Dortmund. Der Ärger vieler Anhänger ist verständlich, ihre Wut nicht. Denn das wahre Drama ereignete sich doch wenige Monate zuvor. Ein Kommentar.
4:4 im Revierderby gegen Schalke nach 4:0-Führung. Wochenlang kein Erfolgserlebnis. Absturz von der Bundesligaspitze, Abschied von der Champions League schon in der Vorrunde. Bei Borussia Dortmund ist die Debatte um den erst im Sommer von Ajax Amsterdam gekommenen Trainer Peter Bosz, der nach dem Ärger um den entlassenen Thomas Tuchel als großer Hoffnungsträger galt, nicht mehr aufzuhalten. Die Mannschaft findet keine Balance zwischen Offensive und Defensive, sie verkraftet Rückschläge nicht und macht keinen austrainierten Eindruck.
Von vielen Fans der Borussia wird das, was sich momentan an sportlichen Problemen angehäuft hat, als Drama empfunden. Sie sind enttäuscht, auch stocksauer. Logisch, wenn man im eigenen Stadion eine solche Demütigung erleben muss wie in der zweiten Halbzeit gegen den Revier-Rivalen.
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Es wirkt dennoch verstörend, wenn die Mannschaft während der Mitgliederversammlung ausgepfiffen und ausgebuht wird. Und das zeigt einmal mehr, wie brutal aktuell das Fußballgeschäft heutzutage ist. Haben alle BVB-Anhänger, die ihre Wut in diesen Tagen nicht mehr zurückhalten wollen, schon vergessen, was wenige Monate zuvor war? Im April hatte sich das wahre Drama um diesen Verein ereignet, ein Bombenanschlag auf die Mannschaft. Und die gewann im Mai trotz dieses furchtbaren Erlebnisses noch den DFB-Pokal. Zudem zog sie erneut in die Champions League ein.
Vor drei Jahren auf einem Abstiegsplatz
Borussia Dortmund steckt gerade in einer Krise, ja. Aber dieser große Klub hat schon ganz andere Tiefpunkte überwunden. 2005 hatte ihm die Insolvenz gedroht, damals wurde monatelang um die Existenz gebangt. Und am Jahresende 2014, das ist doch erst drei Jahre her, stand die damals noch von Jürgen Klopp trainierte Mannschaft auf einem Abstiegsplatz.
Der BVB sollte als Einheit stark genug sein, auch die aktuelle schwierige Phase zu überstehen. Egal, wie der Trainer heißt.