London. . Fast sein ganzes Fußballerleben hat BVB-Torhüter Roman Weidenfeller auf einen Einsatz in der deutschen Nationalmannschaft gewartet. Am Dienstag im Testspiel gegen England darf er erstmals das Adler-Trikot überstreifen. Als ältester Torwart-Debütant der DFB-Geschichte.

Die 22 also. Nicht einfach nur eine Zahl. Nicht für Roman Weidenfeller. Sie wird ihn ab diesem Dienstag bis ans Ende seiner Karriere und weit darüber hinaus begleiten. Die beiden Ziffern werden auf ein Stück Stoff gedruckt sein und dieses Stück Stoff wird am Dienstagabend vor dem Testspiel in England (21 Uhr, live im Ticker) in der Kabine der deutschen Nationalmannschaft hängen. Bereit, getragen zu werden. Von Roman Weidenfeller, dem Torwart von Borussia Dortmund, der ein ganzes Fußballer-Leben auf den Moment gewartet hat, dieses Trikot überzustreifen zu dürfen.

„Im Tor wird Roman Weidenfeller stehen“, sagt Bundestrainer Joachim Löw am Montag fast ein bisschen feierlich, bevor er anfängt, dem Schlussmann im trüben London einen warmen Umhang aus Lob und Nettigkeiten zu knüpfen: „Er hat sich diese Nominierung durch fantastische Leistungen im Verein verdient. Und er hat hier im Training wie auch sonst einen fantastisch guten Eindruck gemacht.“

Roman Weidenfeller wird die Worte vernommen haben, wenn ihm die Sinne nicht in diesen für ihn so traumhaften Tagen, Wochen, Monaten abhanden gekommen sind. 33 Jahre und 105 Tage ist der gebürtige Westerwälder bei seinem Debüt am Dienstag alt. Kein deutscher Torwart hat länger auf seinen ersten Einsatz im Nationaltrikot warten müssen. Dass es jetzt doch noch geschieht, ist eine unglaubliche Geschichte.

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Zahm und glücklich

Mehr als 14 Jahre lang ist er nun schon Profi, er ist ausgebildet worden von einem Mann namens Gerry Ehrmann, einer muskelbepackten Kaiserslauterer Torwart-Ikone, der man auch heute zutraut, einen Kleinwagen aus dem Strafraum zu fausten. Mit dem Image seines Lehrmeisters verselbständigte sich allerdings auch das von Weidenfeller: Alte Schule war das, Gras fressen, Stürmer aus dem Weg räumen, Bälle mit dem Fuß auf die Tribüne dreschen. Scheinbar nicht filigran genug für den feingeistigen Löw, der all die Jahre keine Anstalten machte, den Dortmunder einzuladen.

Nun darf er doch noch ran. Und der einst so kantige Weidenfeller schnurrt zahm und glücklich durch die für ihn so neue Welt. Als er seine Trainingsklamotten erhalten hatte, schlüpfte er hinein und machte als erstes ein Foto von sich und sendete es hinaus in die Welt.

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„Schon mit der Einladung hat sich für mich vieles verwirklicht. Ich wollte erleben, wie es ist, in diesem Kreis dabei zu sein. Mir bedeutet schon dies sehr viel“, sagt er demütig. Als wolle er beweisen, dass es sicher kein Fehler wäre, ihn mit nach Brasilien zur WM zu nehmen. Als zweiter oder dritter Torwart. Egal. Seine Chancen stehen gut. Er könnte die Dortmund-Fraktion stärken und führen.

„Eine gereifte Persönlichkeit“

Das erste und womöglich letzte Länderspiel seiner Karriere am Dienstagabend ist die Belohnung für einen, der 2002 zum BVB kam, als die Meisterschaftsfeierlichkeiten gerade beendet waren und fast die Beerdigung des Vereins anstand. Er blieb in Dortmund, als der Klub seine schwärzesten Stunden durchschritt und beinahe an der finanziellen Großmannssucht zu Grunde gegangen wäre. Er arbeitete verbissen an sich, verbesserte seine rudimentären fußballerischen Fähigkeiten. Und er verzichtete mit zunehmendem Alter auf überflüssige Showelemente wie Schrei-Attacken auf dem Spielfeld und öffentlichkeitswirksame Interviews. „Er ist eine gereifte Persönlichkeit mit guter Ausstrahlung“, stellt Joachim Löw heute treffend fest.

Auf seine alten Tage muss sich Roman Weidenfeller vorkommen wie im Märchen. Der Meistertitel mit dem BVB 2011 war sein erster überhaupt, es folgten erneut die Meisterschaft, der DFB-Pokalsieg, vor einem halben Jahr die Teilnahme am Champions-League-Finale im Londoner Wembley-Stadion. Jener geschichtsträchtigen Fußball-Stätte, in die Roman Weidenfeller am Dienstagabend einlaufen wird. Als Nationaltorwart. Mit der Rückennummer 22.

DFB-Team per Tube zum Training

Zum Abschlusstraining vor dem Klassiker am Dienstag (21.00 Uhr/ARD) gegen England reiste das DFB-Team auf Löws Weisung hin wie der gewöhnliche Londoner per U-Bahn - das Verkehrschaos auf den Straßen der britischen Metropole wollte der Perfektionist tunlichst vermeiden.
Zum Abschlusstraining vor dem Klassiker am Dienstag (21.00 Uhr/ARD) gegen England reiste das DFB-Team auf Löws Weisung hin wie der gewöhnliche Londoner per U-Bahn - das Verkehrschaos auf den Straßen der britischen Metropole wollte der Perfektionist tunlichst vermeiden. © Bongarts/Getty Images
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Zum Abschlusstraining vor dem Klassiker am Dienstag (21.00 Uhr/ARD) gegen England reiste das DFB-Team auf Löws Weisung hin wie der gewöhnliche Londoner per U-Bahn - das Verkehrschaos auf den Straßen der britischen Metropole wollte der Perfektionist tunlichst vermeiden. © Bongarts/Getty Images
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