Stuttgart. In der Hinrunde war die hohe Anzahl der Gegentore eines von wenigen Mankos beim BVB. Nun hat Trainer Tuchel die Defensive offenbar erfolgreich stabilisiert.

  • In der Hinrunde war die hohe Anzahl der Gegentore eines von wenigen Mankos beim BVB.
  • Nun hat Trainer Tuchel die Defensive offenbar erfolgreich stabilisiert.
  • Abwehrchef Mats Hummels spielt konstant auf hohem Niveau.

Mats Hummels ärgerte sich: „Man denkt, man hat jetzt noch so richtig den Fuß reingekriegt und ein Gegentor verhindert“, sagte der Kapitän und Abwehrchef von Borussia Dortmund über seine starke Grätsche gegen den einschussbereiten Daniel Didavi. „Und dann zappelt es trotzdem im Netz. Das ist wirklich etwas, was in dem Moment ziemlich auf den Zeiger geht.“ Hummels allerdings begleitete seine Ausführungen zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen den VfB Stuttgart mit einem Lächeln, das verriet: Ganz so groß war die Unzufriedenheit dann doch nicht. Das dürfte maßgeblich daran liegen, dass der BVB das DFB-Pokal-Viertelfinale mit 3:1 gewann – und dass er kaum noch Stuttgarter Torchancen zuließ. „Wir haben heute mit elf Mann gut verteidigt“, resümierte Hummels. „Nur so kann man hier gewinnen.“

BVB hatte Respekt vor dem VfB Stuttgart

Denn Stuttgarts Offensive ist derzeit blendend aufgelegt, schoss in den fünf Pflichtspielen zuvor 15 Tore. „Sie haben vorne große Qualität und wissen sie einzusetzen“, lobte Hummels. „Kostic mit seiner Schnelligkeit, der dann die Bälle flach reinspielt, was immer schwer zu verteidigen ist. Didavi, der einen hervorragenden Abschluss hat. Rupp, bei dem auch ziemlich viel funktioniert in dieser Saison, der richtig gut ist.“

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Sie hatten durchaus Respekt beim BVB – aber sie hatten auch ein Konzept, das hervorragend aufging: Trainer Thomas Tuchel wollte vor allem die schnellen Stuttgarter Außenspieler aus der Partie nehmen und ließ seine Außenverteidiger Lukasz Piszczek und Marcel Schmelzer deutlich defensiver agieren, als es sonst seine Art ist. „Der Trainer hat gesagt, dass Schmelle und ich die Konter verhindern sollen“, erklärte Piszczek. „Das ist uns fast in jeder Situation gelungen.“

Es war schon fast Understatement, das da mitschwang. Denn gerade der pfeilschnelle Kostic, der über Piszczeks Seite auflief, war zuletzt meist Matchwinner – dieses Mal kam er kaum zum Zug, was auch mit einem zweiten Schachzug Tuchels zu tun hatte: Er stellte den mindestens ebenso schnellen Aubameyang auf die rechte Seite – Stuttgarts Linksverteidiger Emiliano Insua konnte Kostic so offensiv kaum unterstützen, weil er sich ständig darum sorgen musste, keinen Konter über seine Seite zuzulassen. „Wir waren extrem gut eingestellt“, betonte Marco Reus gleich mehrfach.

So ließ der BVB kaum eine Chance zu, auch das Gegentor entsprang eher der Kategorie Zufall: Aubameyang konnte einen Eckball nicht vernünftig klären, über Umwege kam der Ball zu Didavi, der von Hummels geblockt wurde. Doch die Kugel sprang genau zu Lukas Rupp, der sie von der Strafraumgrenze ins Tor schoss – für Torhüter Roman Bürki unhaltbar, da von Henrikh Mkhitaryan abgefälscht.

BVB-Kapitän Hummels spielt konstant auf hohem Niveau

Mit dem defensiv starken Auftritt untermauerten die Dortmunder den Trend der vergangenen Wochen: Erst zwei Gegentore haben sie in den bisherigen vier Pflichtspielen kassiert – in der Hinrunde hatte die Quote noch bei 34 Gegentoren in 30 Partien gelegen. Doch inzwischen spielt BVB-Abwehrchef Hummels konstant auf hohem Niveau, ebenso wie sein Innenverteidiger-Kollege Sokratis. Dazu verstehen es die offensiveren Kollegen immer besser, die gegnerischen Konter schon im Ansatz zu unterbinden.

Dennoch bleibt es eine schwierige Gratwanderung: Die Defensive zu stärken, ohne die in der laufenden Saison so starke Offensive zu hemmen. Beim Bundesligaspiel in Berlin war das zuletzt nicht gelungen, erstmals blieb man ohne eigenen Treffer. Nun klappte es deutlich besser.

Weil Stuttgart aber im Ansatz stets gefährlich war, weil der VfB im zweiten Durchgang zumindest bis zum Strafraum ein durchaus beeindruckendes Spiel aufzog, blieb es lange ein Spiel auf Messers Schneide, das erst Mkhitaryans Treffer in der 89. Minute entschied. „Der einzige Makel ist, dass wir die Entscheidung nicht vorher gemacht haben“, resümierte Ilkay Gündogan.

Dank der wiederentdeckten Abwehrstärke aber wurde das kein wirkliches Problem.