Dortmund. Julian Weigl fremdelt beim BVB mit seiner Rolle im System des neuen Trainers Peter Bosz. In Leverkusen soll sich ein Streit entwickelt haben.
So richtig kommt Borussia Dortmund derzeit nicht zur Ruhe. Zur sportlich angespannten Situation - nur ein Sieg aus den vergangenen elf Pflichtspielen - gesellen sich beim Fußball-Bundesligisten immer wieder neue Störgeräusche. Stunden vor dem Champions-League-Spiel bei Real Madrid wird der nächste Fall publik. In den Hauptrollen: Trainer Peter Bosz und Nationalspieler Julian Weigl.
Nach Informationen der Sport-Bild ("Weigl-Zoff mit Bosz") soll es zwischen den beiden in der Halbzeitpause des Spiels in Leverkusen (1:1) am vergangenen Samstag zu einer Diskussion über die Interpretation seiner Rolle als Mittelfeldstratege gekommen sein. Der Trainer habe den Spieler aufgefordert, sich die Bälle nicht so weit hinten vor der Abwehr abzuholen, sondern weiter vorn zu warten. Weigl aber blieb bei seinem Spielstil - und wurde nach 65 Minuten ausgewechselt.
Sollte sich der Vorfall bestätigen, dann wäre er der vorläufige Höhepunkt in der bislang nicht ganz komplikationsfreien Zusammenarbeit von Bosz und Weigl. Der 22-Jährige stieß wegen den Folgen eines Sprunggelenkbruchs erst deutlich später zur Mannschaft und machte deswegen im Detail erst mit Verspätung Bekanntschaft mit den taktischen Vorstellungen des Trainers. Nuri Sahin nahm in der Zeit den Platz von Weigl ein, der zwei Jahre lang vollkommen unverzichtbar beim BVB erschien. Doch mit der offensiveren Interpretation seiner Rolle fremdelte Weigl seit Wochen.
Ins Trainingslager nach Bad Ragaz reiste er trotz Verletzung, um die taktischen Vorstellungen des Trainers früh zu verinnerlichen. "Ich habe in den Sitzungen gesehen, dass der zentrale Mittelfeldspieler etwas weiter vorne spielt. Ich denke, dass ich da häufiger mal den entscheidenden Pass spielen oder mal ein Tor schießen kann", sagte er zunächst noch neugierig. Doch in der Praxis erweist sich die Rolle bislang als nicht ideal für ihn. Dass er nach der langen Verletzung noch nicht seinen besten Fußball spielt, räumte der Bayer unlängst ein. Aber auch nach Informationen diese Redaktion fühlt er sich in der neuen Position deutlich unwohler, weil er sich seiner größten Stärke beraubt sieht: dem Spielaufbau.
Erste schwierige Phase von Weigls Karriere
Unter Trainer Thomas Tuchel war er gewohnt, dass nahezu jeder Angriff über ihn vorgetragen wurde. Er suchte die Räume aus, verlagerte das Spiel, temperierte es geschickt. Unter Bosz soll er weiter vorn Einfluss auf das Geschehen nehmen, doch das gelingt ihm kaum. Gegen den Erzrivalen Schalke (4:4) stand Weigl zwar auf dem Platz, hatte aber so gut wie keine Ballkontakte und somit auch keinen Einfluss aufs Spiel.
Für Weigl, der im Sommer 2015 nach Dortmund wechselte und einen kometenhaften Aufstieg erlebte, ist es seitdem die erste schwierige Phase. Womöglich sieht er in der jetzigen Konstellation sein Ziel, die Teilnahme an der WM 2018, in Gefahr. Es muss also eine Lösung her. Denn: Eine belastete Beziehung zwischen Trainer und Jung-Star kann auch für den BVB nicht gut sein.