Essen. Werder Bremen und der VfR Aalen sind nur knapp einer Blamage in der ersten Runde des DFB-Pokals entgangen. Der Bremer Bundesligist mühte sich beim Regionalligisten FV Illertissten zu einem 3:2 nach Verlängerung, während Aalen gegen den Regionalligist Rehden sogar ins Elferschießen musste.

Werder Bremen hat die Fortsetzung seiner blamablen Pleiten-Serie im DFB-Pokal nur mit größter Mühe gegen die wackeren Fußball-Amateure des FV Illertissen vermieden. Der sechsmalige Pokal-Champion quälte sich am Sonntag vor 10 205 Zuschauern in Ulm gegen den tüchtigen bayerischen Viertligisten zu einem 3:2 (1:1, 1:1)-Erfolg nach Verlängerung und entging damit nach drei Pleiten gegen Drittligisten einem vierten Erstrunden-K.o. nacheinander.

Abwehrspieler Assani Lukimya (92. Minute) und U19-Europameister Davie Selke (99.) sorgten mit einem Doppelschlag in der Verlängerung für den ersten Bremer Pokalsieg nach exakt vier Jahren und zwei Tagen. Allerdings konnten die Amateure gegen den Bundesligisten durch Marc Hämmerle sogar in der Extra-Spielzeit noch einmal zurückschlagen (102.). Moritz Nebel (25.) hatte für den moralischen Sieger, der sich mit einer Einnahme von rund 200 000 Euro trösten musste, die frühe Bremer Führung von Izet Hajrovic (4./Handelfmeter) ausgeglichen.

Werder-Trainer Robin Dutt bot in der Startelf die Neuzugänge Santiago Garcia, Alejandro Gálvez und Fin Bartels auf. Und er konnte schnell jubeln: Illertissens Sebastian Schaller sprang der Ball im Strafraum unglücklich an die Hand - der ablösefrei von Galatasaray Istanbul gekommene Mittelfeldspieler Hajrovic verwandelte den Elfmeter.

Nach dem frühen Tor investierte Bremen zu wenig. Der viertklassige Gegner konnte die Partie bis zum Abpfiff mehr als nur offen gestalten und wurde oft nach Freistößen gefährlich. Einen verlängerte der 22 Jahre junge Nebel freistehend zum 1:1. Bis zur Pause blieb die Partie ausgeglichen - und Dutt stapfte nachdenklich in die Kabine.

Der Werder-Coach reagierte, brachte den späteren Torschützen Selke für Bartels. Der U19-Europameister erhielt sogar den Vorzug gegenüber dem erfahrenen Nils Petersen, der auf der Bank schmoren musste. Die Bundesliga-Profis fanden bis auf den sporadisch agilen Eljero Elia aus ihrem Trott nicht heraus. Hajrovic zirkelte einen Freistoß auf die Torlatte (49.), aber auf der Gegenseite hatten Andreas Spann (64.) und Hämmerle (89.) zwei Chancen zur Sensation für Illertissen. Selbst nach dem 1:3 steckten die Amateure in der Verlängerung nicht auf und ließen die favorisierten Bremer bis zum Ende bangen.

Hoffenheim souverän im Pokal weiter: Kantersieg bei Paloma Hamburg 

Mit einem Kantersieg ist 1899 Hoffenheim leicht und locker in die zweite DFB-Pokalrunde durchmarschiert. Beim völlig chancenlosen Oberliga-Aufsteiger USC Paloma Hamburg behielt der klar favorisierte Erstliga-Club aus dem Kraichgau am Sonntag souverän mit 9:0 (7:0) die Oberhand und gab sich keine Blöße.

Vor 4750 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Ausweich-Stadion des SC Victoria Hamburg an der Hoheluft trafen Sven Schipplock (5), Tarik Elyounoussi, Ermin Bicakcic, Adam Szalai und Anthony Modeste (je 1) für den klar tonangebenden Favoriten. Die "Tauben" müssen sich mit der Top-Einnahme von 140 000 Euro plus Besuchereinnahmen trösten. Das nach Abzug aller Kosten erwirtschaftete Geld wird der Fünftligist in seinen neuen Kunstrasen-Platz an der Brucknerstaße investieren.

"Wir haben eine tadellose erste Halbzeit gezeigt, danach etwas den Fuß vom Gas genommen", sagte 1899-Coach Markus Gisdol zufrieden an seinem 45. Geburtstag. Kollege Marco Krausz war etwas enttäuscht über die hohe Niederlage, am Ende aber stolz über "die insgesamt gelungene Veranstaltung" an der Hoheluft. "Immerhin nicht zweistellig", befand er.

Nachdem ein bekannter norddeutscher Shanty-Chor die Evergreens "La Paloma" und "In Hamburg sagt man tschüss" geschmettert hatte sowie 40 Tauben davongeflattert waren, konnte es losgehen. Der standesgemäß im Mannschaftsbus des Zweitligisten FC St. Pauli zum "Highlight des Jahrzehnts" (USC-Clubchef Dirk Rathke) angereiste Außenseiter kämpfte zwar wacker, aber der Favorit war mehrere Nummern zu groß.

Die ohne die Leistungsträger Andreas Beck, Sejad Salihovic und Roberto Firminio angetreten Gäste stellten früh die Weichen auf Sieg. Pokalheld Yannick Jonas, der mit insgesamt neun gehaltenen Elfmetern großen Anteil am Coup des damaligen Sechstligisten im Oddset-Cup hatte, sah nicht immer gut aus. Der Keeper verhinderte dennoch einen höheren Pausenrückstand.

