Bad Ragaz/Altach. Am Samstag trifft Borussia Dortmund im Supercup auf den Meister FC Bayern München. Der Lernprozess des BVB dauert aber noch an.
Am Dienstagvormittag ließ Peter Bosz ein letztes Mal in Bad Ragaz trainieren. Die Einheit, die hinter verschlossenen Türen stattfand, sollte laut Plan eine werden, auf die sich Fußball-Profis eher nicht sonderlich freuen. Die Übung, die der Trainer von Borussia Dortmund vorgesehen hatte, „ist die schwerste, die wir haben“. Vier gegen vier, anderthalb Minuten lang. Das Ganze zwölfmal. Höchste Intensität. Die eine Hälfte der Mannschaft hatte sie bereits absolviert und deshalb beim Testspiel am vergangenen Freitag gegen Espanyol Barcelona frei bekommen. Bei der 0:1 (0:0)-Testspielniederlage am Dienstagabend gegen Atalanta Bergamo war nun der andere Teil des Teams gefordert.
BVB-Trainer Bosz behutsamer als Klopp
Somit klang dieses Trainingslager in der Schweiz sehr arbeitsreich und anstrengend aus. Während andere Trainer – wie einst zum Beispiel Jürgen Klopp, der bis zu dreimal am Tag trainieren ließ – das Trainingslager nutzen, um den Spielern in quälenden Einheiten Willensleistungen abzufordern, geht Bosz behutsamer vor. Für die sechs Tage setzte der Niederländer zwei Testspiele an, dazu Fitness-Einheiten im Hotel und sieben Trainings auf dem Platz. Keines davon, zumindest soweit einsehbar, geriet länger als 90 Minuten.
In dieser Zeit erklärte Bosz oft wortreich, was er sich vorstellt, korrigierte die Spieler, selbst wenn ihm nur Details missfielen. Schinderei schien das nicht zu sein. Das ist allerdings Absicht.
Auch interessant
„Quälen bedeutet, dass man die Spieler nicht sehr gut behandelt. Ich möchte meine Spieler aber sehr gut behandeln. Und vor allem möchte ich nicht, dass sie sich verletzen“, begründet der Trainer. „Ich versuche, Kondition aufzubauen, ohne dass sich die Spieler verletzen. Als ich Profi war, waren nach dem Trainingslager neun, zehn Spieler angeschlagen, weil das Training so intensiv war. Bei uns machen fast alle alle Einheiten mit. Ich glaube, dass das besser ist“, erklärte der Trainer kurz vor der Abreise und zog ein zufriedenes Fazit: „Wir konnten weiter an unserem Spiel arbeiten und die Kondition wird auch jeden Tag besser. Wir machen Fortschritte.“
Fortschritte, die wichtig sind, wenn der von Bosz gewünschte Spielstil mit aggressiver Vorwärtsverteidigung verlässlich funktionieren soll. Neben dem Training sollen dabei auch Videositzungen helfen. Bosz macht sich aber keine Illusionen darüber, dass der Lernprozess noch einige Wochen und somit über den Saisonstart am 19. August hinaus andauern wird. „Wenn die Spieler jetzt schon alles verstehen würden, würde mich das überraschen. Meine Erfahrung sagt mir, dass das nach zwei, drei Wochen nicht möglich ist. Man kann das gut sehen an den Spielern, die erst vor einer Woche dazu gekommen sind“, sagt Bosz und zieht die später eingestiegenen, weil sonderurlaubenden U21-Europameister Maximilian Philipp und Mahmoud Dahoud als Vergleichsgröße heran: „Die Spieler, die von Anfang an dabei sind, machen im Vergleich zu denen, die jetzt erst dazu gekommen sind, schneller Fortschritte. Die anderen brauchen noch ein paar Sitzungen.“
Meister FC Bayern Gast beim Pokalsieger BVB
So oder so soll es am Samstag schon den ersten Titel für den neuen Trainer geben: Zum Supercup gastiert Meister Bayern München beim DFB-Pokalsieger aus Dortmund. Ein Prestige-Duell und eine Standortbestimmung. Bosz: „Es ist ein Titel, wenn man einen Titel gewinnen kann, muss man das versuchen.“