München/Manchester. . Vor dem Start der Champions League herrscht dank Matthias Sammer große Unruhe in München. Bayer Leverkusen startet mit einer echten Mammutaufgabe in die Königsklasse. Gegen den dreifachen Champions-League-Sieger Manchester United will die Werkself die “Schmach von Barcelona“ vergessen machen.
Bayern München gleicht einem Pulverfass, Bayer Leverkusen steht vor einer Mammutaufgabe: Während für den Titelverteidiger 115 Tage nach dem Triumph von London der Start in die Königsklasse mit dem Heimspiel gegen ZSKA Moskau zur Unzeit kommt, reiste die Werkself mit großer Vorfreude, aber auch einer gehörigen Portion Demut zum schweren Spiel am Dienstag (beide 20.45 Uhr/auch im Liveticker) bei Manchester United.
In München hält sich die Vorfreude auf die Champions League in Grenzen. Die „Mission-Titelverteidigung" hat noch gar nicht begonnen, da liegen sich die Bosse schon in den Haaren. Die Kritik von Sportvorstand Matthias Sammer hat den Verein gespalten. Präsident Uli Hoeneß schimpfte und bestellte ihn zum Rapport, Franz Beckenbauer stärkte ihm den Rücken.
Bayern will historisches erreichen
Noch nie hat eine Mannschaft in der 21 Jahre langen Geschichte des Wettbewerbs den Pokal in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten gewonnen. Der FC Bayern will es jetzt schaffen, doch der Zwist im Klub macht zumindest den Start in dieses Abenteuer nicht leichter. „Wir werden sicherlich darüber reden“, kündigte Hoeneß am Montag in der Bild-Zeitung bezüglich Sammers Aussagen an, „weil ein Eindruck vom FC Bayern entsteht, der nicht gut ist“. Sammer hatte dem Team „Dienst nach Vorschrift“ vorgeworfen. Die Spieler versteckten sich hinter Coach Pep Guardiola, müssten „raus aus der Komfortzone“
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Beckenbauer hält das für „legitim“, wie er bei Sky betonte - für Hoeneß ist es völlig überzogen. „Ich verstehe, dass Matthias den Finger in die Wunde legen will“, sagte er dem kicker: „Allerdings finde ich nicht, dass wir eine Wunde haben.“ Er empfahl Sammer, „die Kirche im Dorf zu lassen. Der Feind sitzt draußen, nicht bei uns. Unsere Lage in der Bundesliga ist nicht dramatisch.“ Der FCB liegt zwei Punkte hinter Tabellenführer Dortmund. Die Borussia, meinte Hoeneß, lache sich angesichts des Sammer-Vorstoßes „doch tot“.
Hoeneß sieht "übermenschliche" Erwartungen
Wegen des Triple-Triumphs sei die Erwartungshaltung ohnehin übermenschlich. „Dieses immer weiter, immer höher wird irgendwann gefährlich, wenn wir da mitmachen“, so Hoeneß. Die Stars werden „den Schalter umlegen, da habe ich keinen Zweifel“.
Am liebsten bereits gegen den russischen Meister. Gegen den „gewinnt man nicht nebenbei“, warnte - klar: Sammer. Doch der FC Bayern, ergänzte er, starte „nicht in einen Wettbewerb, um Teilnehmer zu sein. Wir wollen das Höchstmögliche erreichen.“
Hyypiä: Leverkusen ist bereit
Bei Leverkusen verbot Sami Hyypiä derweil das Autogramme-Sammeln, Kapitän Simon Rolfes erinnert daran, „dass wir keine A-Jugend-Mannschaft sind.“ 559 Tage nach dem Albtraum-Abschied von der Champions-League-Bühne mit dem 1:7 in Barcelona bietet das Spiel im „Theater der Träume“ auch die große Chance auf ein glanzvolles Comeback.
„Am Dienstagabend werden wir bereit sind“, verkündete Teamchef Hyypiä. Der erfahrene Finne fungiert schon vor dem Anpfiff als Turm in der Schlacht, ähnlich wie beim Gewinn des Henkelpotts im Jahr 2005 mit dem FC Liverpool. „Ich hoffe, meine Spieler wollen Fußball spielen und sich nicht Autogramme von Rooney holen“, meinte er schmunzelnd.
Schmach von Barcelona ist vergessen
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Optimismus lebt auch Rolfes vor. „Wir haben keine Angst vor der Atmosphäre“, beteuerte der 31-Jährige. Die Schmach von Barcelona sei vergessen: „Die Situation ist eine ganz andere, allein schon was die Stabilität der Mannschaft angeht.“
Auch Nationalspieler Lars Bender will nicht nur zur Stadt- und Stadionbesichtigung nach Manchester fliegen. „Wir haben ein Jahr dafür geschuftet, dabei sein zu können“, sagte er: „Und wir gehen die Aufgabe nicht ohne Mut an.“
Giggs hat mehr Champions-League-Spiel als Leverkusen
Doch manchem seiner Mitspieler schien die Ehrfurcht regelrecht ins Gesicht geschrieben. Für die meisten von ihnen ist es das bisherige Highlight ihrer Karriere. Ganze 107 Champions-League-Spiele können für alle Spieler des Kaders notiert werden - die meisten mit 23 für Ersatztorwart Andres Palop. Bei United hat alleine Ryan Giggs 134-mal in der Königsklasse gespielt.
Selbst Hyypiä, der auf Gonzalo Castro (Muskelfaserriss) und Jens Hegeler (muskuläre Probleme) verzichten muss, kann sich eines gewissen Kribbelns nicht erwehren. Nach 53 Champions-League-Einsätzen als Spieler folgt nun der erste als Trainer: „Und das gleich in England, in Manchester - schön.“ (sid)
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Bayern München - ZSKA Moskau
München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Schweinsteiger - Robben, Müller, Kroos, Ribery - Mandzukic. - Trainer: Guardiola
Moskau: Akinfejew - Nababkin, Beresutskij, Wasilij Ignaschewitsch, Tschchennikow - Wernbloom, Cauna - Zuber, Honda, Vitinho - Musa. - Trainer: Slutskij
Manchester United - Bayer Leverkusen
Manchester: De Gea - Fabio, Ferdinand, Vidic, Evra - Valencia, Carrick, Fellaini (Giggs), Young - Rooney, van Persie. - Teammanager: Moyes
Leverkusen: Leno - Donati, Toprak, Spahic, Boenisch - Lars Bender, Reinartz, Rolfes - Sam, Kießling, Son. - Trainer: Hyypiä (sid)