Nach dem Wechsel legte der nicht zu stoppende Schipplock, dem in den ersten 45 Minuten bereits ein lupenreiner Hattrick gelungen war, gegen die Hanseaten noch seinen fünften Treffer nach. Kurz darauf wurde er gegen Modeste ausgewechselt. "Gut, dass der endlich draußen ist", merkte der Stadionsprecher scherzend an.

In den letzten 20 Minuten musste der bis dahin beschäftigungslose 1899-Schlussmann Oliver Baumann sogar hin und wieder mal eingreifen. Der Ehrentreffer, auf den die tapfer kämpfenden Paloma-Akteure trotz schwindender Kräfte gegen nachlassende Gäste aus waren, gelang aber trotz allen Bemühens nicht. Stattdessen legte Modeste nach.

1860 München bei Holstein Kiel mit viel Mühe - 2:1 

Der TSV 1860 München hat nach dem Fehlstart in der Liga die erste Runde des DFB-Pokals mit Mühe und Not gemeistert. Die Mannschaft des neuen Trainers Ricardo Moniz gewann am Sonntag bei Drittligist Holstein Kiel mit 2:1 (0:1). Stürmer Rubin Okotie (65./81.) gelang wie schon in der 2. Liga gegen Kaiserslautern ein Doppelschlag. Der Österreicher traf zunächst nach Vorlage von Marin Tomasov per Kopf, dann per Foulelfmeter.

Die angeschlagenen Löwen wurden bereits nach acht Minuten kalt erwischt, als Tim Siedschlag zur Führung traf. Der Kieler verwertete einen tollen Pass des Dänen Mikkel Vendelbo. Keeper Stefan Ortega war herausgelaufen und hatte bei dem Lupfer keine Chance.

Torhüter Gabor Kiraly durfte nach seiner Suspendierung zumindest auf der Bank Platz nehmen. Der abgesetzte Kapitän Julian Weigl blieb in München. Moniz bestimmte Christopher Schindler zum neuen Kapitän und wollte damit ein Zeichen setzen. Doch die Bayern waren vor 8500 Zuschauern in den ersten 45 Minuten läuferisch und kämpferisch unterlegen. Dagegen hatte Trainer Karsten Neitzel die Kieler bestens eingestellt. Siedschlag (50./57.) strömte Torgefahr aus. Einen gefährlichen Freistoß aus 18 Metern lenkte Ortega über die Latte. Erst im Endspurt setzten sich die Gäste mit ihrer Routine durch.

Aue ohne Glanz in die zweite Runde - 1:0 

Fußball-Zweitligist FC Erzgebirge Aue hat im DFB-Pokal das erste Erfolgserlebnis der neuen Saison gefeiert. Nach dem verpatzten Ligastart mit zwei Niederlagen setzte sich das Team von Trainer Falko Götz am Sonntag in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Regionalligisten FC Carl Zeiss Jena mit 1:0 (1:0) durch. Vor 8745 Zuschauern sorgte Solomon Okoronkwo (39. Minute) für das entscheidende Tor.

Aue gelang zunächst im Spielaufbau nur wenig. Das Team wirkte nervös. Die Thüringer agierten mit hohem Laufaufwand und hatten einige Chancen, vor allem durch den schnellen Stürmer Velimir Jovanovic. Nutzen konnten sie diese allerdings nicht. Nach einer halben Stunde hatte Aue mehr Ballbesitz und daraus resultierend ein leichtes Übergewicht. Okoronkwo sorgte mit seinem sehenswerten Tor, ein Dropkick ins rechte untere Eck, für die überraschende Führung des Favoriten.

In der 68. Minute jubelten auch die Jenaer, der Treffer wurde wegen einer Abseitsstellung jedoch nicht anerkannt. Der Viertligist hatte wie Aue noch weitere Möglichkeiten, mit richtiger Durchschlagskraft agierten aber beide Kontrahenten nicht.

Aalen schlägt Rehden erst im Elfmeterschießen 

Dank Torwart Daniel Bernhardt hat der Fußball-Zweitligisten VfR Aalen im Elfmeterschießen die zweiten Runde des DFB-Pokals erreicht. Der Keeper parierte am Sonntag in Cloppenburg zweimal und rettete den Profis das 5:4 (0:1,1:1, 1:1) nach Elfmeterschießen gegen den Regionalligisten BSV Rehden. Der Viertligist war durch ein Eigentor von Nejmeddin Daghfous (20. Minute) in Führung gegangen. Der Fünfte der 2. Liga traf durch Michael Klauß (57.) zum Ausgleich. In der Verlängerung fielen keine Tore.

Aalen tat sich schwer. Der Zweitligist dominierte zwar das Geschehen im Mittelfeld, konnte sich jedoch kaum Torchancen herausspielen. Die dicht gestaffelte Abwehr der in der Regionalliga noch sieglosen Rehdener machte es dem VfR schwer. Beim Treffer von Klauß hatten die Aalener Glück, weil der Schuss von Michael Wessel ins Netz abgefälscht wurde.

Die von BSV-Coach Andreas Petersen zunächst defensiv eingestellten Rehdener setzten lange Zeit auf Konter. Das Führungstor fiel indes nach einer Ecke von Viktor Pekrul: Alessandro Ficara verlängerte den Ball per Kopf, Aalens Daghfous lenkte ihn ins eigen Tor. Pech hatte Rehden, als Kifuta (112.) in der Nachspielzeit nur die Latte traf. (dpa)