Berlin. Brasiliens Fußball-Verband CBF droht Ärger: Während der WM soll er kostbare Uhren an mehrere Dutzend Fifa-Funktionäre geschickt haben, darunter auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Der bestätigte dies einer Zeitung - und betonte, dass er die Uhr nicht angenommen, sondern zurückgeschickt habe.

Dem Fußball-Weltverband droht eine neue Affäre. Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" hat Fifa-Chefermittler Michael Garcia bereits interne Ermittlungen aufgenommen, weil der brasilianische Verband CBF während der WM in diesem Sommer mehreren Dutzend FIFA-Funktionären kostbare Uhren geschenkt haben soll. Exekutivmitglied Theo Zwanziger und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach haben dies dem Zeitungsbericht zufolge bestätigt. Der Ethik-Kodex der FIFA verbietet die Annahme solcher Geschenke ausdrücklich.

"Der brasilianische Verband wollte dem DFB-Präsidenten während der WM eine Uhr überlassen, aber Wolfgang Niersbach hat sie gar nicht erst angenommen, sondern umgehend per Boten an den CBF zurückgeschickt", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker der "Welt am Sonntag".

Zwanziger will Uhr erst in Deutschland bemerkt haben

Zwanziger dagegen will erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland bemerkt haben, "dass mir der CBF eine Uhr geschenkt hat". Der frühere DFB-Chef erklärte der Zeitung: "Vor meiner Abreise vom Fifa-Kongress in Sao Paulo stand eine Tüte der Fifa in meinem Hotelzimmer, in die ich nur kurz reingeschaut habe. Ich sah ein Brasilien- sowie ein Fifa-Trikot, Kugelschreiber, Wimpel und Anstecknadeln, eine Uhr habe ich nicht gesehen."

Die Tüte habe er dann mit nach Deutschland genommen. "Erst der Anruf eines britischen Journalisten, der fragte, ob ich eine Uhr erhalten habe, hat mich dazu gebracht, noch mal in die Tüte zu schauen. Dabei habe ich eine Uhr gefunden, in Plastik verpackt und eingewickelt in das Brasilien-Trikot."

Uhren sollen 20.000 Euro wert sein - pro Stück

Zwanziger hat nach eigenen Angaben sofort "die Ethik-Kommission über meinen Fund informiert und gesagt, dass ich die Uhr umgehend zurückgeben möchte". Jetzt fordert er Konsequenzen für den brasilianischen Verband: "Falls die Uhr einen großen Wert hat, dann ist das eine Frechheit. Dann muss der CBF bestraft werden."

Laut "WamS" handelt es sich bei den Uhren um edle Produktionen eines Werbepartners des CBF. Ihr Wert soll bei umgerechnet 20.000 Euro pro Stück liegen. Alle Mitglieder des Fifa-Vorstands, des sogenannten Exekutivkomitees, alle Verbandspräsidenten der 32 WM-Teilnehmer sowie die Präsidenten der Mitgliedsstaaten des südamerikanischen Verbands Conmebol sollen dem Bericht zufolge eine Uhr erhalten haben.

Angeblich wurden auch hochrangige Fifa-Mitarbeiter bereits über die Ermittlungen der Ethikkommission informiert. Im Ethikkodex der Fifa heißt es: "Diesem Reglement unterstellte Personen dürfen nur Geschenke und sonstige Vorteile gewähren oder von diesen solche annehmen, die einen symbolischen oder geringen Wert haben." (dpa)