Reykjavik. Der ehemalige Bundesliga-Star Niko Kovac soll Kroatien zur WM führen. Gegen Island erwartet er einen „harten Gang“ von seiner Mannschaft, die sich endlich wieder als Einheit präsentieren soll. Aber auch in Europas nördlichster Hauptstadt grassiert das Fußball-Fieber.
Mit dem Bayern-Gen nach Brasilien - Kroatiens neuer Nationaltrainer Niko Kovac setzt auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2014 auf die Siegermentalität aus seiner Bundesliga-Zeit. Der gebürtige Berliner macht seinen Stars vor dem Play-off-Duell am Freitag (20.00 Uhr/live in unserem Ticker) bei Fußball-Zwerg Island ordentlich Druck: Sein Haufen talentierter Kicker soll sich endlich wieder als Einheit präsentieren.
„Ich kann das Feuer in den Augen meiner Spieler sehen“, sagte Kovac vor dem stürmischen Hinspiel auf der kleinen Insel im Nordatlantik: „Ich kann spüren, dass sie der Öffentlichkeit zeigen wollen, dass sie besser sind, als die Leute denken.“ In Island werde man „das wahre Gesicht der kroatischen Nationalmannschaft“ sehen.
Kovac, der als Profi in der Bundesliga für Hertha BSC, Bayer Leverkusen, den Hamburger SV und Bayern München spielte, wurde erst vor knapp einen Monat als Nachfolger des gescheiterten Igor Stimac installiert. Der Auftrag von Verbandsboss Davor Suker: Kovac soll den WM-Dritten von 1998 zurück in die Weltspitze führen. „Ich muss zuerst wieder Disziplin und Ordnung auf dem Platz herstellen. Jeder muss für den anderen da sein“, sagte der 42-Jährige.
Scheitern wäre für Kroatien ein sportliche Katastrophe
Auf dem Weg zurück ins internationale Rampenlicht hat Kovac vor allem auf psychologischer Ebene mit seinen Spielern gearbeitet. „Wir erproben ein paar andere Strategien und ich bin sehr zufrieden mit meinen Spielern“, sagte der frühere Mittelfeldspieler: „Glauben Sie mir, physisch gibt es keinen großen Unterschied, aber mental.“
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Dennoch warnt Kovac seine Stars davor, den krassen Außenseiter Island zu unterschätzen. „Das wird für uns ein schwerer Gang. Auch Island besitzt eine gute Mannschaft“, sagte Kovac. Ein Scheitern gegen die Truppe um den gealterten Starangreifer und Ex-Chelsea-Stürmer Eidur Gudjohnsen (FC Brügge) käme einer mittelschweren sportlichen Katastrophe gleich. Kovac kann in Reykjavik, wo seine Edelkicker Temperaturen um den Gefrierpunkt und heftige Sturmböen erwarten, auf einen exquisiten Kader bauen.
Bayern-Angreifer Mario Mandzukic, Luka Modric (Real Madrid), Ivan Rakitic (FC Sevilla) und Co. sollen die „Feurigen“ an die Copacabana schießen. „Wir besitzen viele gute Leute, die auf hohem Niveau spielen können, eben zahlreiche Individualisten“, sagte Kovac, „aber die Art und Weise, wie sich das Team in der Qualifikation oft präsentiert hat, war alles andere als gut. Da mangelte es ab und zu an der richtigen Einstellung.“ Kroatien muss Nachsitzen, weil es in der Gruppe A hinter Belgien nur zu Platz zwei für den Weltranglisten-18. gereicht hatte.
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In Island hofft man auf den ganz großen Coup
Die Kovac-Elf reist mit einem klaren Ziel auf die Insel, auf der mit Abstand deutlich mehr Schafe (rund 550.000) als Menschen (320.000) leben. „Wir wollen mindestens ein Tor schießen und nicht verlieren“, sagte Kovac, der seinen Bruder Robert als Co-Trainer an der Seite hat: „Das würde es uns für das Rückspiel einfacher machen.“ Die Entscheidung fällt dann am 19. November in Zagreb.
In Island hofft man derweil auf den ganz großen Coup: Erstmals in ihrer Geschichte bietet sich für die Nationalmannschaft die Chance, sich für eine Fußball-WM zu qualifizieren. Die 12.000 Karten für die Partie im Nationalstadion waren trotz des von acht auf vier Uhr morgens vorverlegten Vorverkaufstarts innerhalb einer halben Stunde vergriffen. „Wir stehen vor zwei historischen Spielen“, sagte Gudjohnsen, „für diese Möglichkeit haben wir alles gegeben.“ Island schaffte es in der Quali überraschend auf Platz zwei hinter der Schweiz, vor Slowenien und Norwegen.
An mangelnder Leidenschaft wird der Underdog aus Island ganz sicher nicht scheitern - doch Kroatien hat mit Kovac jetzt das Bayern-Gen. (sid)