Leverkusen. . Bernd Leno, der Torhüter von Bundesligist Bayer 04 Leverkusen, ist bei der zuletzt schwächelnden Werkself oft die letzte Rettung. Er hat sich gut entwickelt, hält gut. Aber die Wankelmütigkeit seiner Mannschaft gefährdet seine Karrierepläne - und den Traum von der WM-Teilnahme.

Bernd Leno ist ein Sammler, und insofern ist die Partie von Bayer Leverkusen bei Paris St. Germain am Mittwoch (20.45 Uhr live in unserem Ticker) keineswegs bedeutungslos für den Torhüter der Rheinländer. Er sammelt Erfahrungen, oder vielleicht sollte man sagen: Er saugt seine Erlebnisse auf, ganz besonders dann, wenn er unter Flutlicht in der Champions League spielt.

Diese Abende nennt er seinen „Bonus“ gegenüber den Konkurrenten um einen Platz im Kader der Nationalmannschaft, und dieses Thema ist sehr präsent, auch wenn Leno noch nie für die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw spielen durfte. „Natürlich hoffe ich, noch auf den WM-Zug aufzuspringen, das wäre eine tolle Sache“, sagt der 21-Jährige, sein Hauptargument für eine Berufung: der Erfahrungsvorsprung, den er gegenüber Ron-Robert Zieler oder Marc-André ter Stegen hat. „Ich spiele mittlerweile die dritte Saison im Europapokal und habe 15 Champions League-Spiele absolviert“, sagt er.

Dieser Hinweis lässt erahnen, wie sehr es Leno zusetzen muss, dass seine Mannschaft die Chancen auf eine weitere Runde in der Königsklasse schon mit dem 0:4 im Hinspiel vergeudet hat. Die Wankelmütigkeit der Mannschaft, die im Jahr 2014 nur zwei von neun Pflichtspielen gewonnen hat, gefährdet seinen Karriereplan.

Starke Bundesligaleistung beflügelt Lenos WM-Traum

Ob Leno seine durchaus beachtliche Kollektion von Champions-League-Einsätzen auch in der kommenden Saison erweitern kann, ist vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Negativdynamik nämlich höchst ungewiss. Aber dem Torhüter ist im Gegensatz zu diversen Mitspielern anzumerken, dass er sich wehrt. „Bernd ist einer der wenigen Torhüter, die konstant gut spielen“, sagte Simon Rolfes am vorigen Samstag nach dem 1:1 in Hannover. Der Kapitän hätte auch sagen können: „Einer der wenigen Leverkusener, die konstant gut spielen.“ Nach der Hinrunde wurde Leno von den Bundesligaprofis sogar zum besten Torhüter der ersten Saisonhälfte gewählt, und schlechter geworden ist er nicht. Das beflügelt den WM-Traum. Natürlich bewegt sich Manuel Neuer in anderen Sphären, aber ist der keineswegs fehlerlose Marc-André ter Stegen wirklich besser als Leno? Oder Zieler? Oder René Adler?

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Wären nur die jüngsten Leistungen im Klub ausschlaggebend, müsste Leno gemeinsam mit Neuer und Dortmunds Roman Weidenfeller nach Brasilien reisen. Seine Strafraumbeherrschung ist imposant, nur ganz selten unterlaufen ihm Konzentrationsfehler, seine Reflexe auf der Linie sind stark, und er hat sagenhafte acht von 17 Elfmetern in der Bundesliga gehalten. Wenn der Torhüter der U-21-Nationalmannschaft eine Schwäche hat, dann die Fähigkeit, sich fußballerisch am Aufbauspiel zu beteiligen. „Ich will mein Spiel immer offensiver gestalten, mir mehr zutrauen, mehr Risiko eingehen“, sagt er in einem Interview mit goalkeeping.com zu dem Nebenjob als Aushilfslibero, dessen Erledigung inzwischen von jedem Spitzentorhüter erwartet wird.

„Bernd gehört die Zukunft“

Aber es wäre ja auch verwunderlich, wenn ein 21-Jähriger keine Entwicklungspotenziale mehr hätte. „Bernd gehört die Zukunft“, sagt Sportdirektor Rudi Völler, der den Vertrag mit Leverkusens Nummer Eins im Herbst um ein Jahr bis 2018 verlängert hat. Angeblich wurde Leno in den Kreis der Großverdiener im Kader befördert, im Gegenzug soll eine ursprünglich einmal existierende Ausstiegsklausel gestrichen worden sein.

Ob diese Entscheidung klug war, ist noch nicht absehbar, wobei Leno selbst solche Zweifel natürlich niemals öffentlich artikulieren würde. Nun bleibt Bernd Leno nur zu sagen: „In Paris wollen wir uns nicht abschlachten lassen.“ Es gibt schönere Perspektiven für einen Fußballer mit dem Ehrgeiz des Bernd Leno.