Dortmund. . Angeblich will jetzt Paris den BVB-Torjäger. Aber was könnte Borussia Dortmund fordern? 70 oder 80 Millionen. Der Klub bleibt trotzdem ruhig.
Sogar das Vorbereiten des Trainingsplatzes kann in diesen Tagen ungeahnte Tücken bereit halten. Thomas Tuchel hatte sich am Donnerstagnachmittag auf den Weg gemacht, um eines dieser formschönen roten Gegenspielersimulationsgitterchen aufzubauen, als er unerwartet von einer Wasserfontäne der Sprinkleranlage getroffen wurde und einen erschrockenen Hüpfer zur Seite unternahm. Sein Gegenspielersimulationsgitterchen rammte er aber dann doch pflichtbewusst in den dafür vorgesehenen Zentimeter Boden.
Nassgesprüht sah Tuchel dann Sekunden später, dass die Bewässerung des Rasens gestoppt wurde. Manchmal ist es also gar nicht so übel, wenn man die Dinge mit entspannter Ruhe angeht.
Bei den Fußballern von Borussia Dortmund, deren Trainer Thomas Tuchel ist, könnte derzeit so eine Ruhephase sein: Zwei Tage vor dem so wichtigen Duell mit der TSG Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr) um Tabellenplatz drei und der damit verbundenen Zulassung für die Champions League stören neue Gerüchte um einen Mann die Ruhe, der kurz nach Tuchel auf den Trainingsplatz kam: Pierre-Emerick Aubameyang, 27 Jahre alt. Sein Beruf: Torjäger.
BVB-Führung reagiert gelassen
Medienberichten zufolge ist der französische Meister Paris SG in gesteigertem Maße an einer Verpflichtung des Gabuners interessiert. Die Bild-Zeitung berichtet, dass sich Spieler und Verein in fortgeschrittenen Gesprächen befänden und eine Einigung nicht mehr weit sei. Aus Dortmund ist zu vernehmen, dass die Vereinsführung die fortwährenden und nun scheinbar konkreter werdenden Diskussionen um die Zukunft des Stürmers mit Gelassenheit begleitet.
Die Ruhe ist begründet: Aubameyangs Vertrag läuft bis Juni 2020. Das bedeutet: Die Borussia ist Herr des Verfahrens. Ohne die Zustimmung von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc wird Aubameyang den Verein nicht vorzeitig verlassen können. Und klar ist auch, dass es einer Menge bedarf, um die beiden in Versuchung zu führen – einer Menge Geld.
Aber wo liegt die schwarz-gelbe Schmerzgrenze? Muss es dafür gar einen Bundesliga-Rekord geben?
Bislang stellt der Transfer von Kevin De Bruyne, der 2015 für 74 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg zu Manchester City wechselte, die Bestmarke dar.
Was also ist Aubameyang wert?
Das zu wissen, ist der Job von Thomas Kroth. Der Spielerberater (u.a. Manuel Neuer, Shinji Kagawa, Sebastian Rode) kennt die Branche seit vielen Jahren. Er sagt: „In diesen Zeiten ist wenig ausgeschlossen, wenn dann wirklich ein unmoralisches Angebot auf dem Tisch liegt. Ob es eine Schmerzgrenze gibt und ob die dann bei 70 oder 80 oder mehr Millionen liegt, das weiß nur der BVB.“
Bislang liegt weder ein Angebot aus Paris vor, noch ist der Wunsch des Spielers hinterlegt, den Verein verlassen zu wollen. Im Frühjahr überlegte Aubameyang öffentlich, ob er den Verein verlassen muss, wenn er den nächsten Schritt in seiner Karriere machen will.
Madrid ist sein Traum, aber der Weg dorthin scheint verstellt. Möglich, dass der extravagante Angreifer eine Liebe zu Paris entdeckt hat.
Geld und Glamour reizen
Geld, Glamour, Goldpokale könnten ihn reizen. Zudem müsste er nicht den Privatjet nehmen, um zum Friseur seines Vertrauens zu gelangen. Doch dafür wäre er auf die Gunst seiner Vorgesetzten angewiesen. Und die Gunst müsste der neue Verein teuer bezahlen.
Extrem teuer. „Aubameyang ist ein sogenannter Unterschiedspieler, der in jedem Spiel für die entscheidenden Momente stehen kann“, sagt Thomas Kroths Berufskollege Jörg Neblung (u.a. Timo Hildebrand). So einer sei „ein rares Gut auf dem internationalen Spielermarkt.
Für den Fall, dass Aubameyang schon in diesem Sommer wechselt, müsste das mit Blick auf Parameter wie Vertragslaufzeit, Alter und Qualität einen neuen Transfer-Rekord für die Bundesliga geben.“
Schließlich habe sich der Markt entwickelt, die Preisspirale sich nach oben geschraubt. Aber vielleicht schadet es nicht, die Dinge mit entspannter Ruhe anzugehen.