibt ihr Ruhe. Er ist ein Mann, der auch über die Saison hinaus das Ruder in die Hand nehmen kann.“
Offenes Spiel in Gladbach
Am Sonntag (18 Uhr/Sky) trifft Dortmund in der Bundesliga auf Borussia Mönchengladbach. Lothar Matthäus, der fünf Jahre für die Gladbacher spielte, erwartet ein offenes Spiel: „Dortmund hatte die Belastung, Gladbach konnte sich in der Woche vorbereiten, allerdings sprechen die letzten Spiel gegen Gladbach.“ Nach dem schwachen Rückrundenstart kamen zuletzt auch Diskussionen um Gladbachs Trainer Dieter Hecking auf. Lothar Matthäus stützt ihn: „Ich glaube, dass Dieter das hinkriegt. Er ist ein erfahrener Trainer, der eigentlich weiß, was er zu tun hat.“ Die Mannschaft brauche nun aber auch die Hilfe der Fans. „Gerade jetzt gegen Dortmund müssen die Fans die Mannschaft unterstützen.“
Dortmunds Revierkonkurrenten Schalke 04 sieht Lothar Matthäus auf einem guten Weg. „Schalke hat ganz sicher die Möglichkeiten, sich mit fünf, sechs Mannschaften von dem Rest der Liga abzusetzen.“ Um aber auch mal einen Titel zu holen, „muss man einen Spieler wie Leon Goretzka langfristig halten können. Da muss man frühzeitig um zwei, drei Jahre verlängern“. Die Entscheidung des Nationalspielers, zum Rekordmeister Bayern München zu wechseln, kann der Weltmeister von 1990 nachvollziehen: „Er stellt sich einer höheren Aufgabe. Natürlich weiß er, dass er nicht wie auf Schalke einen Stammplatz bei den Bayern haben wird. Aber er stellt sich dem. Drei jahre Schalke, jetzt fühlt er sich bereit, den nächsten Schritt zu machen. Ich traue ihm das zu.“
Matthäus rät Meyer zum Verbleib
Max Meyer, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, rät Matthäus allerdings zum Verbleib auf Schalke. „Wenn ich sein Berater wäre, würde ich ihm empfehlen, um ein paar Jahre auf Schalke zu verlängern. Er hat seine Position auf der Sechs gefunden. Jetzt muss er spüren, dass ihm der Trainer vertraut.“
Lothar Matthäus lebt in Budapest und arbeitet für verschiedene Medien als Experte und Kolumnist. Ein Trainerjob reize ihn im Moment nicht – auch nicht bei seinem Ex-Verein in München. Der 56-Jährige hofft, dass Jupp Heynckes sich doch noch zu einer Vertragsverlängerung bereit erklärt: „Das würde uns doch alle freuen.“ Vor der Leistung von Eintracht-Trainer Niko Kovac hat Matthäus zwar Respekt, als Nachfolger sieht er ihn momentan nicht: „Für Kovac und Julian Nagelsmann (Trainer TSG Hoffenheim, d. Red.) ist es noch zu früh. Bayern München sucht einen erfahrenen Trainer, der schon Titel gewonnen hat.“ Seine Idealbesetzung: Bundestrainer Joachim Löw. „Er würde passen.“