Dortmund/Gelsenkirchen/Hohenlimburg. Der BVB und der S04 treffen an einem Sonntagnachmittag aufeinander. Am 8. November werden deshalb vor allem in Dortmund viele Amateurspiele verlegt.

  • Nach über fünf Jahren steigt das Revierderby wieder an einem Sonntagnachmittag - der Kernzeit des Amateurfußballs
  • Am 8. November werden in Dortmund deshalb weit mehr als die Hälfte aller Kreisliga-Spiele verlegt
  • Die Auswirkungen des Derbys sind bis nach Hohenlimburg in Hagen zu spüren
  • Nach über fünf Jahren steigt das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 wieder an einem Sonntagnachmittag - der Kernzeit des Amateurfußballs
  • Am 8. November werden in Dortmund deshalb weit mehr als die Hälfte aller Kreisliga-Spiele verlegt
  • Die Auswirkungen des Derbys sind bis nach Hohenlimburg in Hagen zu spüren
  • In Gelsenkirchen weichen dagegen nur wenige Amateurvereine den Profis aus

Dieses Spiel elektrisiert eine ganze Region: Wenn Borussia Dortmund am 8. November um 15.30 Uhr den FC Schalke 04 zum 87. Revierderby empfängt, dann ist es vorbei mit der Sonntagsruhe im Ruhrgebiet. Erstmals seit dem 19. September 2010 haben die Bundesliga-Spieltagsplaner das Duell der alten Rivalen wieder auf einen Sonntag terminiert - die Europa-League-Verpflichtungen der beiden Vereine am Donnerstag zuvor ließen ihnen keine andere Wahl. Nur rückt am letzten Tag der Woche normalerweise der Amateurfußball in den Vordergrund, die Vereine aus den unteren Ligen müssen also reagieren.

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Im Dortmunder Kreis 11 des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen sind 52 von 92 Spielen, die in den Herren-Kreisligen für den 8. November angesetzt waren, auf einen anderen Wochentag verlegt worden. Weitere Partien werden nun morgens angepfiffen. Nur 13 Spiele verbleiben auf ihrem Stammtermin um 14.30 Uhr. "Der Fußballausschuss in Dortmund hat großes Verständnis für die Spielverlegungen, weil fast der gesamte Dortmunder Amateurfußball auch mit Borussia Dortmund sympathisiert. Die Vereine müssten durch die Sonntagsspiele des BVB sonst große Einnahme- und Zuschauerverluste hinnehmen", sagt Pascal Sellung, Vorsitzender des Dortmunder Kreisfußballausschuss.

Eigene Richtlinie für Verlegungen bei BVB-Heimspielen

Kicker, Funktionäre, Zuschauer - in der Brust vieler Dortmunder, die den Amateurfußball lebendig halten, schlägt ein zweites Herz für den BVB. "Der Kreis kommt den Vereinen hier, so weit es die übergeordneten Regeln und Satzungen erlauben, entgegen und ermöglicht einen sehr flexiblen Spielbetrieb im Sinne des Amateurfußballs", stellt Sellung fest.

Die häufigen Sonntagsspiele der Schwarz-Gelben in dieser Saison haben den Kreisfußballausschuss im Sommer veranlasst, eine eigene Richtlinie für Spielverlegungen bei BVB-Heimspielen zu verabschieden. Kollidieren sonntags Bundesliga-Spiele im Signal-Iduna-Park mit Amateurpartien, kann das Kreisliga-Spiel auf Antrag des Heimvereins auch ohne Einverständnis des Gegners verlegt werden. 14 Tage vorher muss dazu der Antrag gestellt werden. "Durch die Vielzahl der Sonntagsspiele des BVB und die neue einheitliche Regelung hat die Anzahl der Spielverlegungen stark zugenommen", bestätigt Sellung. "Wir haben von den Vereinen viele positive Rückmeldung zu dieser Flexibilität bekommen."

Eschenröder: Vereine haben resigniert

Während sich die Dortmunder Amateurfußballer dem großen Derby bereitwillig unterordnen, ist die Situation einige Kilometer weiter westlich in Gelsenkirchen eine andere. Beim Fußballausschuss des Kreises 12 sind gerade einmal neun Verlegungen von Spielen am 8. November eingegangen. "Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass mehr verlegt wird, als ich auf den Bundesliga-Spielplan geschaut habe", sagt der Ausschuss-Vorsitzende Gerd Eschenröder, dessen Heimatclub ETuS Gelsenkirchen sämtliche Spiele um eine Stunde nach vorne verschoben hat.

"Offensichtlich haben die Vereine resigniert und sich gesagt: Es kommen sowieso keine Zuschauer", meint Eschenröder, der mit stärkeren Wechselwirkungen zwischen Profi- und Amateurbereich in Gelsenkirchen erst beim zweiten Derby der Saison rechnet. "Wenn beide Clubs noch in der Europa League spielen und auch das Rückspiel an einem Sonntag stattfindet, wird es bei uns ähnlich wie jetzt in Dortmund aussehen", sagt Eschenröder. Der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund treffen am zweiten April-Wochenende 2016 erneut aufeinander.

