Leverkusen.
Lars Bender war der erste, der sich nach den Abpfiff auf den Weg zum obligatorischen Besuch zu den eigenen Fans begab, aber der Nationalspieler von Bayer 04 Leverkusen kam nur bis zum Elfmeterpunkt. Blanke Wut schlug ihm entgegen, „Wir wollen Euch kämpfen sehen!“, brüllten die Leute. Bender drehte um und verschwand in der Kabine. Andere Spieler wie Stefan Kießling oder Philipp Wollscheid wagten sich kurz darauf weiter vor, ließen sich sogar auf Diskussionen mit den Anhängern ein, plausible Erklärungen für das 0:1 gegen Mainz 05, die fünfte Niederlage in Folge, konnte aber niemand liefern.
Bayer Leverkusen ist in diesen Wochen umgeben von einem unheilvollen Gefühl der Ratlosigkeit. „Wir zerbrechen uns die Köpfe schon in den letzten Wochen“, sagte Rudi Völler. Aber „alle guten Vorsätze, das gute Training, die Ansprachen auch vom Trainer haben nicht richtig gefruchtet“, stellte er fest. Die Mainzer mussten nicht einmal ihren besten Fußball spielen für den Erfolg beim Werksklub. Ihnen reichte ein wunderschönes Tor durch Eric-Maxim Coupo-Moting (32.), um sich weiter oben festzusetzen.
Mainz wird derzeit getragen von der Leichtigkeit, nach der sich die Leverkusener vergeblich sehnen. „Wir haben viel gemacht im Training“, berichtete Hyypiä, „auch auf der mentalen Seite“. Der Sportpsychologe des Klubs war in den vergangenen Tagen besonders gefragt, eine funktionierende Maßnahme konnte er nicht liefern.
Der Absturz geht also ungebremst weiter, so langsam entzündet sich eine Debatte über die Frage, ob Hyypiä fähig ist, einer völlig verunsicherten Mannschaft Spaß und Selbstvertrauen zurückzugeben. Völler würde derlei Zweifel am liebsten im Keim ersticken, „das tut jetzt alles weh, wir werden aber trotzdem zusammen stehen“, sagte er. Hyypiä muss also vorerst nicht um seinen Job fürchten, aber der Vorwurf, den Klaus Toppmöller vor einigen Tagen erhoben hat, steht immer noch im Raum.
Der stoische Finne sei mit seiner ruhigen Art nicht in der Lage, das Team zu emotionalisieren, hatte der ehemaligen Leverkusener Trainer gemutmaßt, und Völler hatte darauf erwidert: „Der Sami ist eben, wie er ist. Jeder Trainer hat seine Art, und seine ist eben die ruhige. Als wir in der Vorrunde mit ihm ein Spiel nach dem anderen gewonnen haben, haben uns alle zu diesem tollen Trainer gratuliert.“
Der Einfluss von Lewandowski
Aber damals lief es eben auch. Ob Hyypiä ohne Sascha Lewandowski mit dem er sich das Traineramt in der Vorsaison noch teilte, ebenfalls in der Lage ist, eine Mannschaft aus einer Krise herauszuführen, muss sich erst noch zeigen. Überhaupt macht die ungewöhnliche Konstellation mit dem inzwischen getrennten Trainerduo Lewandowski/ Hyypiä die Bewertung der Arbeit des Finnen vorerst – zumindest von außen – unmöglich. Wie viel Lewandowski steckte in den Erfolgen der Vorsaison? Welche Nachwirkungen dieser Zeit waren für die starke Hinrunde relevant? Erst wenn Hyypiä die Wende schafft und Bayer erneut in die Champions League führt, ist das sein eigenes Werk.