Bad Ragaz. Im Trainingslager gibt sich Mario Götze Mühe. Die ersten BVB-Fans applaudieren ihm. Aber auf die Südtribüne kommt es an. Der Stresstest folgt noch.

  • Im Trainingslager gibt sich Mario Götze Mühe.
  • Die ersten BVB-Fans applaudieren ihm.
  • Der wirkliche Stresstest folgt aber noch.

Flanke Gonzalo Castro, Kopfball Mario Götze, Fallrückzieher André Schürrle, Jubel der Fans – es ist nur ein Training, es ist nur Fußballtennis, das die Profis von Borussia Dortmund in Bad Ragaz spielen. Aber es ist eine Kombination, die die BVB-Bosse in der kommenden Saison gerne häufiger erleben würden.

Im Range einer Staatsaffäre

Dafür haben sie viel Geld in die Hand genommen: Schürrles Wechsel vom VfL Wolfsburg kostete 30 Millionen Euro, Götze kam für 22 Millionen plus Prämien vom FC Bayern. Die Rückkehr des Eigengewächses wird in Dortmund schon fast im Range einer Staatsaffäre behandelt. Denn dass der 24-Jährige vor drei Jahren eine Ausstiegsklausel nutzte, kurz nachdem er in einem Interview über ein mögliches Karriere-Ende in Dortmund gesprochen hatte, schmerzt die Fanseele noch immer.

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Ein Schmerz, der in blanke Abneigung umschlug, wenn Götze mit den Bayern vorspielte. Dass nun ein Karriere-Ende bei Borussia Dortmund wieder möglich ist, dürfte nicht reichen, um alle Gemüter zu beruhigen.

Im Schweizer Kurort Bad Ragaz traf der Nationalspieler fast nur auf freundlich gestimmte Menschen, er wurde meist mit Beifall empfangen. Doch Spieler und Klub wissen, dass der wahre Stimmungstest im Dortmunder Stadion wartet, wo ein kleiner, aber dafür sehr lauter Kern auf der Südtribüne vorerst nicht verzeihen will.

Deshalb ist der Neuanfang sorgfältig orchestriert, Götze präsentiert sich als reumütiger Rückkehrer. Mit dem Wissen von heute, so stellt er es da, hätte er vor drei Jahren vielleicht anders gehandelt: „Ich wollte das Risiko eingehen, wollte diesen Schritt gehen“, sagt er. „Im Nachhinein würde ich die Entscheidung eventuell anders fällen.“

Nun gilt es, Vorfreude auszustrahlen: „Ich freue mich auf das, was kommt“, sagt Götze. „Das, was mal war, ist Vergangenheit.“

Auch während der täglichen Einheiten präsentiert er sich runderneuert: Goldkettchen und Muskelshirts, wie sie in seiner ersten Dortmunder Zeit gern mal zu sehen waren, lässt er weg. Er bemüht sich auch sonst um einen konzen­trierten, ernsthaften Eindruck. Seine Botschaft: Hier geht es nur noch um Fußball.

Es geht nur noch um Fußball

Auch auf den diversen Social-Media-Kanälen des Offensivspielers gibt es keine Werbung mehr, keine Schnappschüsse mit der Freundin oder sonstiges Bling-Bling, sondern Bilder vom Training und von Testspielen. Die Botschaft auch hier: Es geht nur noch um Fußball. Es ist eine Botschaft, auf die der BVB im Rahmen der Verpflichtung gedrängt hat und die Götze nun mit Unterstützung seines neuen Kommunikationsberaters Roland Eitel umsetzt, flankiert von den klubeigenen Medien.

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Jetzt muss sich auf dem Feld ein Platz für ihn finden. „Ich sehe mich im Zentrum“, sagt Götze und liegt da auf einer Linie mit seinem neuen Trainer Thomas Tuchel. Der muss nun schaffen, was Pep Guardiola in München nicht gelang: den Offensivspieler so einzubauen, dass es einen nachhaltigen Mehrwert für die Mannschaft ergibt.

Dazu müsste der neue Altbekannte Shinji Kagawa verdrängen – auch so ein Rückkehrer. Der wurde zwar begeistert empfangen, konnte aber sportlich nie an die alten Glanzzeiten anknüpfen.

Götze wird letzteres brauchen, um irgendwann erstes zu erreichen. Bei allen Fans.