Stuttgart. Drei Jahre lang durfte Kevin Großkreutz nicht mehr das Trikot mit dem Adler tragen. Gegen Chile lieferte der BVB-Spieler ein fehlerfreies, aber unauffälliges Comeback im Nationaldress ab.

Ob sich Kevin Großkreutz mit seinem Auftritt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim Spiel gegen Chile für höhere Aufgaben wie beispielsweise eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Brasilien empfohlen hat, bleibt abzuwarten. Fast fehlerfrei war der Auftritt des Dortmunder Allrounders in der wackligen Viererkette des DFB; Philipp Lahm, den Kapitän der Nationalmannschaft hinten rechts annähernd adäquat zu ersetzten, das schafft nicht einmal der Allesspieler Kevin Großkreutz.

Drei Jahre lang musste mittlerweile 25-Jährige auf eine erneute Einladung in Deutschlands Eliteauswahl warten, das letztes von drei Länderspielen im Februar 2011 gegen Italien (1:1) war schon längst Sportgeschichte. Damals durfte Großkreutz als Linksaußen spielen, gegen die unbequemen Südamerikaner beorderten ihn Bundestrainer Joachim Löw auf die eigentlich angestammte Position Lahms zurück.

Der Dortmunder fand sich in der ersten Viertelstunde immer wieder im Eins-gegen-eins mit dem starken Jean Beausejour vom englischen Zweitligisten Wigan Athletic wider. "Ich weiß, was ich auf der Position des rechten Verteidigers zu tun habe", sagte Großkreutz vor der Partie und so versuchte der Ur-Borusse immer wieder schneller hinter den Ball zu kommen. Großkreutz, dessen Interpretation der Aufgabe hinten eigentlich recht offensiv ausgelegt ist, war zum Großteil des Spiels defensiv gebunden. Die beim Bundesliga-Klub so spielstarken Ausflüge in die Offensive konnte sich der Außenverteidiger kaum leisten. Im Gegenteil. Kurz vor der Pause rettete der Dortmunder im Zweikampf mit Barcas Alexis Sanchez die glückliche deutsche Pausenführung.

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Großkreutz spielt überall

Das Bild änderte sich auch im zweiten Abschnitt nicht. Großkreutz kämpft defensiv, leistet sich nur einen Ausflug nach vorne, als er in der 55. Minute Chiles Schlussmann Johnny Herrera prüfte. "Er hat als Rechtsverteidiger richtig starke Spiele bei uns gemacht", lobte Borussia-Mitspieler Marcel Schmelzer seinen Freund. Auch gegen Chile habe Großkreutz "das ganz gut gemacht", obwohl er momentan im Verein wieder links vorne spiele. "Aber bei Kevin kennt man das ja: 'Da wo man ihn hinstellt bringt er seine Leistung'", so Schmelzer.

Genau das könnte das WM-Ticket für den vielseitigen Großkreutz sein. Er spielt einfach überall: Außenverteidiger, offensives wie defensives Mittelfeld, linkes wie rechtes Mittelfeld, Innen- Links oder auch Rechtsverteidiger - das "taktisches Genie" (BVB-Trainer Jürgen Klopp) könne in einem Turnier "enorm wichtig sein" (Dortmunds Manager Michael Zorc). Seine Nominierung sei "deshalb nur folgerichtig. Er hat es verdient, in Brasilien dabei zu sein."

Löw wird Großkreutz in den kommenden Monaten mit Bundesliga- und Champions-League-Partie genau beobachten. Sollte der Nationaltrainer weiter mit Lahm in der Zentrale des Spielfelds planen - wovon auszugehen ist -, steigen die WM-Chancen von Großkreutz. Dann wird es sicherlich keine drei Jahre bis zum nächsten Auftritt im DFB-Trikot dauern. Die Weltmeisterschaft in Brasilien beginnt in drei Monaten.