Düsseldorf/Dortmund. Mario Götze wird bei Borussia Dortmund höchst behutsam aufgebaut. Der Verein hat Geduld. In der Nationalmannschaft soll sich Götze Spielpraxis holen.
- Mario Götze wird bei Borussia Dortmund höchst behutsam aufgebaut
- Der Verein hat Geduld
- In der Nationalmannschaft soll sich Götze Spielpraxis holen
In der Werbung ist die Welt in bester Ordnung. Da steht Mario Götze in Superhelden-Pose neben Cristiano Ronaldo, wild entschlossen, grimmigen Blickes, topfit, und: "Bereit für eine geile Saison!"
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Die Wirklichkeit ist nicht ganz so traumhaft für Mario Götze. Da ist er eben nicht bereit für die Saison - er ringt mit seiner Fitness und kämpft dafür, wieder einsatzfähig zu werden. Da kommt ein Test mit der Nationalmannschaft offensichtlich gerade recht: Gegen Finnland am Mittwochabend (20.45 Uhr/ZDF) in Mönchengladbach wird Götze wahrscheinlich erstmals spielen, seit er von Bayern München zu Borussia Dortmund zurückgekehrt ist.
"Ich habe zweimal mit Thomas Tuchel gesprochen", berichtete Bundestrainer Joachim Löw am Montag, "wir wissen, dass Mario gesund ist. Er hat aufgeholt." Und, aufgemerkt: "Er kann bei uns Spielpraxis sammeln." Stars, die sich in der Nationalmannschaft für ihren Verein fitspielen, gibt es nicht häufig. Aber in Dortmund tun das Trainerteam und die Vereinsführung alles, um Mario Götze ganz langsam aufzubauen und hinzubiegen. Dabei kann man den Bundestrainer auch mal um Unterstützung bitten - im besten Sinne aller Beteiligten.
Götze, 24, fürs Leben etikettiert als "WM-Held", macht unbestritten Fortschritte. "Der nächste Schritt in die richtige Richtung", teilte er am Sonntag seinen Millionen Twitter-Fans mit, nachdem er beim BVB immerhin das komplette Training der Reservisten vom Bundesliga-Auftakt absolviert hatte.
Der Hochbegabte ist im Wartestand. Das soll sich ändern. "Ich wünsche es dem deutschen Fußball, dass wir dieses Supertalent wieder da sehen, wo es schon mal war", sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus am Montag bei Sky90 fast sehnsüchtig. Dabei wird gerne vergessen, dass Mario Götze zwar in Rio de Janeiro das Tor zum WM-Titel erzielte, aber auch schon in Brasilien nur einmal durchspielte - im ersten Gruppenspiel. Seine EM 2016 war schwach, selbst die Nationalmannschaft war nun nicht mehr sein natürlicher Schutzraum. Beim FC Bayern wurde er ohnehin nicht allzu sehr geschätzt.
Der BVB gibt Götze Zeit
Beim BVB aber geben sie Mario Götze alle Zeit der Welt. "Wir wollen ihm helfen, dass sein Talent wieder auf dem Platz strahlt. Das bedeutet, er braucht Vertrauen und absolute körperliche Fitness", sagt Tuchel. "Die hat er nicht, weil er sehr wenig gespielt hat in der letzten Zeit. Wir brauchen Geduld."
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Geduld ist ohnehin das Wort der Stunde. Götze ist zumindest im Verein aus taktischen Erwägungen bisher erspart geblieben, sich in mangelnder Fitness zeigen zu müssen. Er spielte nicht beim Supercup, nicht in der ersten Pokalrunde, nicht zum Saisonauftakt. Er wird höchst behutsam aufgebaut, und das ist wohl auch der richtige Weg. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke arbeitet heftig daran mit, er hat sogar den Ausdruck "fußballspezifischer Fitnesszustand" erfunden. Er garniert Aussagen über Götze stets mit Spitzen gegen die Bayern: "Irgendjemand hat ihm gesagt, dass er der absolute Wunschspieler von Pep Guardiola war. Und irgendwann hat er dann rausgefunden, dass das nicht so war."
Zumindest ein Thema hat sich längst erledigt. Es wird beim BVB keine Pfiffe mehr gegen Götze geben, der 2013 unter allergrößter Aufregung zum FC Bayern gewechselt war. Er wurde bei mehreren Gelegenheiten sehr freundlich empfangen.
Jetzt muss er nur noch Werbung und Wirklichkeit deckungsgleich bekommen. Das wird schwierig genug. (sid)