Mönchengladbach. . Borussia Mönchengladbachs Matthias Ginter sucht keine Ausreden. Vor dem Spiel am Sonntag gegen seinen Ex-Klub BVB nennt er die Probleme.
Der Faschingsdienstag ist in Mönchengladbach mit einem Karnevalsumzug traditionell närrisch. Borussias Nationalspieler Matthias Ginter (24) bekam vom bunten Treiben allerdings nichts mit: „Ich habe die Zeit genutzt, um ein wenig zu entspannen.“ Ein gesunder, ausgeruhter Weltmeister wird vonnöten sein, um den Gladbacher Negativlauf in der Bundesliga mit vier Niederlagen in fünf Rückrundenspielen zu stoppen. Am Sonntag (18 Uhr/Sky) geht es gegen Ginters Ex-Klub Borussia Dortmund.
Herr Ginter, wie sehr hat es Sie gefreut, dass Ihr alter Dortmunder Kollege Mario Götze zuletzt gegen den HSV mal wieder getroffen hat?
Matthias Ginter: Das hat mich sehr gefreut, er hatte schließlich wegen seiner Erkrankung und einiger weiterer Rückschläge durch Verletzungen eine schwere Zeit. Ich bin in der vergangenen Saison beim BVB in der Kabine neben Mario gesessen. Da fühlt man schon mit, auch wenn man nun für ein anderes Team spielt.
Haben Sie Mario Götze in jener Zeit auch Mut zugesprochen?
Matthias Ginter: Ich habe mich bewusst zurückgehalten.
Warum?
Matthias Ginter: Wenn ich selbst verletzt wäre und an einem Comeback arbeiten würde, würde ich Worte des Bedauerns auch nicht so sehr mögen. Da blickt man strikt nach vorn und konzentriert sich auf sich. Man braucht, glaube ich, die eigene mentale Stärke, um ein gutes Comeback zu schaffen.
Sonntag gegen den BVB haben sie als Innenverteidiger Michy Batshuayi statt Pierre-Emerick Aubameyang vor der Nase – ein Vorteil?
Matthias Ginter: Das glaube ich nicht. Beide sind vom Spielertyp her ähnlich, schnell und trickreich. Der Transfer hat unsere Erfolgschancen nicht verändert.
Nach dem 0:1 in Stuttgart haben Sie kritisiert, die wenig erfolgreichen Partien zuletzt seien nicht nur eine Kopfsache gewesen.
Matthias Ginter: Das stimmt. Ich habe schon nach dem 1:2 in Köln gemahnt und sehe es auch als meine Aufgabe an, Dinge anzusprechen. Auch gegenüber Trainer Dieter Hecking.
Ist Gladbachs Schwächephase mehr als nur eine Kopfsache?
Matthias Ginter: Ja. Wir tun uns am Ball derzeit schwer, müssen wieder zu mehr spielerischer Dominanz finden und daran arbeiten. Spielerische Dominanz zeichnet uns aus. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, nicht mit Verletzten hadern, die wir schon die ganze Saison über kompensieren. Und auch nicht mit Schiedsrichter-Entscheidungen. Über sie kann man sich sicher aufregen, wenn sie sich häufen, wie in den letzten Spielen. Fakt ist aber auch, dass wir seit drei Spielen kein Tor geschossen haben.
Fehlt der Borussia auch der nötige Biss, um in der Bundesliga ernsthaft um internationale Startplätze spielen zu können?
Matthias Ginter: Nein! Biss haben wir! Offensiv müssen wir aber wieder mutiger auftreten, mehr Torchancen erzwingen als in Stuttgart. Für mehr Offensivmut sind nicht nur die Angreifer zuständig, sondern alle anderen Feldspieler auf dem Platz auch.
Ist derzeit eher Platz sechs und die Europa League noch im Bereich des Machbaren denn die Champions League?
Matthias Ginter: Es ist nicht die Zeit für Worte, sondern für bessere Ergebnisse. Der Rest kommt dann schon von alleine.
Wegen des Leistungstiefs wird sogar die Arbeit von Cheftrainer Dieter Hecking in Frage gestellt. Berechtigt?
Matthias Ginter: Offenbar gibt es im Fußball nur wenige Grauzonen. Wir hätten mit etwas mehr Spielglück jetzt auf Platz zwei stehen können, dann würde diese Frage gar nicht kommen. Und bei den Siegen davor lief ja auch nicht alles perfekt. Das wissen die Spieler doch auch, so selbstkritisch muss jeder sein. Diskutiert und in Frage gestellt wird von außen oft schnell. Intern sind wir davon weit entfernt.
Ihre Dortmunder Vergangenheit ruht ja noch nicht ganz. Der Prozess vor dem Dortmunder Schwurgericht wegen des Anschlags auf die Mannschaft vom vergangenen Frühjahr läuft. Wurden Sie als Zeuge bereits vorgeladen?
Matthias Ginter: Nein, aber es wird voraussichtlich noch dazu kommen. Eine Aussage vor Gericht, und die folgende Urteilsverkündung wäre ein weiterer gedanklicher Strich unter diese Geschichte.