Bremen. Das 1:2 in Bremen war die wohl schlechteste Saisonleistung des BVB - und auch die Erklärungen im Anschluss waren nicht immer überzeugend.
Es war ein trauriges Grüppchen Menschen, dass nach dem Abpfiff auf dem Rasen des Weserstadions beieinander stand. Mit hängenden Köpfen ließen die Fußballer von Borussia Dortmund den Jubel der Bremer Fans über den 2:1-Sieg ihrer Werder-Mannschaft ebenso über sich ergehen wie den aufmunternd gemeinten Beifall der eigenen Anhänger. Ein besonders beklagenswertes Bild gab Kapitän Mats Hummels ab, der minutenlang reglos im Mittelkreis kauerte und schließlich noch das schwarz-gelbe Trikot über den Kopf zog.
Wenn man so wollte, wurde hier nur mit leicht veränderter Bildsprache das fortgesetzt, was sich in den 90 Minuten zuvor auf dem Rasen zugetragen hatte. Denn auch im Spiel bei den Bremern hatte Hummels ein mitleiderregendes Bild abgegeben, hatte bei beiden Gegentoren entscheidend gepatzt und sich vom Bundesliga-Frischling Davie Selke immer wieder ausspielen lassen wie ein Schuljunge.
Dennoch war der Kapitän einer der wenigen Spieler, der nach dem Spiel versuchte, das eigentlich Unerklärliche zu erklären: dass der deutsche Vizemeister die Winterpause auf einem direkten Abstiegsrang verlebt, weil gegen Werder Bremen das zehnte von 17 Saisonspielen verloren ging - und das vollkommen zurecht nach streckenweise indiskutabler Leistung.
Hummels sieht kein Einstellungsproblem
"Nach zweieinhalb Minuten stehen wir bei einem normalen Angriff in Unterzahl hinten drin, das ist natürlich schon erstaunlich", haderte Hummels. Ebenso erstaunlich aber war die Herangehensweise der Dortmunder Defensive in jener Szene: Oliver Kirch ließ sich widerstandslos von Vorlagengeber Santiago Garcia überlaufen, Matthias Ginter ließ sich zurückfallen, während Mats Hummels auf Abseits spielte und in seinem Rücken den Torschützen Davie Selke entwischen ließ (3.).
"Wenn du nach drei Minuten in unserer Situation ein Gegentor bekommst, verändert das vieles", nahm Trainer Jürgen Klopp seine Mannschaft in Schutz. "Dass man dann nicht zu allerbesten Leistungen in der Lage ist, mussten viele Leute in ihrem Leben schon feststellen."
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An den grundlegenden Fehlern im Dortmunder Spiel aber änderte sich nichts: Immer wieder mangelte es ihnen im weiteren Verlauf an der nötigen Abstimmung - und auch an der nötigen Aggressivität. Die Bremer warfen sich gallig in jeden Zweikampf, auf Dortmunder Seite fehlte der letzte Biss.
"Das sehe ich nicht so", widersprach Hummels. "Man schreibt das immer der Heimmannschaft zu, weil da einfach die Fans lauter sind bei einem gewonnenen Zweikampf. Aber ich denke nicht, dass Leidenschaft und Einstellung ein Problem sind." Für das Spiel in Bremen hatte der BVB-Kapitän diese Ansicht allerdings weitgehend exklusiv. Torhüter Mitchell Langerak dagegen räumte ein, dass die stärkere Aggressivität der Bremer wohl durchaus ein ausschlaggebender Faktor war. "Wir haben nicht gut angefangen und nach dem ersten Tor unsere Stabilität verloren", sagte er außerdem. "Dann haben wir ein bisschen hektisch gespielt und in der zweiten Halbzeit nach dem 2:0 unsere Ruhe komplett verloren."
Klopp ist froh, dass die Hinrunde vorbei ist
Die Verunsicherung der Dortmunder war wieder einmal in allzu vielen Szenen zu spüren. Etwa, als der zur Halbzeit eingewechselte Shinji Kagawa den Ball gleich zweimal völlig freistehend deutlich neben das Tor setzte (56./78.). Doch sie ergriff auch vermeintliche Stabilitätsanker wie Mats Hummels, der auch beim 0:2 sowie bei zwei weiteren Bremer Großchancen eine ganz schlechte Figur machte.
"Es gibt immer Erklärungen, aber das bringt uns hinterher auch nichts", resümierte der Abwehrchef. Allerdings wichen die Erklärungsansätze teils deutlich voneinander ab. Während Oliver Kirch "eine Kopfgeschichte" diagnostizierte, verwiesen Hummels und Trainer Klopp eher auf körperliche Probleme aufgrund der vielen Verletzungen und einer komplizierten Vorbereitung. Die Probleme des BVB jedenfalls kamen auch in Bremen überdeutlich zum Vorschein: die Ideenlosigkeit in der Offensive, die durch zahlreiche ungefährliche Halbfeld-Flanken unterstrichen wurde - und die Anfälligkeit in der Defensive, die immer wieder für schwere Patzer gut ist. Die gemeinsame Abwehrarbeit der gesamten Mannschaft, in früheren Zeiten eine der Stärken des Klopp-Ensembles, funktionierte auch im Weserstadion nur rudimentär. Die Niederlage jedenfalls war hochverdient und hätte bei besserem Bremer Konterspiel auch deutlicher ausfallen können.
Um dem Tag doch noch etwas Positives abzugewinnen, musste Klopp schon eine gehörige Portion Sarkasmus aufbringen. "Die einzige gute Nachricht heute ist: Die Vorrunde ist rum, 2014 ist vorbei", sagte er.
Damit 2015 besser verläuft, wird der BVB einiges ändern müssen.