Dortmund. Die ARD-Dokumentation “BVB gegen Rechts“ beleuchtete den Kampf der Borussia gegen rechte Fans. Es wird klar: Die Nazis geben sich nicht geschlagen.

Vielleicht ist es die eigene Lebensgeschichte, die Neven Subotic motiviert. Der BVB-Verteidiger wurde 1990 im damaligen Jugoslawien und heutigem Bosnien und Herzegowina geboren. Als er ein Jahr alt war, floh seine Familie vor dem drohenden Krieg nach Deutschland.

Subotic der Flüchtling spielt heute vor 80.000 Fans im Dortmunder Stadion. 80.000 schwarz-gelbe Anhänger, unter denen es auch einige Rechtsextreme gibt. Der Borusse erklärt deshalb: „Es muss offen und klar gesagt werden, dass das nicht passt.“

Spezielle Schulung für Ordner

„BVB gegen Rechts – Dortmund und seine ungeliebten Fans“ heißt die ARD-Dokumentation von Mareike Wilms, die das schwarz-gelbe Nazi-Problem beleuchtet; und in der Neven Subotic klar Stellung bezieht: „Es ist mir wichtig, dass ich einen Arbeitgeber habe, mit dem ich mich identifizieren kann.“ Dazu muss sich sein Arbeitgeber, der BVB, von seinen rechten Fans distanzieren.

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Die 35-minütige Doku zeigt, dass Borussia Dortmund seit zwei Jahren versucht, die Rechtsextremisten von der Tribüne zu verbannen. Mittlerweile werden Ordner geschult, damit sie Nazis erkennen und diese aus dem Stadion werfen. Es gibt schwarz-gelbe Bierdeckel mit der Aufschrift „Kein Bier für Rassisten“, die in Dortmunder Kneipen verteilt wurden. Und es gibt Personen wie den Fan-Beauftragten Daniel Lörcher, der offen zugibt, sich früher nicht für das Nazi-Problem interessiert zu haben. Nun aber verteilt er im Namen des BVB Willkommenspakete an Flüchtlinge und fährt mit Fans in die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

Problematik existiert seit den 80ern

Doch die Dokumentation zeigt auch, dass sich die rechte Szene nicht geschlagen geben will. Im Gegenteil: Mittlerweile kommt es immer häufiger zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Nazis und Ultra-Gruppierungen, die sich gegen Rechts positionieren. Die Nazis versuchen nach wie vor, speziell die Südtribüne zu unterwandern – und Fans auf ihre Seite zu bringen.

Das Nazi-Problem existiert beim BVB schon lange. In den 1980ern Jahren wurde die Borussenfront zu einer der berüchtigtsten Gruppierungen mit Nähe zur rechtsextremen Szene. Zu den führenden Mitgliedern gehörte Siegfried Bochardt, genannt SS-Siggi, dem zahlreiche Gewalttaten zur Last gelegt werden. Im Mai 2014 zog Bochardt mit der Partei „Die Rechte“ in den Dortmunder Rat ein. Schon sein damaliger Wahlspruch verdeutlicht die Nähe zum BVB: „Von der Südtribüne in den Rat.“

Zwei Fan-Betreuer von Rechten angegriffen

In jüngster Vergangenheit gab es weitere Vorfälle: Im August 2012 wurde im Bundesliga-Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem SV Werder Bremen auf der Südtribüne ein Plakat mit der Aufschrift „Solidarität mit dem NWDO“ hochgehalten. NWDO steht für „Nationalen Widerstand Dortmund“ – eine rechtsgerichtete Vereinigung, die verboten wurde. Anfang 2013 wurden zwei Fan-Betreuer des BVB beim Auswärtsspiel in Donezk durch Rechtsextreme angegriffen.

Einer von ihnen war Jens Volke. Er kommt in der ARD-Doku ebenfalls zu Wort. Angesprochen auf den Vorfall sagt er: „Man ist vorsichtiger.“ Auch sein Kollege Daniel Lörcher erklärt: „Es kann gefährlich werden.“ Die Fan-Beauftragten sind unter den Nazis bekannt, Angriffe sind deshalb nicht ausgeschlossen. Auch wenn die Rechtsextremen momentan durch teilweise gewalttätige Aktion versuchen, auf sich aufmerksam zu machen, sehen beide die Lage eher positiv. „Viele ganz normale Fans müssen jetzt Position beziehen“, sagt etwa Jens Volke.

Die Dokumentation von Mareike Wilms zeigt, dass Borussia Dortmund ernsthaft versucht, sein Nazi-Problem zu bekämpfen. Leicht wird es nicht. „In Dortmund haben zwei Prozent Rechts gewählt. Das sind 1600 Leute, die auch im Stadion sein könnten“, erklärt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Es ist nichts, womit man sich schmückt. Aber es ist da. Da müssen wir uns nichts vormachen.“ Der BVB will die Nazis verbannen. Es wird ein langer Kampf. Doch aussichtslos ist er nicht.