Stuttgart. Für ihren Protest gegen überhöhte Ticketpreise ernteten die BVB-Fans zunächst viele Sympathien – schadeten sich dann aber selbst. Ein Kommentar.

Ginge es nur um die größtmögliche Aufmerksamkeit, müsste man die Aktion wohl als vollen Erfolg bezeichnen: Gerade spielte sich das Geschehen auf der rechten Defensivseite der Stuttgarter ab, sämtliche Augen und alle Kameras waren also auf jenes Stück Rasen vor dem Gästeblock gerichtet, als von dort plötzlich Tennisbälle auf den Platz flogen. Die Anhänger von Borussia Dortmund protestierten so gegen die aus ihrer Sicht überhöhten Ticketpreise im DFB-Pokal-Viertelfinale beim VfB Stuttgart, dass der BVB mit 3:1 gewann. Ihre Botschaft: Wenn ihr weiter an der Preisschraube dreht, kommt nur noch ein zahlungskräftige Publikum ins Stadion, wie man es vom „Elitesport“ Tennis gewohnt – die vom „Volkssport“ Fußball gewohnte Atmosphäre aber würde es nicht mehr geben.

Schiedsrichter Stieler musste BVB-Spiel unterbrechen

Schiedsrichter Tobias Stieler musste die zur besten Sendezeit in der ARD übertragene Partie kurz unterbrechen, bevor die Spieler gemeinsam den Platz freiräumten – der BVB-Anhang hatte also die maximale Aufmerksamkeit erreicht. Und doch dürfte er seinem Anliegen mit dieser Aktion eher geschadet als genutzt haben. Bei ihrem zwanzigminütigen Stimmungsboykott hatten die Dortmunder die Sympathien noch auf ihrer Seite. Wer aber Gegenstände aufs Spielfeld wirft, verspielt diese Sympathien ganz schnell – selbst wenn es nur die weicheren Methodik-Bälle sind, von denen keine ernsthafte Gefahr ausgeht.

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Wer so in das Spiel eingreift, in dem seine Mannschaft um den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale kämpft, der zeigt: Es geht ihm in erster Linie nicht um den Fußball an sich, es geht ihm nicht um die eigene Mannschaft und deren Erfolg – es geht ihm vor allem um sich selbst.

Sicherheitsvorkehrungen könnten verschärft werden

Und: Kein Funktionär, kein Vereinsverantwortlicher der Welt wird sich beim Anblick bällewerfender Anhänger denken, dass es doch eine prima Idee wäre, die Ticketpreise zu reduzieren. Eher wird er sich fragen, wie so viele Bälle unentdeckt ins Stadion gelangen konnten. Und er wird möglicherweise zu dem Schluss kommen, dass die Sicherheitsvorkehrungen erhöht, dass die Zuschauer noch intensiver durchsucht werden müssen – was kaum einem Fan gefallen dürfte.

Vielleicht kommt ihm sogar der Gedanke, dass ein Tennispublikum gar nicht so verkehrt wäre. Denn mit Gegenständen werfen tut das zumindest nicht.