Dortmund. . Der Trainer hat dem BVB gute Argumente für eine Vertragsverlängerung geliefert. Vor dem Spiel gegen Köln spielt er das Thema herunter. Aber es bleibt spannend.
Die Stimme des Trainers wird leiser. Offenbar hat Thomas Tuchel das Gefühl, dieses Thema müsste nicht in aller Lautstärke und Öffentlichkeit besprochen werden. Zumindest nicht jetzt, einen Tag vor dem Duell mit dem 1. FC Köln an diesem Samstag (15.30 Uhr), dem viertletzten Ligaspiel. „Wir haben richtig lange Zeit dafür, denn ich habe ja einen Vertrag“, sagt er am Freitagmittag, als er auf seine Zukunft angesprochen wird. Jener Kontrakt wurde 2015 geschlossen und auf drei Jahre befristet. Und doch ist es ein Thema, das immer wieder diskutiert wird. Nach wie vor Bestand hat die Äußerung, dass sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc mit Tuchel nach der Saison zusammensetzen wollen, um die Zukunft zu besprechen. Die Möglichkeiten lauten: Vertrag verlängern, Vertrag erfüllen – oder sogar Trennung im Sommer.
Einfühlsamer Krisenmanager
Vermeintliche Tendenzen in irgendeine der Richtungen werden in den vergangenen Wochen seismographisch genau versucht zu messen. Zuletzt sind in der breiten Öffentlichkeit eher Ausschläge im Bereich einer weiteren Zusammenarbeit festzustellen. Schließlich hat Tuchel sich als durchaus einfühlsamer Krisenmanager erwiesen in den Tagen nach dem Sprengstoffanschlag auf ihn und die Mannschaft bei der Fahrt zum Champions-League-Spiel gegen Monaco.
Zudem hat er die sportlichen Erwartungen bisher mehr als erfüllt: In der Königsklasse war erst im Viertelfinale Schluss, was unter besagten Umständen kaum dem Trainer anzulasten ist. In der Liga belegt der BVB mit Rang drei jenen Platz, der dem formulierten Saisonziel noch entspricht. Und seit Mittwoch steht die Borussia als Finalist im DFB-Pokal fest, weil sie in einer beeindruckenden Partie beim FC Bayern mit 3:2 gewann. Hat das nun Einfluss auf seine Zukunft?
„Alles, was wir tun, hat immer einen Einfluss darauf, wie wir Trainer beurteilt werden. Ob Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt werden oder nicht. Aber es wäre traurig, wenn das von einem Spiel in München abhängen würde. Das tut es mit Sicherheit nicht“, sagte Tuchel und erklärte auch, warum: „Das würde bedeuten, dass es letztlich daran liegt, ob Sven Bender den Schuss von Arjen Robben klärt oder nicht.“
Der BVB-Verteidiger hatte das eigentlich Unausweichliche, den 1:3-Rückstand, mit einer erstaunlichen Grätsche noch verhindert und damit dafür gesorgt, dass die Partie nicht einen ähnlichen Verlauf nahm wie jene in der Liga vor drei Wochen, als Dortmund mit 1:4 unterging. „Ich war vor zwei Wochen kein anderer Trainer als jetzt. Und ich wäre jetzt der gleiche Trainer, wenn wir 1:3 verloren hätten. Daher gilt für mich größtmögliche Unaufgeregtheit. Das gilt in Phasen des Erfolgs, aber auch in Phasen, in denen man stark kritisiert wird.“
Problematischer Vergleich mit Klopp
Es geht Thomas Tuchel um einen gesunden Mittelweg. Für sich. Aber auch bei anderen. Er erklärt: „Ich versuche die Mannschaft so zu coachen, wie sie aus meiner Sicht gecoacht werden muss, um ihr ein Gefühl für das anstehende Spiel zu geben, wie es gehen kann. Wie es umgesetzt wird, dafür ist die Mannschaft verantwortlich. Das gilt für einen großen Erfolg wie in München, für das ihr das größte Kompliment gebührt, aber auch wenn es nicht so gut läuft.“
Aus Tuchels Umfeld ist zu vernehmen, dass er sich der Aufgabe beim BVB durchaus gern noch widmen würde. BVB-Boss Watzke hat sich vor wenigen Wochen klar positioniert, dass es ihm bei der Frage nach Tuchels Zukunft weniger um einzelne Momente als um Grundlegendes geht. Um die Frage also, „ob er bereit ist, sich einem Klub so mit Haut und Haaren zu verschreiben wie Jürgen Klopp oder Diego Simeone (Trainer von Atlético Madrid, d. Red.)“. Bei seinem Abschied aus Dortmund hatte Klopp, der Liebling der Massen, allen geraten, Tuchel nicht dem Vergleich mit Klopp zu unterziehen, denn es „schadet der großartigen Vergangenheit und erschwert die großartige Zukunft“.