Bremen. Nach der Niederlage gegen Werder Bremen gibt man sich beim BVB mit kleinen Zielen zufrieden. Noch seien die anderen Teams nicht allzuweit enteilt.

Es war eine erschütternde Hinrunde für Borussia Dortmund, und vielleicht lagen Einsilbigkeit und Sichtweise von Weltmeister Mats Hummels einfach an der niederschmetternden Bilanz. Gestartet ist der BVB in die Saison, um mit Bayern München so weit wie möglich auf Augenhöhe zu spielen. Gelandet ist er zur Halbzeit auf einem Abstiegsplatz, und so etwas zerrt an den Nerven.

Ob Werder Bremen, das vom Potenzial her sicherlich viel schlechter als der BVB stehen müsste, beim 2:1-Sieg vorgemacht habe, wie man mit Einsatz und Leidenschaft spielt? “Nein”, erklärte Hummels, und hatte diese Sichtweise doch weitgehend für sich. Es sei kein großer Unterschied erkennbar gewesen, führte Hummels aus, der zwar das 1:2 geköpft, vorher aber beim 0:2 schwer gepatzt hatte, es habe vielleicht auf den Zuschauer so gewirkt, aber das sei normal, da gewonnene Zweikämpfe des Heimteams immer lauter bejubelt würden.

BVB-Coach Klopp stellt sich auf Platz 18 ein

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Was die Statistik angeht, liegt Hummels vielleicht gar nicht falsch, Werders Zweikampfquote am Ball lag bei 51 Prozent, die des BVB bei 49. Zudem hatte Dortmund wesentlich mehr Ballbesitz, eine höhere Passquote, mehr Torschüsse, mehr Ecken - aber was hilft das alles nach der zehnten Saisonniederlage im 17. Spiel, nach einer Hinrunde mit 15 Punkten. Wenn Werder mit Spielern wie Lukimya, Selke, Lorenzen oder Hüsing antritt und siegt und der BVB mit Hummels, Schmelzer, Gündogan und Immobile verliert, lassen sich Spiele nicht mehr mit Statistiken erklären. Sondern mit Nerven, die nach einem frühen 0:1 blank liegen, mit dem letzten Schritt, dem entscheidenden Tick mehr Leidenschaft.

Am Ende also steht der Überraschungs-Fakt der Saison: Der BVB überwintert auf einem Abstiegsplatz, Platz 17 an diesem Samstag. Und wenn es ganz dumm läuft und Freiburg am Sonntag Hannover schlägt, als Tabellenletzter. "Davon gehe ich aus”, sagte Trainer Jürgen Klopp, “ich glaube, dass Freiburg das Spiel gegen Hannover gewinnt. Aber wir werden dann eben von Platz 18 aus starten, uns vorbereiten, und dann geht es ganz anders zur Sache.”

Klopp: Jede Form der Kritik am BVB ist legitim

Und damit begann eine lange Kampfansage des Dortmunder Coaches, eine Kampfansage an Krise und Misserfolg: “Wir haben eine beschissene Hinrunde gespielt, aber die Niederlage in Bremen hat für die Analyse keine Relevanz, uns war die Situation doch vorher schon klar. Mit einer vermeintlichen Spitzenmannschaft im Abstiegskampf zu stehen, ist eine der größten Herausforderungen, aber wir werden sie annehmen und bestehen.”

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Die Hoffnungen liegen dabei vor allem auf der Rückrunden-Vorbereitung mit dem kompletten Team. Klopp: “Wir sind eine Mannschaft, die extrem davon lebt, sich Dinge im Training zu erarbeiten. Das konnten wir in dieser Hinrunde so gut wie nicht, aber das können wir jetzt tun. Wir werden ein unangenehmer Jäger sein.” Stand heute sei die Saison eine “Katastrophe”, jede Form der Kritik am BVB legitim, aber, so Klopp, “es ist noch nicht vorbei.” Drei bis vier Punkte, so der Blick nach vorne, sei der BVB nur von den Plätzen entfernt, die “für uns absolut in Ordnung sind”. Der Coach könne allen, denen die Borussia am Herzen liege, nur den Tipp geben, nicht daran zu zweifeln, dass Licht am Ende des Tunnels komme: “Man muss daran glauben und ich glaube daran.”

Ob die Aufholjagd mit neuem Personal beginnen wird, ließ Klopp offen. Planungen gibt es offenbar. “Aber es muss passen”, so der Coach, “wir werden nicht in Aktionismus verfallen.”