Dortmund. Zu Saisonbeginn schien die Stammelf von Trainer Thomas Tuchel wie in Stein gemeißelt. Nicht nur das Beispiel Ginter zeigt, dass sich dies geändert hat.
Nach der Halbzeitpause ging es dann doch nicht weiter für Sven Bender. Der Defensivspieler von Borussia Dortmund war im Spiel beim FC Augsburg (2:0) bei einer Grätsche unglücklich am Knie getroffen worden – gerade einmal 15 Minuten waren da gespielt. Bis zur Pause hielt Bender durch, dann aber kam Sokratis. Einen Schlag aufs Knie habe der Zweikampf-Spezialist bekommen, genaueres wusste man beim BVB erst einmal nicht zu sagen.
Auch interessant
Bender verletzungsbedingt ausgewechselt – es gab Zeiten, da wäre das kaum eine Nachricht wert gewesen. Denn wenn er fit war, spielte der 26-Jährige fast immer. Und wegen seiner intensiven Spielweise holte er sich immer wider kleinere und größere Blessuren ab.
In den ersten Wochen der laufenden Saison aber war dazu wenig Gelegenheit: Meist saß Bender auf der Bank, weil auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld der 20-jährige Neuzugang Julian Weigl einen Traumstart hinlegte. Bender war nur noch Backup – und das meist für den Fall, dass ein Teil des Innenverteidiger-Duos Mats Hummels und Sokratis verletzt ausfiel oder geschont werden sollte.
Stamm-Acht aus Spielern
Nun aber hat der Defensivspieler in den letzten fünf Partien in der Startelf gestanden, viermal davon in der Innenverteidigung – meist musste Sokratis auf der Bank Platz nehmen. Mit konstant guten Leistungen hatte sich der Dortmunder Dauerläufer vorerst festgespielt.
Auch interessant
Das Beispiel Bender zeigt: Die BVB-Stammelf, die in den ersten Wochen der Saison wie in Stein gemeißelt schien, gibt es so nicht mehr. Eher hat Trainer Thomas Tuchel eine Stamm-Acht aus Spielern, die immer eingesetzt werden, wenn sie nicht verletzt oder überansprucht sind: Torhüter Roman Bürki, Kapitän Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Julian Weigl, Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan, Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang. Auf den übrigen Positionen wird je nach Form, Formation und Gegner gewechselt.
Shinji Kagawa und Sokratis scheinen nicht mehr gesetzt, ein weiterer Leidtragender dieser Entwicklung ist Matthias Ginter: Nach schwacher Vorsaison hatte sich der etatmäßige Innenverteidiger in den ersten Wochen der aktuellen Spielzeit auf der rechten Seite festgespielt, hatte dort vor allem mit einer enormen Menge an Torbeteiligungen für Aufsehen gesorgt. „Der sollte Lotto spielen“, staunte damals Marcel Schmelzer. „Egal was er macht, es ist entweder eine Vorlage oder ein Tor.“ Erst einmal aber spielte Ginter Rechtsverteidiger – und das sogar in der Nationalmannschaft.
"Ginter-Märchen" scheint vorerst vorbei
Zuletzt aber wurden die Torbeteiligungen immer weniger – und das Bundesligaspiel beim Hamburger SV am 13. Spieltag (1:3) markierte eine Art Wachablösung: Ginter verschuldete ein Gegentor und wurde nach schwacher Leistung aus-, Lukasz Piszczek eingewechselt – und hat die Position nun erst einmal behalten.
Beim 2:1-Sieg in Wolfsburg durfte Ginter wegen des großen Personalmangels noch einmal im defensiven Mittelfeld auflaufen, ansonsten reichte es seitdem nur noch zu Kurzeinsätzen. Das „Ginter-Märchen“, von dem bereits die Rede war, scheint vorbei – vorerst. Denn in der Winterpause dürften die Karten wieder neu gemischt werden.