Dortmund. . Neven Subotic erlebt beim BVB keine einfache Zeit. Noch geht er damit gelassen um – auch weil durch seine Stiftung weiß, was echtes Leiden ist.
Vor dem Revierderby stand Neven Subotic noch einmal im Mittelpunkt. Kurz vor Anpfiff der Partie gegen Schalke 04 gab der Innenverteidiger von Borussia Dortmund Stadionsprecher Nobby Dickel ein Interview. Dickel trug wie immer einen schwarzgelben Trainingsanzug, Subotic einen schwarzen Anzug.
Denn der Serbe war nicht zum Fußballspielen ins Dortmunder Stadion gekommen, er war zwar fit, aber nicht für den Kader nominiert – wie schon so häufig in dieser Saison. 25 Pflichtspiele hat der BVB bereits bestritten, ganze zwei mit Subotic. Weitere sieben Male durfte der 26-Jährige auf der Ersatzbank Platz nehmen, ansonsten stand er nicht im Kader.
Thomas Tuchel zieht anderes Spiel vor
In der Vorsaison unter Jürgen Klopp war Subotic Stammspieler, wurde von Trainer und Fans für sein kompromissloses Spiel geliebt. Thomas Tuchel reicht das nicht mehr.
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Wo Klopp sich auch mal über eine wilde Pöhlerei freuen konnte, zieht der neue Coach den gepflegten Spielaufbau vor, setzt auf den Griechen Sokratis, der zwar auch harte Zweikämpfe führen, dazu aber die genaueren Pässe spielen kann. Und erster Stellvertreter der Innenverteidiger ist Sven Bender – weil der auch im Mittelfeld spielen kann und ebenfalls ballsicherer ist.
Stiftung für Subotic so wichtig wie der BVB
Und so stand nun Subotic nun auf dem Rasen, den er nur noch selten beruflich betreten darf, und erzählte den 79 956 Zuschauern von der Neven-Subotic-Stiftung. Es dürfte ihm das bittere Gefühl der Nichtberücksichtigung zumindest ein wenig erleichtert haben. „Die Stiftung ist das Wichtigste in meinem Leben“, sagte er einst – bevor er fast schon pflichtschuldig nachschob: „Neben dem BVB, natürlich.“ Wer den auf dem Platz so knallharten Fußballprofi mal über seine Projekte hat reden hören, glaubt ihm das sofort. Über Äthiopien, wo die Stiftung Trinkwasserbrunnen bohrt und Toiletten errichten lässt.
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Von Menschen, die sich nun nicht mehr eine verschmutzte Trinkwasserquelle mit Tieren teilen, zu der sie auch noch kilometerweit wandern müssen. Von Mädchen, die dank geschlechtergetrennter Toiletten eine Sorge weniger in der Schule haben. „Die Kinder können sich auf Bildung konzentrieren und dadurch ihre Chance auf ein besseres Leben vergrößern“, sagt Subotic und hat selbst leuchtende Augen.
Subotic fährt seit acht Jahren den gleichen Kleinwagen
Es ist eine ganz andere Welt, in die der Fußballprofi regelmäßig eintaucht, wenn er in der spielfreien Zeit die Projekte seiner Stiftung vor Ort besucht – eine Welt, die ihn genügsamer gemacht hat. Anders als die meisten seiner Kollegen fährt er seit acht Jahren den selben Kleinwagen, vor einiger Zeit ist er aus seinem Haus in eine 80-Quadratmeter-Wohnung umgezogen. „Ich habe jetzt dreimal weniger, aber ich bin dreimal so glücklich“, sagte er kürzlich im Interview dem Radiosender Einslive.
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Einen großen Teil seiner Freizeit verbringt der Serbe ohnehin im Büro seiner Stiftung in der Dortmunder Innenstadt. „Hier grätsche ich zwar niemanden um, aber ich gucke auch nicht auf die Uhr und freue mich, wenn ich fertig bin“, sagt er. Soll heißen: Auch hier ist er harter Arbeiter – eine Haltung, die er sich von seinen Eltern abgeschaut hat.
Flucht mit der Familie aus Jugoslawien
1990, Subotic war ein Kleinkind, floh die Familie noch rechtzeitig vor dem Krieg aus dem damaligen Jugoslawien nach Schömberg im Schwarzwald. Der Vater, selbst ein durchaus begabter Fußballer, verdingte sich auf Baustellen, um die Familie zu ernähren und die Verwandtschaft in der Heimat zu unterstützen. „Meine Eltern haben immer hart, immer ehrlich gearbeitet, haben nicht geschummelt“, sagt der heute 26-Jährige. „Das hat mir imponiert und das wird auch immer so bleiben.“ Genauso hält er es nun auch, auf dem Platz und im Stiftungsbüro.
Neben seiner Freizeit investiert Subotic einiges von seinem Millionengehalt in die Stiftung. Jede hereinkommende Spende verdoppelt er aus eigener Tasche, auch die Verwaltungskosten trägt er komplett selbst. „Weil ich natürlich weiß, wie viel ich verdiene“, sagt er. „Alles andere wäre ja auch heuchlerisch.“