Baku. Er ist derzeit die sportliche Lebensversicherung von Borussia Dortmund: Pierre-Emerick Aubameyang eilt von Tor zu Tor, wird von Mitspielern und seinem Trainer Thomas Tuchel geadelt - weint aber nicht einem verpassten alleinigen Rekord hinterher.

Die erste Stunde des Freitags war bereits angebrochen, als Pierre-Emerick Aubameyang im Flugzeug auf dem Rollfeld von Baku saß und breit grinste. Was der 26-Jährige vielleicht noch besser kann als Toreschießen, hat der Gabuner jedoch ein so breites Grinsen wie der französische Schauspieler Fernandel.

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Aubameyang hielt einen Fußball in der Hand, den er zuvor, weil er dieses Metier ja so prächtig beherrscht, dreimal im Tor des FK Qäbälä untergebracht hatte.

Dies ist dann auch für einen Torjäger seiner Marke ein besonderes Ereignis, weshalb der Stürmer lieber den Ball als einen Teppich oder einen Teesamowar als Souvenir aus Aserbaidschan mit nach Hause nahm.

Der Schnibbelnde, der Wuchtige und der Eiskalte

Ich habe kein Geheimnis, das ist alles harte Arbeit“, beteuerte der viel umjubelte Dortmunder Matchwinner beim 3:1-Sieg über das Team aus dem Kaukasus beinahe unschuldig. Der schibbelnde Künstler, der wuchtige Vollstrecker und der eiskalte Abstauber – gegen Qäbälä zeigte Aubameyang sein gesamtes Spektrum, was Thomas Tuchel in den höchsten Tönen schwärmen ließ: „Sein Hunger, seine Ausstrahlung, seine Torgefährlichkeit sind vorbildlich“, ernannte der Borussia-Coach seinen Treffsichersten (17 Tore in 16 Saisonspielen wettbewerbsübergreifend) zum Vorbild für alle Offensivkräfte, „in dieser Form ist er unersetzlich.“ Was sich bemerkenswert anhört, aber auch eine gewisse Abhängigkeit ist: Denn böse verletzten darf sich der Dreifachtorschütze von Baku eigentlich nicht.

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Von Andreas Berten, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Es ist löblich, dass der 1,87 Meter große Schlaks mit dem Hang zu den verrücktesten Frisuren und Batman-Maske beim Torjubel bescheiden bleibt: „Im Moment läuft es, jedes Tor gibt mir Selbstvertrauen.“ Dass er vergangenen Freitag in Mainz Klaus Allofs’ mehr als drei Jahrzehnte alten Rekord von Toren in zehn aufeinanderfolgenden Bundesligaspielen nur einstellen und nicht brechen konnte, lässt ihn auch kalt: „Mir sind zwei zwei Assists gelungen – das ist wie ein Tor.“ Trotzdem ist vor Stolz seine Brust schon derart angeschwollen, dass sogar der FC Barcelona auf ihn aufmerksam geworden sein soll. Weil Aubameyang, 2013 für 13 Millionen Euro Ablöse aus St. Etienne gekommen, der erst zur Saisonbeginn seinen Vertrag bis 2020 verlängert hat, lässt dies die Klubgranden bezüglich der Transfergerüchteküche aber nur müde lächeln.

Bei den Gegnern ist derweil zurzeit kein Kraut gewachsen, um die unheimliche Konsequenz des Paradiesvogels zu unterbinden. „Ich muss zum Glück nicht oft gegen ihn im Training verteidigen“, antwortete Ilkay Gündogan auf die Frage, wie der Teamkamerad denn zu stoppen sei. Matthias Ginter kennt solche Situationen aus den Übungseinheiten besser: „Mit seiner Dynamik, Schnelligkeit und mit Ball am Fuß ist er nur schwer zu verteidigen. Wenn, dann muss man ihn vorher abfangen. Wenn er mit dem Gesicht zu einem steht, ist es zu spät.“

Einer der besten Stürmer in Europa

Pierre-Emerick Aubameyang erfährt damit den aufrichtigen und verdienten Respekt der Kollegen. „Er ist zu einem der besten Stürmer der Bundesliga und vielleicht von ganz Europa geworden“, würdigte Gündogan die Entwicklung des Gabuners. Vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Augsburg (Sonntag, 15.30 Uhr) daher mit seinem zu den Bayern abgewanderten Vorgänger Robert Lewandowski verglichen zu werden, ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. „Lewy hält den Ball sogar gegen zwei, drei Leute und mit dem Rücken zum Tor. Auba spielt dagegen sein Tempo aus“, sagte Ilkay Gündogan. Es gebe zwischen diesen „zwei phantastischen Stürmern“ allerdings einen gravierenden Unterschied: „Der eine war bei uns, der andere ist bei uns.“