Der Derby-Sonntag wirkt sich bis nach Hohenlimburg aus 

Wenn sich die „Großen“ bekriegen, steht die Welt der „Kleinen“ auch in Hohenlimburg still. In der Landesliga steht ebenfalls ein Derby an. Der SV Hohenlimburg 1910 empfängt Borussia Dröschede. Das Spiel ist auf 18 Uhr verschoben worden. „Erst schauen wir das Derby, dann spielen wir gegen Dröschede“, freut sich SV-Sportleiter Alfredo Pais auf einen tollen Fußballsonntag. Zunächst war geplant, die Partie auf 13 Uhr vorzuziehen, dann aber hätte die Reserve auch verschieben müssen.

„Die Anfrage kam aus beiden Lagern. Wir haben ja nun auch viele Fußballfans in unseren Reihen“, erklärt Zehner-Trainer Roman Reichel, der selber Schalke-Fan ist, selber also von der Verlegung profitiert. Er stellt aber auch klar: „Das Revierderby ist für mich zweitrangig. Ich hätte auch um 15 Uhr gespielt.“

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Gegner schauen gemeinsam das Revierderby

Den Spielablauf stellt die Verlegung nicht auf den Kopf. Der Verband hat die Sache durchgewunken. Nach dem Spiel geht man gemeinsam in den Zehnertreff, wo zusammen das Revierderby auf Sky geschaut wird. Dort freut sich Wirt Uwe Hohl auf viele Fans. „Im großen Saal werden wir Leinwand und Beamer aufbauen, vorne haben wir den Fernseher. Dazu machen wir ein paar Häppchen, Frikadellen, Bockwürstchen“, kündigt Hohl an. „Für mich als Gastwirt ist es eigentlich egal, dass das Spiel vorgezogen wurde, aber so kommen bestimmt mehr Zuschauer zum Landesligaspiel“, vermutet Hohl. Als Fußballfan berührt ihn das Spiel allerdings weit weniger als die meisten seiner Gäste: Hohls Herz schlägt für die Borussia aus Mönchengladbach.

Der SC Berchum/Garenfeld empfängt an dem Spieltag den SV Bommern - hinsichtlich der Tabellensituation sicherlich eine Begegnung mit Feuer und Brisanz. Das Spiel wird ebenfalls verschoben. Das Verfolgerduell wurde am Samstagabend um 19 Uhr angesetzt.

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Viele Dortmund- und Schalke-Fans in der Eintracht-Mannschaft

In der Kreisliga A spielt die Eintracht Hohenlimburg bereits am Samstag um 17 Uhr beim TSV Fichte Hagen. „Fichte wollte das Spiel verlegen, erst mitten in die Woche, dann haben wir uns auf den Samstag geeinigt. Dort findet eine Fete statt. Die hatten sich schon vor zwei Wochen bei uns gemeldet, und das war natürlich kein Problem“, erklärt Eintracht-Trainer Herbert Preilowski. Als Stuttgart-Fan hatte er das Derby allerdings nicht auf dem Plan. „Aber wir haben natürlich viele Dortmund- und Schalke-Fans in der Mannschaft. Vielleicht treffen wir uns ja am Sonntag in unserer Stammkneipe in Kabel und schauen zusammen auf Sky Fußball“, zeigt sich der Eintracht-Trainer spontan.

„Ich bin schockiert“, meint Selahattin Bas, Trainer von TSK Hohenlimburg, überrascht, als darauf hingewiesen wird, dass das Spiel seiner Mannschaft am 8. November bei Blau Weiß Vorhalle bereits um 12.30 Uhr angepfiffen wird. Doch die große Überraschung wich schnell der Freude: „Dann kann ich mir das Derby anschauen!“. Grundsätzlich unterstützt er es, wenn Amateurspiele dem Derby weichen müssen: „Solange man rechtzeitig Bescheid sagt.“

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Ausnahmen für das Revierderby

Bis zu ihm war die Kunde noch nicht vorgedrungen. Doch Bas räumt ein: „Wenn wir zwei Wochen vorher Bescheid wissen, ist das okay.“ In diesem Fall kam die Anfrage aus Vorhalle. „Wir haben viele Fans in der Mannschaft. Einige Spieler haben eine Dauerkarte in Dortmund oder sich extra für dieses Spiel eine Karte geholt. Da wollen wir ihnen natürlich ermöglichen, dass sie das Spiel auch sehen können. Wenn es das Revierderby ist, dann ist sowas okay“, meint Vorhalles Fußball-Abteilungsleiter Wilfried Böttcher.

Bis in die Kreisliga B sind die Auswirkungen des Bebens mit dem Epizentrum in Dortmund zu spüren. Der TuS Holthausen empfängt den SC Berchum/Garenfeld III bereits zur ungewöhnlichen Fußballzeit von 11 Uhr.