Dortmund. In rasantem Tempo hat sich Ousmane Dembélé bei Borussia Dortmund etabliert. In Berlin hat man nicht die besten Erinnerungen an ihn.

Lange bevor er zu sehen ist, kündigt ein kräftiges Röhren von Ousmane Dembélés nahender Ankunft. Dann braust ein überdurchschnittlich stark motorisierter schwarzer Sportwagen deutscher Herstellung heran, durch das Tor des Trainingsgeländes von Borussia Dortmund im Stadtteil Brackel, wo nun das Abschlusstraining vor dem Bundesligaspiel bei Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr/live in unserem Ticker) ansteht. Es ist ein ungewöhnlicher Auftritt für den außerhalb des Platzes eher zurückhaltenden Franzosen, was schlicht der Tatsache geschuldet ist, dass Dembélé sich vom Dortmunder Paradiesvogel Pierre-Emerick Aubameyang chauffieren lässt.

Ein Zufall ist die Fahrgemeinschaft nicht. Als der 19-jährige Dembélé im Sommer für 15 Millionen Euro vom französischen Erstligisten Stades Rennes ins Ruhrgebiet kam, nahm sich Aubameyang seiner an, übersetzte auf dem Platz die Anweisungen von Trainer Thomas Tuchel und kümmerte sich auch abseits des Rasens um den jungen Mann.

„Da konnte Ousmane sofort andocken, das hat es ihm leichter gemacht, schnell Fuß zu fassen“, sagt Tuchel. Der Angreifer ist die Entdeckung der Saison, hat sich in rasantem Tempo beim BVB etabliert, im Rennen um den Stammplatz unter anderem den Weltmeister André Schürrle locker abgehängt und in 34 Pflichtspielen der laufenden Saison sieben Tore erzielt und 15 vorbereitet.

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Tuchel schwärmt von Dembélé

„Dass er das auf diese Art und Weise geschafft hat, ist einerseits überraschend, weil man das nie seriös vorhersehen kann, wenn jemand aus seinem gewohnten Umfeld in eine so schwierige Liga wechselt, zu einem Klub mit hohen Erwartungen und mitten im Umbruch“, sagt Tuchel. Der Anfang war denn auch alles andere als einfach: „Meine Erwartungen wurden übertroffen, was die Schnelligkeit des Spiels, die Physis und die Spielstärke in der Bundesliga angeht“, erklärte Dembélé vor einiger Zeit.

Darauf hat er sich inzwischen eingestellt und auch neben dem Platz ist er angekommen: Seine beiden besten Freunde haben inzwischen ein Haus in Dortmund bezogen, die Mutter, die noch drei schulpflichtige Kinder hat, kommt regelmäßig zu Besuch. Aber kochen tut er selbst: „Meine Mutter hat mir alles beigebracht.“

Der Wille zu lernen zeichnet Dembélé auch auf dem Platz aus. Seit er im Sommer kam, hat sich der Franzose noch einmal deutlich weiterentwickelt, sein taktisches Verständnis geschärft, das Passspiel verbessert – und sich trotzdem seine anarchischen Dribblings bewahrt, die jede Abwehrreihe vor Probleme stellen.

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"Der obligatorische Krampf“

Nur körperlich hat der 19-Jährige noch Nachholbedarf, zuletzt beim 4:0-Sieg gegen Benfica Lissabon in der Champions League musste er wieder einmal unter Schmerzen ausgewechselt werden. „Das war nur der obligatorische Krampf“, sagt Tuchel und lächelt.

Beim letzten Aufeinandertreffen mit der Hertha, dem Pokalfight im Februar, wurde der Stürmer in der Verlängerung sogar vom Platz getragen. Einen „Ganzkörperkrampf“ attestierte Tuchel und fügte im Scherz hinzu, Dembélé sei „fünf Minuten reanimiert worden“. Dann stand er plötzlich wieder auf dem Platz, sehr zur Überraschung auch seiner Mitspieler – und wollte im Elfmeterschießen unbedingt der erste Schütze sein. Er traf, der BVB gewann mit 4:3.

„Ous hat das gewisse Etwas, auch an Zorn, den er entwickeln kann, wenn es darum geht, zu gewinnen“, so Tuchel. „Das steckt tief in ihm drin, und das lieben wir.“

Spätestens seitdem wissen sie bei der Hertha: Wer den BVB stoppen will, muss Dembélé stoppen – insbesondere jetzt, wo der zweite überragende Torvorbereiter Marco Reus wegen eines Mukelfaserrisses fehlt.