Marbella. Raphael Guerreiro hat seine Verletzung auskuriert. Auf die Rückkehr des Europameisters hat BVB-Trainer Thomas Tuchel sehnsüchtig gewartet
- Nach zweimonatiger Vreltzungspause trainiert Raphael Guerreiro wieder mit der Mannschaft
- Portugiese gilt bei Borussia Dortmund als Königstransfer des Sommers
- BVB verknüpft Hoffnung auf bessere Rückrunde mit Guerreiros Rückkehr
Am Sonntagvormittag, kurz nach elf Uhr, ist die Leidenszeit offiziell beendet: Raphael Guerreiro betritt den Innenraum des Estadio Municipal, wo Borussia Dortmund in Marbella trainiert. Anders als an den Vortagen aber betritt er nicht das große Zelt neben dem Platz, in dem die Physiotherapeuten ihr Reich mit allerlei Fitnessgeräten haben. Guerreiro geht auf den Platz. Mit den Mannschaftskollegen, absolviert das gesamte Training – erstmals seit dem 5. November, seit dem 5:2-Sieg beim Hamburger SV.
Danach fehlte der Portugiese wegen muskulärer Probleme an den Oberschenkeln. „Das war hart, den anderen beim Fußballspielen zuzusehen, während ich verletzt auf der Tribüne saß“, erzählt er später auf der Terrasse des BVB-Teamhotels Gran Melia Don Pepe. „Du fühlst dich als Außenstehender, du trainierst nicht mit den anderen zusammen, kommst immer zu anderen Zeiten zum Trainingsgelände.“
Königstransfer für 12 Millionen Euro
Vorbei, diese Leidenszeit. „Ich habe von den Ärzten die Freigabe, voll mit der Mannschaft zu trainieren“, sagt Guerreiro. „Und ich hoffe, beim ersten Punktspiel dabei zu sein.“ Für den BVB wäre das eine gute Nachricht, die Hoffnung auf eine bessere Rückrunde verknüpfen sie in Dortmund auch mit Guerreiros Rückkehr. Trotz Mario Götze, trotz André Schürrle, trotz Ousmane Dembélé – der Europameister, der im Sommer für 12 Millionen Euro vom FC Lorient kam, gilt beim BVB als Königstransfer des Sommers.
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Verpflichtet wurde er als Linksverteidiger. Aber: „Rapha ist viel zu gut, um ihn auf eine Position festzulegen“, erklärte Trainer Thomas Tuchel schon vor Saisonbeginn. Er entschied: Die Fähigkeiten des Portugiesen, seine Ballsicherheit, sein Tempo, seine taktische Cleverness und sein Spielwitz kommen am besten im Zentrum zu tragen.
Guerreiro hat sich damit nach anfänglicher Überraschung arrangiert. „In Dortmund spiele ich gerne im Mittelfeld, weil ich viele Ballkontakte habe und immer mitten im Spielgeschehen bin“, sagt er. „Ich spiele gerne eine entscheidende Rolle mit dem Ball.“ Vor seiner Leidenszeit gelang das außergewöhnlich gut: In 674 Pflichtspielminuten schoss er drei Tore und bereitete fünf weitere vor. Der Portugiese finde Lösungen, die nicht offensichtlich seien, er mache seine Mitspieler besser und ruhiger, sagt Tuchel. Mehr Lob kann ein Trainer eigentlich nicht verteilen.
Diese Ruhe strahlt Guerreiro auch neben dem Platz aus. Spricht man den 23-Jährige auf seine Reife an, grinst er – und betont, dass er ja auch andere Seiten habe. „Auf dem Platz bin ich immer engagiert, beweglich, aktiv“, sagt er, „da muss ich noch lernen, meine Kräfte besser einzuteilen.“ Abseits des Platzes hat er eine Frau und zwei Kinder – das erdet.
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Die Familie als Ruhepol
Am liebsten verbringt er seine Zeit mit der Familie, ohne großen Trubel – was gar nicht mehr so leicht ist. In Portugal wird der Europameister überall erkannt. Und in Dortmund? „Da ist es noch schlimmer“, sagt Guerreiro – und lacht. Gelitten hat er ja genug seit seiner Ankunft.