Dortmund. Mit einem kapitalen Aussetzer verschuldete BVB-Torwüter Bürki gegen den SC Paderborn das 0:1 – und erhielt danach viel Zuspruch.

Eigentlich gilt Thomas Tuchel als einer der Trainer, für die das Wort Akribie erfunden wurde. Der Coach von Borussia Dortmund ist ein besessener Tüftler am Spiel und nutzt dazu alles, was die moderne Technik an Leistungsdiagnostik und Analysewerkzeugen zu bieten hat.

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Und so war es ein ungewöhnlicher Satz, den man anch dem 7:1-Sieg gegen Paderborn aus dem Mund des 42-Jährigen hörte: „Von der Szene braucht man keine Videoanalyse machen.“

Tatsächlich war das Ereignis, auf das sich Tuchel bezog, von außergewöhnlicher Klarheit - und auch der Übeltäter war voll geständig: „Das war eine Scheißaktion von mir“, sagte BVB-Torhüter Roman Bürki, der Mitte der ersten Halbzeit am Versuch gescheitert war, den Paderborner Stürmer Srjdan Lakic auszudribbeln, und so das 0:1 verschuldet hatte (21).

Patzer rüttelt am Status als Nummer eins

„Ich wollte eine einfache, bessere Lösung finden, den Ball hinten raus zu spielen“, sagte Bürki. „Aber es ist natürlich klar: Den Ball muss ich wegschlagen.“ Und so war der Torhüter der einzige, der sich nicht uneingeschränkt freuen konnte über den höchsten BVB-Sieg seit Mai 2009. „Ich bin natürlich froh, dass wir weitergekommen sind - aber das Tor ärgert mich schon ein bisschen“, sagte er. „Aber ich bin froh, dass meine Kollegen das dann noch richten konnten.“

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Von aufgezeichnet von Sebastian Weßling

Für den Schweizer ist der Patzer auch deswegen bitter, weil er an seinem Status als Nummer eins rüttelt. Der nämlich speist sich zu einem nicht unerheblichen Teil daraus, dass Bürki gegenüber dem jahrelangen Platzhirsch Roman Weidenfeller als modernerer, mitspielender Torhüter gilt, der in den Spielaufbau einbezogen und jederzeit angespielt werden kann. Fehler ausgerechnet in dieser Disziplin sind da besonders bitter.

Die Mitspieler allerdings nahmen den Neuzugang in Schutz: „So ein Fehler kann immer passieren, wir sind alle nur Menschen“, sagte etwa Gonzalo Castro. Und Bürki selbst verwies darauf, dass er ganz normal weitergespielt und sich keine Aussetzer mehr erlaubt habe. „Es ist ja nicht der erste Fehler in meiner Kariere“, sagte er. „Mittlerweile weiß ich, wie ich damit umzugehen habe.“

BVB-Anhang stimmte „Roman Bürki“-Sprechchöre an

Am Mittwoch sah der Umgang so aus, dass Bürki den Fehler zwar auf seine Büßerkappe nahm, sich aber dennoch selbstbewusst präsentierte – auch indem er geduldig alle Fragen der Journalisten beantwortete. Zur Selbstsicherheit des Torhüters hatte auch der BVB-Anhang beigetragen, der schon zur Halbzeit dezent und nach der Partie noch lauter „Roman Bürki“-Sprechchöre anstimmte. „Klar gibt das ein gutes Gefühl, wenn man weiß, es nimmt einem niemand übel“, so Bürki. „Das hat mir natürlich ein gutes Gefühl für die zweite Halbzeit gegeben - und natürlich wurde es dadurch noch besser, dass wir weitergekommen sind.“

Bei Instagram nahm er seinen Patzer wenig später mit Humor: "Geiles Spiel - 7 Tore geschossen, ich eines vorbereitet", schrieb er da und bekam viel Zuspruch von Fans. "Mach dir nichts draus", kommentierte ein Nutzer, "bist ein guter Torwart."

Auch Trainer Tuchel macht sich keine Sorgen, dass sein Schlussmann sich schon bald den nächsten kapitalen Aussetzer erlaubt: „Es ist ein außergewöhnlicher Fehler gewesen“, sagt er. „Aber der war so außergewöhnlich, dass er auch nur einmal im Jahr passiert.“

BVB feiert deutlichen Sieg

Lakic brachte die Gäste aus Paderborn nach einem Patzer von Roman Bürki zwar in Führung, doch dann schlug der BVB noch sieben Mal zu: Ramos (25.), Castro (30. und 58.), Kagawa (43.), Gündogan (54.), Piszczek (87.) und Mkhitaryan (89.).
Lakic brachte die Gäste aus Paderborn nach einem Patzer von Roman Bürki zwar in Führung, doch dann schlug der BVB noch sieben Mal zu: Ramos (25.), Castro (30. und 58.), Kagawa (43.), Gündogan (54.), Piszczek (87.) und Mkhitaryan (89.). © Bongarts/Getty Images
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