Essen. . In einer spanischen Talkshow hat BVB-Spieler Marc Bartra noch einmal über die Bombe, die Momente danach und seine Zeit im Krankenhaus gesprochen.
- In einer spanischen Talkshow hat BVB-Spieler Marc Bartra noch einmal über die Bombe, die Momente danach und seine Zeit im Krankenhaus gesprochen
- Es macht mich stärker. Und das nehme ich mit", sagt er
- Bartra hatte sich beim Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus verletzt
Am Ende sagt Marc Bartra: „Wenn ich jetzt das Geschehene erzähle oder wenn ich zuhause darüber nachdenke, dann fühle ich mich davon nicht geschwächt. Es macht mich stärker. Und das nehme ich mit.“
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Dass es bis zu dieser Einsicht ein harter Weg war, auch darüber hat der Verteidiger von Borussia Dortmund gesprochen am Montagabend in Spaniens populärster Talkshow „El Hormiguero“. Wie über alle Einzelheiten jenes Bombenattentats, dass beinahe sein Leben beendet hätte – und es letztlich grundlegend veränderte.
Bartra trägt Anzug, als er zu Kirmesmusik und Umarmungen mit dem Moderator das Studio betritt, natürlich ist er aufgekratzt. Leicht falle es ihm nicht, vor Millionen auszubreiten, was er bisher nur im engsten Kreis erzählt habe, sagt er, aber ein Stück weit sieht er es wohl auch als Befreiung, als öffentliche Therapie. „Es rauszuholen, es zu teilen – ich glaube, das ist für alle das Beste“. So emotional wie klar schildert er dann die Ereignisse im Mannschaftsbus und der Stunden und Tage danach.
Bartra: "Es war mir egal, ob sie mir den Arm abtrennen würden"
Die Explosion: „Ich war mit dem Handy beschäftigt. Auf einmal war da wahnsinnig viel Rauch, und im Gesicht wurde mir sehr heiß. Das Handy flog mir aus der Hand, es fühlte sich an wie ein Schuss. Ich sah die Gesichter meiner Mitspieler. Ich bekam Angst. Alle hatten Angst, weil wir nicht wussten, was passierte. Wir warfen uns auf den Boden. Mein Kopf tat sehr weh, mein Arm tat furchtbar weh. Ich hatte Pfeifen im Ohr.“
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Die ersten Minuten: „Der Arm hing mir herab. Ich wollte einschlafen. Die Physiotherapeutin klatschte mir auf die Wangen: ‚Don’t sleep, Marc’. Da begriff ich: Wenn du jetzt einschläfst, machst du vielleicht nie wieder die Augen auf. Oder vielleicht kommt noch eine Bombe. Ich begann, an meine Tochter zu denken. Und an meine Freundin. Ich sagte mir: ‚Nicht die Augen schließen. Sie brauchen dich noch’.“
Das Warten: „Die Physiotherapeutin sagte: ‚Stay strong, Marc’. Aber das Problem war: sie sagte es unter Tränen. Niemand wusste, ob noch mehr kommen würde ... Ich blutete schrecklich. Als der Krankenwagen kam, war es mir egal, ob sie mir den Arm abtrennen würden. Ich dachte nur: Ich bin am Leben.“
"Ich dachte das wäre ein Witz"
Das Erlebnis: „Den Schmerz, den wir durchlebt haben, wünsche ich niemandem, nicht dem bösesten Menschen der Welt ... Den Leuten ist nicht klar, was wir durchlitten haben. Alle meine Mitspieler sind Helden für mich.“
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Im Krankenhaus: „Den erste Mensch, den ich sah, war Meli (Melissa, d. Red.), meine künftige Frau. Ich sagte ihr: 'Alles gut, Liebling, mir geht’s gut', aber sie sah, dass es nicht so war, und fing an zu weinen. Sie versuchte stark zu sein, um mir zu helfen, aber sie konnte es nicht ... Als ich sie sah, fühlte es sich an wie unser erster Kuss.“
Die Operation: „Ich hatte so starke Schmerzen im Arm, dass ich den Ärzten sagte, sie können damit machen, was sie wollen ... Als ich aus dem OP-Saal kam, sagte mir der Arzt, dass ich schon in einem Monat wieder Fußball spielen könnte. Wow! Ich konnte es nicht glauben, ich dachte, es wäre ein Witz. Aber dann dachte ich, die Deutschen machen keine Witze ... Unmöglich, dachte ich.“
Bartra heiratet in zwei Wochen
Die Ängste: „Ich musste eine Woche im Krankenhaus bleiben, weil es eine offene Wunde war – wie eine Kriegsverletzung, sagte der Arzt –, die viel Serum und Antibiotikum brauchte, um sich nicht zu entzünden. Die Entlassung war hart: bei der Fahrt im Auto mit meinen Eltern, meiner Freundin und meiner Tochter mussten wir die Fenster runtermachen, ich fing an zu schwitzen, die Spucke blieb mir weg. Niemand wusste, wer es gewesen war – vielleicht hatten sie es weiter auf mich abgesehen? Wenn ich zuhause mit meiner Tochter spielte, versuchte ich an nichts zu denken. Aber ich konnte nicht anders, als immer zum Fenster zu schauen, ob uns nicht jemand beobachtete.
Die Hilfe: „Als sie (die Täter) gefasst wurden, war das eine Erleichterung. Unglaublich dankbar bin ich auch dafür, dass all meine Mitspieler mich im Krankenhaus besuchen kamen. Ich weiß nicht, wie sie am Tag danach ein Spiel spielen konnten. Ich habe mich sehr geliebt gefühlt. Auch von anderen Spielern, Leuten aus anderen Klubs.“
In zwei Wochen wird Marc Bartra heiraten. Seine Freundin sei schon nervös. Er nicht. „Für mich ist selbst morgen weit weg“, sagt er zum Abschluss des Interviews. Jeder Tag ein Genuss, jeder Augenblick ein Geschenk – das ist seine persönliche Schlussfolgerung aus dem, was er durchleiden musste. „Es gibt immer ein letztes Lächeln, ein letztes Lied, eine letzte Umarmung, einen letzten Kuss, einen letzten Moment … Das muss man leben. Wenn wir es jetzt nicht leben, wann werden wir es tun?”