Dortmund. Sein Start beim BVB war schwierig - doch seit Gonzalo Castro offensiver als ursprünglich geplant eingesetzt wird, findet er immer besser zurück.

Der BVB-Held des Abends gab sich betont unaufgeregt: „Joah“, sagte Gonzalo Castro, als nach seiner Bilanz des Spiels gefragt wurde. „Schön und erfolgreich. Aber im Pokal zählt einfach nur, dass man eine Runde weiterkommt und das haben wir gemacht.“

Das darf getrost als höfliches Understatement bezeichnet werden, denn Borussia Dortmund war nicht einfach nur weitergekommen ins Achtelfinale: Man hatte den Zweitligisten SC Paderborn mit 7:1 regelrecht demontiert, hatte den höchsten Sieg seit über sechs Jahren herausgeschossen – und Neuzugang Gonzalo Castro hatte einen ganz wesentlichen Anteil dazu beigetragen, war an den ersten fünf BVB-Treffern recht unmittelbar beteiligt: Zwei machte er selbst, zwei bereitete er vor und auch die Elfmeter-Szene leitete er ein.

Thomas Tuchel: „Er hat das sehr gut gemacht“

Es war der sichtbare Beleg dafür, dass der rund 12 Millionen Euro teure Neuzugang endlich Fuß gefasst hat beim BVB. „Ich bin schon länger angekommen und hatte schon vorher Spiele, die ganz gut waren“, wehrte der jedoch ab. „Da hat dann vielleicht nur das Tor oder der Assist gefehlt.“ Ansonsten wollte der 28-Jährige nicht groß über die eigene Leistung reden – das übernahmen dafür andere: „Er hat wirklich sehr gute Spiele gemacht, schon am Wochenende und heute auch“, lobte Linksverteidiger Marcel Schmelzer. „Er hat gute Laufwege, ist immer anspielbar für die hinteren Spieler.“

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Auch Thomas Tuchel war überaus zufrieden. „Er hat das sehr gut gemacht“, sagte der BVB-Trainer. „Ich freue mich außerordentlich für ihn, dass es so offensichtlich war und auf dieser Bühne. Dass er so einen Anteil hatte, das Spiel in die richtige Bahnen zu lenken.“ Die Freude über den gelungenen Auftritt war auch deswegen so groß, weil sich Castros Zeit in Dortmund deutlich weniger positiv angelassen hatte. Im Sommer war er, der Zeit seiner Karriere für Bayer Leverkusen gespielt hatte, als vermeintlicher Nachfolger für Ilkay Gündogan im zentralen Mittelfeld gekommen. Doch der Nationalspieler verlängerte dann doch seinen Vertrag und der junge Julian Weigl legte einen Traumstart in die Saison hin – dem vermeintlichen Königstransfer war der Weg in die erste Mannschaft erst einmal versperrt.

Ego und seine Ansprüche zurückgestellt

Als er dann doch mitwirken durfte, im Europa-League-Qualifikationsspiel bei Odds BK (4:3), lief er als Rechtsverteidiger auf – und stand völlig neben sich. Schon zur Halbzeit wurde Castro ausgewechselt. Er habe die Dimension eines Vereinswechsel wohl ein bisschen unterschätzt, räumte der variable Mittelfeldspieler vor einigen Wochen im Kicker-Interview ein.

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Pluspunkte sammelte er in dieser Zeit dennoch – in erster Linie aber mit seinem Auftreten neben dem Platz: „Ich finde es ganz außergewöhnlich, dass Gonzo es geschafft hat, seine Ruhe zu finden und gleichzeitig ehrgeizig an seiner Form zu arbeiten“, lobte Trainer Tuchel. „Er hat sein Ego und seine Ansprüche zurückgestellt und viel Energie in die Mannschaft gegeben, auch durch fleißige Trainingsleistungen und eine positive Ausstrahlung.“

Dass es nun sportlich besser läuft, ist auch einem Umdenken beim Trainerteam geschuldet. Denn eigentlich war Castro im defensiven Mittelfeld eingeplant, seine zuletzt starken Auftritte aber absolvierte er in deutlich offensiverer Position. Eine Änderung, die sich eher zufällig ergeben hat: Beim Auftritt in Hoffenheim (1:1) wechselte er nach der Auswechslung von Marco Reus von der defensiven auf eine offensive Position – und schaffte gleich eine bemerkenswerte Torvorbereitung. Bei Tuchel und seinen Assistenten verfestigte sich der Eindruck, dass der Neuzugang dort besser aufgehoben sein könnte: In offensiverer Position hat er mehr Freiräume und kann den ehrgeizigen Anspruch an sich selbst, stets großen Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen, besser umsetzen.

Aubameyang ist bei Borussia Dortmund nicht wegzudenken

Für den Trainer ergibt sich nun mhr denn je die Qual der Wahl in Sachen Aufstellung: Denn zu seinen starken Einsätzen zuletzt kam Castro, weil erst Henrikh Mkhitaryan verletzt fehlte und dann Reus geschont wurde. Beide stehen im nächsten Spiel wohl wieder zur Verfügung, in seiner derzeitigen Form gehört er aber auch Castro bei Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr/live im Ticker) in die Startaufstellung – zumal auch Tuchel sagt, dass sein Mittelfeldspieler „über viele Spiele Sicherheit bekommt“.

BVB feiert deutlichen Sieg

Lakic brachte die Gäste aus Paderborn nach einem Patzer von Roman Bürki zwar in Führung, doch dann schlug der BVB noch sieben Mal zu: Ramos (25.), Castro (30. und 58.), Kagawa (43.), Gündogan (54.), Piszczek (87.) und Mkhitaryan (89.).
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Lakic brachte die Gäste aus Paderborn nach einem Patzer von Roman Bürki zwar in Führung, doch dann schlug der BVB noch sieben Mal zu: Ramos (25.), Castro (30. und 58.), Kagawa (43.), Gündogan (54.), Piszczek (87.) und Mkhitaryan (89.). © Bongarts/Getty Images
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Doch Tuchel betont lieber den positiven Aspekt: „Es ist doch gut, wenn wir unterschiedliche Spieler in verschiedenen Konstellationen spielen lassen können, ohne dass uns Torgefahr, Kompaktheit und Giftigkeit verloren gehen“, sagt er, nennt auch Sven Bender, der ab der 70. Minute spielte, und Adrian Ramos, der erstmals unter dem neuen Trainer zum Einsatz kam, ein Tor schoss und eines vorbereitete. Dennoch dürften dessen Einsatzchancen in der Zukunft deutlich geringer sein als die von Castro. Denn Ramos konkurriert im Sturmzentrum mit dem alles überragenden Pierre-Emerick Aubameyang, der wettbewerbsübergreifend schon 20 Saisontore gemacht hat und derzeit nicht wegzudenken ist aus der Mannschaft.

Oder, wie es Tuchel ausdrückt: „Es besteht jetzt nicht der allerdringendste Grund, an Auba zu zweifeln.“