Doha. In Katar sind im Oktober zwei deutsche Journalisten während der Berichterstattung über die Bedingungen auf den Baustellen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 verhaftet worden. Die Kritik an dem umstrittenen Gastgeber wird derweil auch aus Deutschland immer lauter.

Laut eines Berichts von Sky Sport News HD und der Süddeutschen Zeitung wurden ein TV-Produzent und dessen Kameramann am 3. Oktober, am zweiten Tag ihres Aufenthalts in dem Emirat, in ihrem Hotel festgenommen und saßen 27 Stunden in Haft. Grund der Verhaftung sei eine "anti-katarische Berichterstattung ohne Drehgenehmigung" gewesen.

Erst nach der Intervention des Auswärtigen Amtes wurden die Journalisten, denen Pass, Geld und Kreditkarten abgenommen wurden, wieder freigelassen. Die beiden waren mit einem Touristenvisum nach Katar gereist.

"Staatssicherheit wusste über jeden Schritt Bescheid"

"Seit ich morgens um halb sechs in Handschellen zur vierten Vernehmung aus der Zelle abgeholt wurde, habe ich Zweifel daran, dass hier 2022 vor den Augen der Weltpresse eine Fußball-WM gefeiert werden kann", sagte der TV-Produzent: "Obwohl wir undercover als Touristen eingereist waren, wusste die Staatssicherheit über jeden unserer Schritte Bescheid."

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Von den schlechten Bedingungen am Persischen Golf berichtete indes auch die Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) nach einem Kontrollbesuch auf den Baustellen in der vergangenen Woche.

"Da fließen einem die Tränen, wenn man das sieht", sagte IG-BAU-Vizechef Dietmar Schäfers dem Handelsblatt. Etwa die Hälfte der Bauarbeiter sei miserabel untergebracht.

Katar war Ende September wegen Medienberichten über den Tod von 44 nepalesischen Arbeitern auf den WM-Baustellen infolge von Verstößen gegen Arbeitsschutzrichtlinien international in die Kritik geraten. Der FIFA hält weiterhin an der Austragung des Weltereignisses in der Wüste fest.

Katastrophale Verhältnisse und weniger Geld als zugesagt

Allerdings werden immer Details über die Arbeitsbedingungen bekannt. Oft müssten Gastarbeiter zu zehnt in einem Zimmer wohnen, das nur rund 15 Quadratmeter groß sei, sagte Schäfers. Die Matratzen zum Schlafen seien "so dick wie eine Wolldecke - und darunter ist ein Rost aus Stahlstangen". Die hygienischen Verhältnisse seien mangelhaft.

Schäfers unterstrich zudem die Meldungen der britischen Tageszeitung Guardian. Die Arbeiter - oft aus Indien oder Nepal - bekämen weniger Geld, als ihnen zugesagt worden sei, sagte er. Auch die Pässe würden einkassiert werden. Wo aber Firmengruppen aus Europa und den USA "das Sagen haben, sind die Standards gut", meinte Schäfers. FIFA-Boss Joseph S. Blatter hatte zuletzt betont, vor allem die Firmen, die oft aus Europa kommen, stünden in Katar in der Verantwortung. (sid)