Dortmund. . Dank des Siegs gegen Bremen und der Berliner Niederlage hat der BVB schon nach 28 Spieltagen Platz zwei sicher. Nun kommt der FC Liverpool.
Offenbar hatte es einen Absprachefehler gegeben. Roman Bürki, Torhüter von Borussia Dortmund, stand in den Katakomben des BVB-Stadions und versicherte treuherzig: Nein, das anstehende Spiel gegen den FC Liverpool am Donnerstagabend sei in der Mannschaft überhaupt kein Thema. Nein, auch nicht bei den Spielern, die jahrelang mit dem aktuellen Liverpooler und früheren Dortmunder Trainer Jürgen Klopp zusammengearbeitet hatten.
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Kurz zuvor aber hatten Sven Bender und Marcel Schmelzer an exakt derselben Stelle gestanden, zwei Spieler, denen Klopp einst zum Bundesligadebüt verholfen hat. „Jeder hat Lust darauf, unseren alten Trainer wiederzusehen“, sagte Bender. „Wir können ihm alle sehr dankbar sein, dass er uns damals diese Chance gegeben hat als junge Spieler“, meinte Schmelzer – schob aber nach: „Wir mussten uns bis jetzt komplett auf Bremen konzentrieren.“
BVB hatte noch nie nach 28 Spielen 67 Punkte
Das war auch nötig gewesen, denn die Bundesliga-Partie gegen die Hanseaten war nach einer eher mäßigen Stunde in eine mitreißende Schlussphase gemündet, in der die Führung zweimal wechselte – bevor der BVB dank der Treffer von Pierre-Emerick Aubameyang, Shinji Kagawa und Adrian Ramos 3:2 gewann – und damit nebenbei dank der Berliner 0:5-Niederlage gegen Mönchengladbach am Sonntag vorzeitig Platz zwei sicherte. Es war ein wildes Hin und Her, an dem auch Klopp an der Seitenlinie seine Freude gehabt hätte, er hätte wohl eine ganze Serie von Jubelsprüngen abgeliefert.
Inzwischen aber haben findige Fernsehmitarbeiter ermittelt, dass Klopps Nachfolger Thomas Tuchel noch höhere Sprünge im Repertoire hat – wie der neue Mann vieles auf ein höheres Niveau gehoben hat: 67 Punkte nach 28 Spielen hatte der BVB noch nie, spielerisch ist eine deutliche Weiterentwicklung erkennbar – und wo die Mannschaft früher nach Europapokalauftritten in der Liga oft schwächelte, sind aktuell keine Umstellungsschwierigkeiten zu erkennen.
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Tuchels Mantra, die Mannschaft müsse sich befreien von Tabellenständen und sonstigen Konstellationen, müsse jedes Spiel isoliert betrachten, klingt banal – die Spieler aber scheinen es verinnerlicht zu haben. Das Spiel gegen Bremen war der beste Beleg: Schon vor Anpfiff stand dank der Schalker 0:3-Niederlage in Ingolstadt die direkte Qualifikation für die Champions League ebenso fest wie die Tatsache, dass die Bayern mal wieder einen Sieg vorgelegt hatten.
Fulminante BVB-Schlussoffensive
Da könnte man einen Rückstand in der 75. Minute auch mal achselzuckend hinnehmen, doch die Dortmunder schüttelten sich nur kurz und rafften sich zu einer fulminanten Schlussoffensive auf – die prompt als Mutmacher umgedeutet wurde: „So ein Sieg gibt uns noch mehr Selbstvertrauen, weil wir es immer schaffen, zurückzukommen“, sagte Marco Reus.
Trainer Tuchel schwärmte von der Mentalität seiner Mannschaft, nie habe er im Training die Aufmerksamkeit weg von Liverpool auf Bremen lenken müssen. Nun aber ist der Blick auf das Europa-League-Duell mit dem Ex-Trainer erlaubt – doch in Dortmund müht man sich, im Vorfeld die Emotionen herunterzuspielen. „Das Spiel heißt Liverpool gegen Dortmund, nicht Klopp gegen Dortmund“, sagt Gonzalo Castro. „Jürgen Klopp steht nicht auf dem Feld“, ergänzt Schmelzer.
In diesem Punkt zumindest ist man einig.
BVB gewinnt verrücktes Spiel