Wolfsburg. Thomas Tuchel, Trainer von Borussia Dortmund, ließ sich gegen den VfL Wolfsburg provozieren und musste Sekunden vor Abpfiff auf die Zuschauerränge.

Am Ende schlugen die Emotionen Purzelbäume. Henrikh Mkhitaryan, der Mann, der die Vorlage gegeben hatte, sank auf die Knie. Shinji Kagawa, der Mann, der das entscheidende Tor geschossen hatte, rutschte jubelnd über den Rasen. Die letzten drei Minuten dieses Spitzenspiels zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund hatten es in sich. Sie hielten beinahe die Geschehnisse eines ganzen Spiels parat. Und am Ende siegte der BVB mit 2:1 - und das brachte sogar Dortmunds Trainer Thomas Tuchel in ungewohnter Manier aus der Fassung.

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Was war passiert? Dortmund führte nach 30 Minuten verdient durch einen Treffer von Marco Reus. Den Rest der Spielzeit bestimmte der VfL mehr oder weniger. Doch Tore, Tore wollten trotz bester Chancen nicht fallen. Bis zur 90. Minute. Dann nämlich traf Ricardo Rodriguez per durchaus berechtigtem Elfmeter zum Ausgleich. Schmerzlich für den BVB. Der schöne Vorsprung auf den dritten Platz, der durch den Sieg auf neun Punkte angewachsen wäre, war verspielt. Doch dann passierte, was Tuchel "paradox" nennt.

Tuchel antwortete Wolfsburgs Co

Plötzlich spielte die Borussia wieder Fußball. Lange Zeit hatte sie nur noch verteidigt, jetzt kombinierte sie wieder, kombinierte hübsch, kombinierte schnell und direkt. Lukasz Piszczek flankte von der rechten auf die linke Seite, Mkhitaryan spielte den Ball direkt in die Mitte vor das Tor, wo Kagawa traf. "Kurioserweise haben wir umgehend nach dem Gegentor wieder ruhiger und mit mehr Vertrauen gespielt. Das ist ein untypisches Tor für eine Auswärtsmannschaft, die gerade den Ausgleich kassiert hat. So ein Tor zu schießen in Wolfsburg, ist außergewöhnlich."

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Tuchel wusste nach dem Treffer gar nicht recht, wohin mit seinen Emotionen. Er deutete hinüber Richtung Wolfsburger Bank, dann ballte er die Fäuste und trat gegen eine Werbebande. Das in Summe brachte ihm einen Verweis auf die Tribüne ein, den ersten in Dortmunder Diensten. "Ich habe mich dazu hinreißen lassen, auf den Co-Trainer von Wolfsburg zu reagieren", erklärte sich Tuchel. Dieser hatte sich laut BVB-Trainer beim Ausgleich allzu sehr auf Kosten der Dortmunder gefreut und Tuchel habe ihm mit der Geste nur signalisieren wollen, "dass er sich zu früh gefreut habe". Er räumt aber auch ein: "Das hätte ich einfach lassen können."

Verweis auf die Tribüne merkwürdig

Aber die Gefühle dieser verrückten Schlusssekunden mussten einfach raus. Daher auch der Tritt gegen die Werbebande. "Die aufgestaute Energie musste einfach raus", meinte Tuchel. Seinen Verweis auf die Tribüne fand er trotzdem merkwürdig. Aber das war am Ende eben auch nur noch eine Randnotiz.