Dortmund/Leverkusen. Nach den 1:1 in Leverkusen bekennt sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc zu Trainer Peter Bosz. Doch spielerisch war bei den Dortmundern kein Fortschritt erkennbar.

Am Sonntagvormittag hatte der Winter auch Brackel erreicht, dichte Schneeflocken trieben über das Trainingsgelände von Borussia Dortmund. Die Laune war trotzdem gut bei jenem kleinen Grüppchen aus elf BVB-Spielern, das einen Tag nach dem 1:1 (0:1)-Unentschieden bei Bayer Leverkusen auf dem Platz arbeitete. Kein Wunder, erstmals seit über einem Monat hatten die Dortmunder ja weder eine Niederlage noch ein Unentschieden, dass sich wie eine Niederlage anfühlt, zu verarbeiten. Und zum ersten Mal überhaupt in der laufenden Saison hatte der BVB nach einem Rückstand noch einen Punkt geholt.

Deswegen geriet auch die Nachlese eher positiv: „Ich bin froh, dass unser Wille und unsere Moral für einen Punkt gereicht haben“, sagte etwa Kapitän Marcel Schmelzer. Sportdirektor Michael Zorc gab der Punktgewinn die Gelegenheit, sich deutlicher als in den Wochen zuvor zu Trainer Peter Bosz zu bekennen: „Wir wollen mit Bosz den Turnaround schaffen“, sagte er dem Pay-TV-Sender Sky und dementierte Gespräche mit anderen Trainern.

Auch interessant

Es war mehr eine unverbindliche Absichtserklärung als eine Jobgarantie, die vermied der Sportdirektor auch am Sonntag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir versuchen, sukzessive mehr Stabilität zu gewinnen“, antwortete er auf die Frage nach der Zukunft des Trainers – und räumte ein: „Es ist nach wie vor eine schwierige Situation, da müssen wir uns nichts vormachen.“ Die 90 Minuten gegen Leverkusen hatten nicht viele Anhaltspunkte dafür geliefert, dass es für den kriselnden BVB bald wieder aufwärts gehen könnte. Dortmund wandelte zeitweise am Rande einer erneuten Blamage und hatte das Spielglück weitestgehend auf seiner Seite.

Dortmunder Defensive erneut anfällig

Bis zur Pause war Leverkusen spielerisch und vor allem was Zahl und Qualität der Chancen angeht deutlich überlegen. „Die erste Halbzeit war nicht gut, da hat man unsere Verunsicherung deutlich gesehen“, sagte Zorc. Und die BVB-Defensive erwies sich einmal mehr als anfällig, das Gegentor legte die Schwächen gnadenlos offen: Die Abwehrkette war bis in die gegnerische Hälfte aufgerückt, Neven Subotic köpfte den Ball unter Bedrängnis per Kopf genau in die Füße von Kai Havertz. Der schlug einen langen Pass über die Abwehr, und der durchgelaufene Kevin Volland hatte viel Platz und noch mehr Zeit, zum 1:0 (30.) zu treffen.

Zur Pause musste sich der BVB bei seinem glänzend aufgelegten Torhüter Roman Bürki bedanken, dass der Rückstand nicht schon deutlich größer war – und bei Video-Assistent Wolfgang Stark, nach dessen Intervention Wendell wegen eines rüden Tritts gegen Gonzalo Castro richtigerweise vom Platz gestellt wurde (39.).

Doch auch in Überzahl fiel den Dortmundern trotz viel Ballbesitz wenig ein. Andrey Yarmolenkos Ausgleichstreffer entsprang einem der wenigen gelungenen Angriffsspielzüge (74.). „Leverkusen ist ja auch eine starke Mannschaft, hat das gut verteidigt“, meinte Zorc.

Auch interessant

„Wir haben sehr geduldig gespielt, was wichtig ist, weil Leverkusen sehr leidenschaftlich verteidigen kann und sehr gute, schnelle Umschaltspieler hat“, lobte Schmelzer – unterschlug dabei aber jene Szene unmittelbar vor dem Ausgleichstreffer: Da hatte abermals ein langer Ball die gesamte Dortmunder Abwehr aus den Angeln gehoben, dieses Mal aber scheiterte Volland frei vor dem Tor am herausragenden Bürki – es wäre wohl die Entscheidung gewesen.

Subotic zum BVB-Abwehrchef befördert

Auch deshalb war das Ergebnis aus Dortmunder Sicht deutlich besser als das Spiel – weshalb die Lage für Trainer Bosz nach nun elf Pflichtspielen mit nur einem Sieg eng bleibt. Von seinem starren 4:3:3-System ist er inzwischen zwar abgewichen, aber die Umstellung auf eine Dreierkette hat die Abwehr nicht stabilisiert. Und auch der Umgang mit dem Personal bleibt zuweilen rätselhaft: zum Beispiel im Falle von Neven Subotic, der vom Tribünen-Dauergast gleich zum Abwehrchef befördert wurde.

In den anstehenden Spielen bei Real Madrid (Mittwoch, 20.45 Uhr/live in unserem Ticker) und vor allem gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) wollen die Klubbosse klare Fortschritte sehen – sonst dürfte die Zeit von Bosz in Dortmund endgültig zu Ende gehen.